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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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keinen Imperator, kein Gestirn des Imperiums und kein Imperium mehr. Das war beinahe zweihundert Jahre, bevor Zerika mit dem Gestirn wieder aufgetaucht ist.«
    Ich schüttelte den Kopf. Das waren einfach verdammt noch mal zu viele Schocks in verdammt noch mal zu wenigen Tagen. Ich konnte damit nicht umgehen.
    »Und jetzt«, sagte ich, »geht das Ganze von vorne los.«
    Dazu nickte Morrolan. Wir alle schwiegen eine Weile, dann sagte Morrolan leise: »Und wenn es dann passiert, Vlad, auf welcher Seite wirst du stehen?«
    Ich wich ihm aus.
    »Du weißt«, fuhr er fort, »daß ich eines der ersten Ziele für das Haus Jhereg sein würde.«
    »Das weiß ich«, sagte ich. »Ich weiß auch, daß du in vorderster Front versuchen würdest, die Organisation zu zerschlagen. Genauso wie Aliera, nebenbei bemerkt. Und außerdem wäre ich einer der ersten, hinter dem die Dragon her wären.«
    Er nickte. »Meinst du, du könntest die Jhereg überzeugen, dieses Mal ihr Opfer ziehen zu lassen?«
    Ich verneinte. »Ich bin kein Issola, Morrolan, und meine Zähne sind nicht so scharf. Und um dir die Wahrheit zu sagen, ich bin auch nicht davon überzeugt, daß ich es versuchen würde, selbst wenn ich könnte. Ich kenne alle Gründe, warum Mellar verschwinden muß, und gegen die läßt sich kaum argumentieren.«
    »Verstehe. Vielleicht kannst du sie dazu bringen, zu warten. Wie du weißt, wird er nur noch ein paar Tage hiersein.«
    »Keine Chance, Morrolan. Es geht einfach nicht.«
    Er nickte. Wieder saßen wir schweigend da; dann sagte ich: »Ich nehme nicht an, daß es irgendeinen Weg gibt, wie du ihn uns überlassen kannst, nur dieses eine Mal? Weißt du, du müßtest ihn nur hinauswerfen. Ich wollte das eigentlich gar nicht fragen, aber …«
    Aliera schaute für einen Moment gespannt auf.
    »Tut mir leid, Vlad. Nein.«
    Aliera seufzte.
    »Na schön«, sagte ich. »Das hatte ich auch nicht wirklich geglaubt.«
    Ein weiteres Mal saßen wir stumm da, dann, nach ein paar Minuten, sprach Morrolan noch einmal: »Ich muß wahrscheinlich nicht darauf hinweisen, aber ich möchte dich daran erinnern, daß, falls ihm in diesem Haus etwas, was auch immer, zustößt, ich nicht ruhen werde, bis ich den Grund dafür kenne. Ich werde mich nicht zurückhalten, auch dann nicht, wenn du es warst.
    Und wenn du es warst, oder sonst irgendein Jhereg, werde ich persönlich dem Haus den Krieg erklären, und dafür werde ich die Unterstützung eines jeden Dragon im Imperium bekommen. Wir sind jetzt schon lange Zeit Freunde, und du hast mir mehr als einmal das Leben gerettet, aber ich werde nicht zulassen, daß du oder irgend jemand sonst mit dem Mord an einem meiner Gäste davonkommt. Das verstehst du doch, oder?«
    »Morrolan«, sagte ich, »wenn ich etwas in der Art beabsichtigt hätte, dann hätte ich dich doch nicht vorher gefragt, oder? Ich hätte es schon längst getan. Wir kennen uns jetzt seit – wie lange? – vier Jahren? Es überrascht mich, daß du mich so wenig kennst, daß du glaubst, ich würde deine Freundschaft mißbrauchen.«
    Traurig schüttelte er den Kopf. »Das habe ich nie geglaubt. Ich mußte einfach nur sichergehen, daß diese Angelegenheit klar und deutlich, in aller Offenheit, zur Sprache gebracht wird, verstanden?«
    »Verstanden. Vermutlich habe ich es nicht anders verdient, nachdem ich dich das vorhin gefragt habe. Ich mach mich jetzt auf den Weg. Ich muß über die ganze Sache nachdenken.«
    Als ich aufstand, erhob er sich ebenfalls. Ich verneigte mich vor ihm, vor Aliera und vor der Totenbeschwörerin. Aliera verneigte sich ebenfalls; die Beschwörerin sah mich aus ihren dunklen Augen an und lächelte. Als ich mich zur Tür wandte, packte Morrolan mich an der Schulter.
    »Vlad, es tut mir leid.«
    Ich nickte. »Mir auch«, sagte ich.

 
     
»OFTMALS IST MAN VERWUNDERT, WELCHE TIEFEN STILLE WASSER BEDECKEN«
     
     
    Cawti kannte mich besser als jedes andere Wesen in meiner Umgebung, vielleicht mit Ausnahme von Loiosh. Sie unterdrückte jeden Wunsch nach einer Unterhaltung, den sie unter Umständen gehabt hatte, und ließ mich während unseres Essens vor mich hin brüten. Außerdem sparte sie sich jeden Kommentar, daß ich mit Kochen dran gewesen wäre, weil sie ja gestern schon für mich eingesprungen war, und bereitete in weiser Voraussicht etwas Gewöhnliches und Uninteressantes zu, damit ich mich nicht genötigt fühlte, ihr Komplimente machen zu müssen. Schlau, meine Frau.
    Unsere Wohnung war klein und lag im zweiten

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