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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Schwierigkeiten hätte, das zu tun, ohne daß ich es bemerken würde. Ich glaube außerdem, daß Morrolan mich zu sehr respektiert, um es ohne meine Zustimmung zu probieren. Und Hawkaugen sollten sowieso bei den Hawk bleiben, wo sie hingehören.
    Er nickte kurz. »Also gut«, sagte er. »Reden wir nicht mehr darüber.«
    »Offen gesagt, ich weiß nicht, was in Alieras Kopf vorgeht. Wie du vermutet hast, wollte ich gerade zu ihr, als wir uns getroffen haben. Aber wir haben nichts geplant – noch nicht. Ich hoffe, sie hat nichts ohne mich geplant.«
    Er sah grimmig aus. »Das gefällt mir noch weniger«, sagte er.
    Ich zuckte die Achseln. »Wo ich schon mal hier bin, sag mir doch, hast du diese Leibwächter überprüft?«
    »Ja, ich hab sie mir mal angesehen. Na und?«
    »Sind es Zauberer?«
    Einen Moment lang schien er mit sich zu ringen. Dann nickte er. »Ja, beide. Und ziemlich fähige noch dazu.«
    Mist. Noch mehr gute Nachrichten.
    »Na schön. Wolltest du sonst noch etwas?«
    »Nein – doch. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du Aliera im Auge behältst.«
    »Ich soll Aliera ausspionieren?«
    »Nein!« sagte er nachdrücklich. »Nur, falls sie etwas tun will, das sie vielleicht nicht tun sollte – du verstehst schon – versuch, sie davon abzubringen, ja?«
    Ich nickte, als das letzte Teil des Puzzles eingefügt wurde. Natürlich! Das war es, worum Mellar sich Sorgen gemacht hatte! Er hatte die Leibwächter, damit er nicht von einem Nicht-Jhereg umgebracht wurde. Also hatte er tatsächlich von Wegfinder gehört.
    Die Antwort auf diese letzte Rätselfrage brachte mich der Lösung des Ganzen kein Stück näher, was mich aber nicht überraschte. Ich verabschiedete mich von Morrolan und lief die Treppe hinauf zu Alieras Zimmer. Den ganzen Weg über spürte ich seine Blicke in meinem Rücken.
     
     
    »Was hat dich aufgehalten?« fragte Aliera.
    »Morrolan wollte ein bißchen plaudern.«
    Mir fiel auf, daß Aliera heute in der Tat bester Laune war. Ihre Augen strahlten hell und grün. Entspannt lehnte sie sich auf dem Bett zurück und streichelte gedankenverloren eine Katze, die mir nicht vorgestellt worden war. Loiosh und die Katze sahen einander mit abstraktem Hunger an.
    »Soso«, meinte sie. »Über was denn?«
    »Er scheint zu glauben, daß du etwas vorhast. Ich übrigens auch. Willst du es mir sagen?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und lächelte. »Möglich. Du zuerst.«
    Die Katze rollte sich auf den Rücken und verlangte, daß ihrem Bauch etwas Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Ihr langes weißes Fell sträubte sich ein wenig, als sie sich entschloß, Loioshs Anwesenheit zu ignorieren. Aliera streichelte sie.
    »He, Boß.«
    »Ja, Loiosh?«
    »Ist es nicht abscheulich, wie manche Leute sich den Launen eines blöden Tiers unterwerfen?«
    Ich behielt meine Antwort für mich.
    »Zunächst mal wird die Idee, die wir hatten, nicht funktionieren, Aliera.«
    »Warum nicht?«
    Anscheinend machte ihr das nicht die geringsten Sorgen. Meine wurden dadurch allmählich größer.
    »Aus mehreren Gründen«, sagte ich. »Hauptsache ist aber, daß Mellar nicht die Absicht hat, hier zu verschwinden.«
    Ich erklärte ihr unsere Schlußfolgerungen in bezug auf Mellars Pläne und Motive. Zu meiner Überraschung war ihre erste Reaktion so ähnlich wie meine – sie schüttelte bewundernd den Kopf. Dann, ganz langsam, färbten sich ihre Augen hart und metallisch grau. Ein Schauer durchlief mich.
    »Ich werde ihn damit nicht davonkommen lassen, Vlad. Das weißt du, oder?«
    Nun, ich hatte es nicht wirklich gewußt, aber befürchtet hatte ich so etwas schon. »Was wirst du tun?« fragte ich vorsichtig.
    Sie antwortete nicht, aber ihre Hand legte sich auf das Heft von Wegfinder.
    Mit kontrollierter, sanfter und fester Stimme sagte ich: »Wenn du das tust, ist dir doch klar, daß Morrolan gezwungen sein wird, dich zu töten.«
    »Na und?« gab sie zurück.
    »Warum überlegen wir uns nicht etwas Besseres?«
    »Zum Beispiel?«
    »Scheiße, was weiß ich? Was glaubst du, worüber ich mir in den letzten Tagen den Kopf zermartert habe? Wenn wir es irgendwie schaffen, ihn zum Gehen zu bringen, können wir immer noch den ursprünglichen Plan verfolgen – du spürst ihn mit Wegfinder auf, und dann schnappen wir ihn uns, wo immer er auch landet. Wenn ich doch nur mehr Zeit hätte!«
    »Wieviel Zeit hast du denn?«
    Gute Frage. Wenn wir ganz, ganz viel Glück hatten, würden die Neuigkeiten noch drei Tage unter dem Teppich bleiben. Aber

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