Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
nachgeprüft.«
»Gut«, antwortete der König, »und er ist in die Wüste ›Das Ende der Welt‹ gezogen, damit niemand sich mehr vor ihm entsetzen soll.«
»Ja«, sagte Jim, »aber er is' sehr nett und freundlich.«
»Das will ich wohl glauben«, erwiderte der König, »aber wenn er nun hier bei uns wohnt, werden wir uns dann nicht vor ihm erschrecken? Ich denke dabei nur an das Wohl meiner Untertanen selbstverständlich.«
Nun ergriff Lukas das Wort.
»Majestät«, sagte er, »da brauchen Sie gar keine Sorge zu haben. Zum Glück ist Lummerland ja so klein, dass man Herrn Tur Tur gar nicht von weit weg sehen kann . Und von Nahem sieht er ja ganz gewöhnlich aus, wie Sie und ich. Nur die Schiffe können ihn von Weitem sehen, aber da ist es ja gerade nützlich, dass er so groß erscheint, besonders nachts, weil er ja Leuchtturm sein soll.«
»Wenn es so ist«, erklärte König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte, dann beschließe ich hiermit, dass Herr Tur Tur geholt werden soll.«
»Na, alter Junge«, brummte Lukas zu Jim gewandt, »dann geht's jetzt also wieder los!«
»In Ordnung«, sagte Jim und strahlte, dass man seine weißen Zähne sah.
»Ach du grundgütiger Himmel!«, rief Frau Waas und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, denn sie begriff erst jetzt, was das Ganze bedeutete. »Ihr wollt doch nicht etwa wieder auf eine so schrecklich gefährliche Abenteuerfahrt gehen?«
»Liebe Frau Waas«, sagte Lukas schmunzelnd, »das wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Ich glaube kaum, dass Herr Tur Tur von selber kommt.«
»Die Audienz ist beendet«, verkündete der König. Er gab allen Untertanen und auch dem Briefträger die Hand und sie verließen das Schloss. Als er allein war, sank König Alfons der Viertel-vor- Zwölfte mit einem Seufzer der Erleichterung in die Polster seines Thrones zurück. Die vielen Beschlüsse und die Regierungskrise hatten ihn sehr erschöpft. Aber während er die Augen zu einem erquickenden Nachmittagsschläfchen schloss, lag ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen.
DRITTES KAPITEL
in dem wieder eine große Reise ins Ungewisse beginnt
Als die Gesellschaft wieder in der kleinen Küche von Frau Waas angelangt war, sagte der Briefträger: »Wie ich sehe, sind die Antwortbriefe schon fertig. Die Sache mit dem Leuchtturm ist auch beschlossen. Da kann ich also weiterfahren.«
»In welche Richtung fahren Sie denn als Nächstes?«, fragte Frau Waas. »Wenn es zufällig Mandala wäre, dann könnten Sie doch Jim und Lukas und Li Si mitnehmen. Das wäre mir eine große Beruhigung.«
»Das würde ich bestimmt gerne tun«, antwortete der Briefträger, »aber leider komme ich in nächster Zeit nicht einmal in der Nähe von Mandala vorbei. Zuerst muss ich jetzt zu den Kanarischen Inseln, dort soll ich einige Briefe abgeben und mehrere Kanarienvögel abholen, die zu ihren Verwandten in den Harz gebracht werden möchten.«
»Überhaupt«, erklärte Jim, »wollen wir doch wieder mit Emma fahren wie früher. Was meinst du, Lukas?«
»Hm«, brummte Lukas und nickte nachdenklich, »ich habe nichts dagegen. Fragt sich nur, ob diese Art zu reisen das Richtige für Li Si ist?«
»Das stimmt«, sagte Jim und blickte Li Si forschend an.
Die kleine Prinzessin kämpfte mit sich. Natürlich wäre sie furchtbar gerne einmal auf der kalfaterten Emma über das Meer gefahren, aber andererseits war ihr eine solche Reise schrecklich unheimlich. Wenn es zum Beispiel einen Sturm geben würde und sie die Seekrankheit bekäme? Oder wenn gar ein riesiger Walfisch die Lokomotive mit allen Insassen verschluckte? Oder wenn Emma ein Loch bekäme und unterginge?
Es fielen der kleinen Prinzessin plötzlich tausend entsetzliche Dinge ein, die passieren konnten. Drum sagte sie:
»Eigentlich möchte ich noch nicht nach Mandala zurück. Meine Ferien sind doch noch gar nicht zu Ende.« »Das ist sehr vernünftig!«, meinte Frau Waas. »Bleib du ruhig noch hier, Li Si! Dann habe ich jedenfalls jemanden, der mir Gesellschaft leistet und im Kaufladen hilft.«
Der Briefträger hatte inzwischen alle Antwortbriefe in seinen großen Sack gepackt. Jim und Lukas begleiteten ihn bis zur Landesgrenze. Dann verabschiedeten sie sich von ihm und der Briefträger fuhr davon.
Als das Postschiff außer Sicht war, gingen die beiden Freunde zur kleinen Bahnstation hinüber, um nach Emma und Molly zu sehen.
Jim patschte seiner kleinen Lokomotive freundlich auf den Kessel, dann drehte er sich nach Lukas um, der
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