Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
auch die Hochzeitsgäste da. Ich denke, der Vermählung steht nichts mehr im Weg. Wir sollten sie gleich heute noch feiern.«
»Ja«, sagte Jim, »ich find auch.«
Es wurde also beschlossen, das Fest noch diesen Abend in der alten Edelsteinstadt, nahe der Ostküste von Jimballa, zu begehen. Die »zwölf Unbesiegbaren« wurden vorausgeschickt, um alles vorzubereiten.
Die Kinder und ihre Familien gingen mit Jim und Lukas erst einmal nach Lummerland hinauf, von dem sie so viel gehört hatten und das sie alle gerne sehen wollten. König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte begrüßte sie in seinem kleinen Reich und gab jedem die Hand, ebenso Herr Ärmel. Frau Waas bekam vor lauter Eifer ganz knallrote Backen und kochte den ganzen Nachmittag über Kakao und buk einen goldgelben Gugelhupf nach dem andern. Und alle schmausten, auch die, die dergleichen noch nie versucht hatten, wie zum Beispiel der kleine Indianer und das Eskimokind. Die guten Sachen von Frau Waas schmeckten ihnen wunderbar, fast noch besser als die heimatlichen Büffelschnitten oder der heiße Lebertran zu Hause.
Den ganzen Nachmittag über wurden Spiele gespielt und da die Kinder ja aus aller Herren Länder kamen, wusste jedes von ihnen eines, das die anderen noch nicht kannten. Schließlich war die Gesellschaft ein wenig müde geworden von all dem fröhlichen Umtrieb. Es wurde auch schon langsam Zeit nach der Edelsteinstadt aufzubrechen, denn Jimballa war ein großes Land und der Weg war ziemlich weit.
Lukas machte die gute alte Emma fertig, denn sie sollte natürlich den großen Augenblick der Vermählung von Jim und Li Si auch miterleben. Außerdem konnten die Kinder, die unterwegs müde Beine bekommen würden, aufsitzen und eine Weile ausruhen. Und unter den zahlreichen Familienmitgliedern waren natürlich auch einige ältere Leute, Großmütter und Urgroßonkel, für die der weite Fußmarsch vielleicht doch ein wenig zu anstrengend geworden wäre.
Lukas ließ Emma pfeifen, der lange Zug ordnete sich und setzte sich in Bewegung. Die alte Lokomotive fuhr langsam voraus und hielt ab und zu an, damit die Gäste, die mit vielen »Ahs« und »Ohs« die Herrlichkeit des neuen Landes bewunderten, auch Zeit hatten, nach Herzenslust alles zu betrachten. Der Abend brach herein und als schließlich die Ebene erreicht war, auf der die Edelsteinstadt lag, war es bereits Nacht.
Aber wer schildert nun den Anblick, der sich den staunenden Blicken darbot!
Die »zwölf Unbesiegbaren« hatten überall im Innern der alten, halb verfallenen Tempel, auf den Straßen und Höfen und hinter den Mauern der Edelsteinpaläste Hunderte von Freudenfeuern entfacht. Nun funkelte die ganze Stadt in allen Farben, wie eine riesengroße Wunderampel. Darüber wölbte sich hoch und klar der Sternenhimmel. Von der nahen Küste rauschte das Meer. Es strahlte aus der Tiefe herauf in einem milden, grünen Schimmer und alle großen und kleinen Wellen hatten Schaumkronen, in denen unzählige Lichtfünkchen blitzten.
»Schau«, sagte Jim zu Li Si, mit der er Hand in Hand hinter der Lokomotive herging, »das is' das Meerleuchten!«
»Ja«, sagte die kleine Prinzessin ehrfürchtig, »und ohne Lukas und dich wäre es nicht da.«
Sie gingen mitten in die leuchtende Stadt hinein und je länger sie durch das wunderbare vielfarbige Licht der Straßen und Plätze wanderten, desto stiller wurden alle vor Staunen. Endlich näherte sich der Festzug einem großen, runden Platz, in dessen Mitte auf einem stufenförmigen Sockel ein schneeweißer Steinthron stand. In ihm waren die geheimnisvollen Worte eingegraben:
JE LÄNGER, JE LIEBER.
Rund um den Platz standen die »zwölf Unbesiegbaren« im Kreis, wie die Ziffern auf einer riesigen Uhr, und hielten brennende Fackeln in den Händen. Als sie Jim und Li Si kommen sahen, riefen sie mit mächtigen Stimmen: »Unser Brautpaar, es lebe hoch! Hoch! Hoch!«
Und dann stimmten sie ihr neues Lied an.
Während des Gesanges stellten sich die Kinder mit ihren zahlreichen Familien ebenfalls in einem großen Kreis um den Thron und jubelten dem Prinzenpaar zu.
Jim und Li Si waren vor den Stufen des Thrones stehen geblieben. Und nun traten Frau Waas und Lukas zu den beiden Kindern und brachten ihnen die Hochzeitskleider. Der kleinen Prinzessin legte Frau Waas einen weißen, silber- und perlenbestickten Königinnenmantel um die Schultern, dessen große Schleppe über den Boden glitt. Sie setzte ihr den Brautkranz auf mit einem langen, weißen Schleier. Dann legte
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