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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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lagen,
aber die vierte, die in der Mitte, war die höchste. Die fünfte war wieder
niedriger, die sechste noch niedriger, und die siebente entsprach in der Höhe
wieder der ersten.
    Dieser Umstand rettete die beiden
Freunde, denn sie konnten ihre fliegende Lokomotive nun langsam wieder in Zonen
hinuntersinken lassen, wo es mehr Luft gab. Und so kamen sie allmählich wieder
zu Atem.
    Hinter der letzten Bergkette, das
wußten sie noch von ihrer ersten großen Reise her, lag die Wüste „Das Ende der
Welt“, die so flach war wie ein Nudelbrett. Es konnte nicht allzu schwer sein,
dort zu landen. Lukas war inzwischen schon so geübt im Steuern, daß es ihm ohne
Schwierigkeiten gelang, seine Emma ruhig und sicher auf dem Sand der Wüste
aufzusetzen. Die Lokomotive rollte aus und blieb stehen.
    „So, alter Junge“, sagte Lukas, „da
wären wir.“
    „Famos!“ antwortete Jim und seufzte
erleichtert.
    „Und damit“, meinte Lukas und streckte
sich, daß seine Gelenke knackten, „haben wir für heute genug getan, finde ich.“
    „Ich find’ auch“, sagte Jim.
    Also krochen sie in ihr Führerhäuschen,
wickelten sich in ihre Decken, gähnten herzhaft, aber sie gähnten nicht einmal
richtig zu Ende, denn mitten drin waren sie schon eingeschlafen. So müde waren
sie. Und das kann man schließlich verstehen.
     
     
     
     
     

DREIZEHNTES KAPITEL
 
in dem die Freunde für eine Fata Morgana gehalten werden
     
    Am nächsten Morgen standen Jim und
Lukas in aller Frühe auf. Sie wollten noch vor Sonnenaufgang die Oase von Herrn
Tur Tur, dem Scheinriesen, erreichen. Denn sobald es wärmer wurde, stand zu
befürchten, daß die verwirrenden Spiegelbilder der Fata Morgana wieder ihr
tolles Spiel trieben. Mit ziemlichem Unbehagen erinnerte sich Jim daran, wie
diese Naturerscheinung sie bei ihrer ersten Fahrt durch die Wüste in die Irre
geführt hatte, bis sie schließlich nach stundenlanger Fahrt zu ihrer eigenen
Spur zurückgekehrt waren. Nein, da war es schon besser, noch vor Beginn der
großen Hitze das sichere kleine Haus des Scheinriesen zu erreichen.
    Außerdem knurrten den beiden Freunden
ihre Mägen ziemlich vernehmlich. Am gestrigen Abend waren sie ja auch schon
ohne Essen schlafen gegangen.
    „Höchste Zeit“, sagte Lukas, während sie
beide auf dem Dach der Lokomotive Platz nahmen und er die Zügel der
Magnetanlage ergriff, „höchste Zeit, daß wir was zu essen bekommen. Ich hab
schon einen Appetit, daß ich den Schirm von meiner Mütze aufessen könnte.“ Jim
nickte verschlafen.
    „Ein Butterbrot wär’ mir aber lieber“,
murmelte er.
    „Mir auch“, antwortete Lukas fröhlich,
„und ich möchte wetten, in einer halben Stunde steht ein ganzer Stapel davon
vor uns auf dem Tisch von Herrn Tur Tur.“
    Damit zog er an der rechten Leine, das
„Perpetumobil“ erhob sich sanft in die Luft und schwebte in geringer Höhe, aber
mit zunehmender Geschwindigkeit in die Wüste hinein.
    Das Land lag kahl und gleichförmig vor
den Augen der Reisenden, aber am Himmel spielte die Morgendämmerung in den
wundervollsten Farben, die von Minute zu Minute mannigfaltiger und prächtiger
wurden. Doch die beiden Freunde hatten diesmal kein sehr großes Interesse für
die Schönheiten des Wüstenhimmels, sondern spähten mit aller Aufmerksamkeit
nach der Oase und dem Häuschen von Herrn Tur Tur aus. Sie mußten es unbedingt
finden, ehe die Sonne zu steigen begann und die Hitze die Luft zum Flimmern und
Spiegeln brachte.
    Da Lukas nicht genau wußte, wo die Oase
in der Wüste lag (das letzte Mal hatte ihnen ja der Scheinriese selbst den Weg
gewiesen), ließ er das ,Perpetumobil’ in einer weiten Zick-Zack-Linie über der
Wüste kreuzen. Aber offenbar hatte er sich die Sache einfacher vorgestellt, als
sie wirklich war, denn nicht einmal das oberste Blatt einer Palme tauchte am
Horizont auf, geschweige denn ein Hausdach oder gar ein Teich mit
Springbrunnen.
     „Wenn Herr Tur Tur irgendwo
herumwandert“, meinte Lukas nach einer Weile beruhigend zu Jim, „dann werden
wir ihn ganz bestimmt sehen. Schließlich ist er ja ein Scheinriese.“
    In diesem Augenblick hob sich die Sonne
über den Horizont und überflutete die Wüste mit ihren sengenden, gleißenden
Strahlen. Die beiden Freunde mußten ihre Augen mit den Händen beschatten, so
geblendet waren sie von diesem flammenden Licht.
    Jetzt haben wir nicht mehr viel Zeit“,
sagte Lukas, „bald wird die Fata Morgana anfangen, und dann hat es kernen Zweck
mehr, weiter zu

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