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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Lokomotivführerhunger,
wenn Sie verstehen, was das heißt.“
    Das Gesicht des Scheinriesen wurde
sofort wieder traurig.
    Er seufzte tief.
    „Wie gerne würde ich euch in mein
kleines Haus an der Oase führen, meine beiden Freunde. Und wie gerne wollte ich
euch das leckerste Frühstück bereiten, das ihr je gegessen habt. Aber es ist
unmöglich.“
    „Gibt es denn das Haus nicht mehr?“
erkundigte sich Jim betroffen. „Doch“, versicherte Herr Tur Tur, „soweit ich es
aus der Ferne beurteilen konnte, ist das Haus noch unversehrt. In seine Nähe
habe ich mich freilich seit einigen Tagen nicht mehr gewagt. Nur einmal, des
Nachts, um meine Wasserflasche zu füllen, denn sonst hätte ich verdursten
müssen. Aber um diese Zeit schlief er.“
    „Wer?“ fragte Jim verwundert.
    „Der Unhold, der mein Haus besetzt hält
und vor dem ich in die Wüste geflohen bin.“
    „Was für ein Unhold?“ rief Lukas.
    „Es ist ein greuliches Ungetüm, mit
einem riesigen Maul, entsetzlich anzusehen, und mit einem langen Schwanz. Und
es läßt Rauch und Feuer aus seinem Maul sprühen und vollführt einen furchtbaren
Lärm mit gräßlicher Stimme.“
    Jim und Lukas wechselten einen
erstaunten Blick.
    „Kein Zweifel“, meinte Lukas, „es
handelt sich um einen Drachen.“
    „Ich glaub’ auch“, nickte Jim.
    „Es ist wohl möglich“, fuhr der
Scheinriese fort, „daß man derartige Ungeheuer als Drachen bezeichnet. Ihr
werdet das gewiß besser wissen, denn ihr habt ja inzwischen mit diesen Wesen zu
tun gehabt, nicht wahr?“
    „Und ob“, sagte Lukas. „Wir haben mit
diesen Biestern Erfahrung. Kommen Sie, lieber Herr Tur Tur, wir fahren jetzt
sofort zu Ihrer Oase und sehen uns den Besucher einmal genauer an.“
    „Nie im Leben!“ rief der Scheinriese
erschrocken. „Niemals werde ich mich in die Nähe dieses gefährlichsten aller
Ungetüme begeben!“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die
beiden Freunde den Scheinriesen davon überzeugt hatten, daß sie ohne seine
ortskundige Führung die Oase und das Häuschen nicht finden würden, vor allem
auch deswegen, weil die Fata Morgana inzwischen schon ein wenig begonnen hatte.
Es war zwar noch nicht sehr schlimm, nur ein Kamel, das auf Schlittschuhen über
den Wüstensand dahinglitt und in der Ferne zwei Fabrikschornsteine, die
vorläufig etwas unschlüssig hin und her gingen, als ob sie auf irgendein Teil
warteten, das ihre Erscheinung vervollständigen sollte. — Aber das Treiben der
sonderbaren Spiegelbilder in der Luft würde bald stärker und stärker werden,
und dann war nicht mehr daran zu denken, sich zurechtzufinden.
    Schließlich überwand Herr Tur Tur seine
Furcht, nachdem die beiden Freunde ihm fest versprochen hatten, ihn zu
beschützen. Sie kletterten alle drei auf das Dach der Emma und fuhren los.
Lukas verzichtete vorläufig darauf, die Lokomotive fliegen zu lassen, um den
Scheinriesen nicht noch mehr zu ängstigen. Er lenkte sie durch die Magnetanlage
so, daß sie ordentlich wie jede gewöhnliche Lokomotive auf ihren Rädern
dahinrollte. Herr Tur Tur war viel zu aufgeregt, um zu bemerken, daß es diesmal
eine ganz andere Kraft war als Dampf und Feuer, wodurch Emma sich vorwärts
bewegte.
     
     
     
     
     

VIERZEHNTES KAPITEL
 
in dem ]im und Lukas zwei Freunde vor zwei Ungeheuern
retten
     
    Als schließlich die Oase mit ihrem
Palmenwäldchen und dem kleinen weißen Haus in der Ferne auftauchte, hielt Lukas
das ,Perpetumobil’ an und fragte:
    „Gibt es in Ihrem Haus Sachen, die aus
Eisen sind, Herr Tur Tur?“ Der Scheinriese überlegte.
    „Ja“, antwortete er, „ein paar Sachen
sind aus Eisen, obwohl ich mir ja das meiste aus Holz und Steinen selbst
gebastelt habe. Aber der Kochtopf zum Beispiel, oder das Küchenmesser...“
    „Gut“, unterbrach ihn Lukas, „dann
wollen wir vorsichtshalber nicht näher heranfahren, sonst gibt es vielleicht
ein rechtes Durcheinander.“
    „Wieso?“ erkundigte sich der
Scheinriese.
    „Das erklären wir Ihnen später“, meinte
Lukas. „Sie bleiben jetzt am besten hier bei Emma. Jim und ich gehen zu Fuß zum
Haus und kundschaften die Lage aus.“
    „Oh!“ rief der Scheinriese erschrocken.
„Ich soll ganz allein hier bleiben? Und wenn nun das Ungeheuer kommt? Ihr habt
doch versprochen, mich zu beschützen.“
    „Sie können sich ja im Kohlentender
verstecken“, schlug Lukas freundlich vor.
    Also kroch der Scheinriese in Emmas
Tender und machte sich so klein wie möglich. Die beiden Freunde gingen auf

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