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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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blauen und gelben Tüpfelchen wurden hellgelb und hellblau.
    „Ach du meine Güte!“ schrie er ganz
außer sich. „Aber warum — warum hat er denn dann nicht — wieso hat er mich
nicht gefangen?“
    „Weil er schreckliche Angst vor dir
hatte“, antwortete Lukas. Nepomuks Augen wurden rund und glänzend.
    „Angst vor mir?“ fragte er ungläubig.
„Ist das wirklich wahr? Der große schreckliche Riese hatte Angst vor mir? Hat
er gemeint, daß ich ein gefährlicher, bösartiger Drache bin?“
    „Ja“, erwiderte Jim, „das hat er
gemeint.“
    „Ich glaube“, sagte Nepomuk, „dieser
Riese ist ein sehr netter Mann. Könntet ihr ihm vielleicht meine besten Grüße
ausrichten und ihm sagen, daß ich gern mal sehen täte, wie er sich fürchtet.
Bis jetzt hat sich nämlich noch nie jemand richtig vor mir gefürchtet, und das
ist ziemlich schlimm für einen kleinen Drachen.“
    „Einen Halbdrachen“, verbesserte Jim.
    „Ja, ja“, gab Nepomuk ungeduldig
zurück, „aber das müßt ihr dem Riesen ja nicht gleich auf die Nase binden.“
    „Gut“, meinte Lukas, „aber wenn wir
Herrn Tur Tur nicht sagen, daß du in Wirklichkeit kein gefährlicher und
bösartiger Drache, sondern ein netter und hilfsbereiter Halbdrache bist, dann
wird er vor dir weglaufen und du kannst seine Bekanntschaft nicht machen.“

    Nepomuk kratzte sich nachdenklich auf
dem Kopf.
    „Schade“, murmelte er enttäuscht, „ich
hätte mich so gern einmal mit jemand angefreundet, der immerfort aus lauter
Angst vor mir zittert. Das wäre eine richtig schöne Freundschaft gewesen. Aber wenn
ihr meint, es geht nicht... dann sagt es ihm eben. Wahrscheinlich wird er sich
dann nicht mehr viel aus mir machen.“
    „Im Gegenteil“, versicherte Lukas, „das
wird ihm viel lieber sein. Du mußt nämlich wissen, daß er selbst auch kein
richtiger Riese ist, sondern ein Scheinriese.“
    „Ach, wirklich?“ quiekte Nepomuk hoffnungsvoll.
„Und was ist das, ein Scheinriese?“
    Und während die beiden Freunde den
Halbdrachen über die sonderbare Eigenschaft von Herrn Tur Tur aufklärten,
machten sie sich gemeinsam auf den Weg zu ihrer Lokomotive. Als sie diese
erreicht hatten, rief Lukas: „Kommen Sie unbesorgt aus dem Tender heraus, Herr
Tur Tur. Es besteht kein Grund mehr zur Angst.“
    „Wahrhaftig?“ war die dünne Stimme des
Scheinriesen zu vernehmen. „Habt ihr das schreckliche, gefährliche Ungeheuer so
schnell besiegt?“
    „Hört ihr?“ flüsterte Nepomuk
geschmeichelt. „Er meint mich!“
    „Wir haben es nicht besiegt“, rief
Lukas zurück, „weil es gar nicht nötig war. Das Ungeheuer ist nämlich ein guter
Freund von uns. Er heißt Nepomuk und ist ein Halbdrache und hat uns schon
einmal sehr große Dienste erwiesen.“
    „Ja“, fügte Jim hinzu, „und er is’ sehr
nett.“
    Nepomuk schlug die Augen nieder und
trat beschämt von einem Fuß auf den anderen. Aber nicht etwa aus
Bescheidenheit, sondern weil es für einen Drachen eine rechte Schande ist,
keine richtig schlimmen Eigenschaften zu haben.
    „Aber wenn er so nett ist“, hörte man
nun wieder die Stimme des Scheinriesen aus dem Tender, „warum hat er dann mein
Häuschen besetzt und mich daraus vertrieben?“
    „Er hatte bloß Angst vor ihnen, Herr
Tur Tur“, gab Lukas zurück. „Er wollte sich nur vor Ihnen verstecken.“
    Nun erschien das Gesicht des
Scheinriesen über dem Rand des Tenders. „Ist das wahr?“ fragte er und blickte
ganz bekümmert drein. „Er hat sich also vor mir gefürchtet? Oh, das tut mir
aber leid, das tut mir ganz schrecklich leid! Wo ist er, der arme Nepomuk,
damit ich mich sogleich bei ihm entschuldige.“
    „Das hier bin ich“, quiekte Nepomuk.
    Herr Tur Tur kletterte umständlich aus
dem Tender heraus und schüttelte dem Halbdrachen herzlich die Tatze.
    „Verzeihen Sie, lieber Freund“, rief
er, „daß ich Sie erschreckt habe! Ich bin untröstlich!“
    „Macht nichts“, antwortete Nepomuk und
lächelte mit seinem Riesenmaul, „und vielen Dank, Herr Scheinriese, daß Sie
sich vor mir gefürchtet haben. Hat mich sehr gefreut!“
    „Und nun“, sagte Lukas, „müssen wir
Ihnen erzählen, weshalb wir zu Ihnen gekommen sind, Herr Tur Tur. Aber ehe wir
damit anfangen — „
    „Ehe wir damit anfangen“, fiel ihm der
Scheinriese ins Wort, „wollen wir gemeinsam frühstücken. Darf ich meine lieben
und verehrten Gäste bitten, mir ins Haus zu folgen!“
    „Gern!“ sagten Lukas und Jim wie aus
einem Mund. Sie nahmen Nepomuk in

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