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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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die Mitte und schritten Arm in Arm hinter dem
Scheinriesen her. Die gute alte Emma mußte leider bleiben wo sie war. Deshalb
faßte sie sich in Geduld und benützte die Zeit zu einem kleinen Nickerchen.
     
     
     
     
     

FÜNFZEHNTES KAPITEL
 
in dem Lukas und Jim einen
Großengurumuschmagnetfelsenklippenwärter finden
     
    Als sie alle vier schließlich um den
runden Tisch in Herrn Tur Turs Haus saßen und eben mit dem leckeren Frühstück,
das der Scheinriese in aller Eile bereitet hatte, beginnen wollten, fragte
Nepomuk plötzlich: „Und was krieg ich?“
    Auf dem Tisch dampfte eine große Kanne
Feigenkaffee, dazu gab es Kokosnußmilch und Traubenzucker. Daneben stand ein
großer Teller voll Affenbrot und Johannesbrot, bestrichen mit Kakteenhonig und
Granatapfelmus. Ferner gab es Dattelplätzchen, gebackene Bananenscheibchen und
Ananaskringel, sowie Mohnkuchen, geröstete Kastanien und dazu Nußbutter. Bei
dieser Aufzählung wird meinen Lesern hoffentlich wieder einfallen, daß Herr Tur
Tur sich nur von Pflanzen ernährte, weil er ein großer Tierfreund war. Man
nennt solche Leute Vegetarier.
    Nun wird ja gewiß jedermann zugeben,
daß dieses Frühstück einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen
konnte. Aber der arme Nepomuk blickte verstört auf dem ganzen Tisch herum und
machte ein weinerliches Gesicht. Eine große Schüssel glühende Lava wäre ihm
viel lieber gewesen, oder wenigstens ein Eimer voll brodelndem Teer. Aber
dergleichen war in der Oase von Herrn Tur Tur natürlich nicht zu finden.
    Jim und Lukas erklärten dem
Scheinriesen, was es mit der Nahrung von Halbdrachen für eine Bewandtnis hatte.
    „Was machen wir denn da nur?“ fragte
Herr Tur Tur ganz unglücklich. Er wollte auf keinen Fall ungastlich sein, aber
wo sollte er in der Eile ein passendes Essen für Nepomuk hernehmen? Schließlich
gab der Halbdrache sich wohl oder übel mit einer großen Pfanne voll geröstetem
Wüstensand zufrieden. Das war zwar nicht gerade sein Leibgericht, aber besser
als gar nichts war es immer noch.
    Und sein Hunger war ganz beträchtlich.
    Nachdem sie alle gegessen und Nepomuk
laut und vernehmlich gerülpst hatte, wobei ihm zwei rosafarbene Rauchwölkchen
aus beiden Ohren pufften, sagte Herr Tur Tur:
    „Und nun, meine lieben Freunde,
berichtet mir bitte, was mir die Freude eures Besuches verschafft!“
    „Nein“, quiekte Nepomuk vorlaut, „ich
will zuerst meine Geschichte erzählen!“
    Jim und Lukas wechselten einen
belustigten Blick. Der kleine Halbdrache hatte sich inzwischen gar nicht
verändert. Er bemühte sich nach wie vor, sich so ungezogen und flegelhaft zu
benehmen wie ein reinrassiger Drache.
    „Ich war...“, begann Nepomuk, aber Herr
Tur Tur unterbrach ihn mit strengem Gesicht und sagte: „Da Sie nun bei uns
sind, mein lieber Nepomuk, und nicht mehr unter Ihresgleichen, bitte ich Sie,
sich unseren Sitten anzupassen.“
    „Pa!“ machte Nepomuk kleinlaut. Er zog
ein beleidigtes Gesicht, aber er hielt zunächst seinen unverhältnismäßig großen
Mund. „Tja“, begann Lukas, nachdem er sich gemächlich seine Pfeife angesteckt
und einige Wölkchen zur Decke geblasen hatte, „die Sache ist die: Wir brauchen
auf Lummerland unbedingt einen Leuchtturm. Und da hatte nun mein Freund Jim
Knopf die ausgezeichnete Idee, Sie zu bitten, diesen wichtigen Beruf in unserem
Land auszuüben. Niemand auf der ganzen Welt ist dazu so befähigt wie Sie, Herr
Tur Tur.“
    „Wie meinen Sie das?“ fragte Herr Tur
Tur überrascht.
    Und nun erklärten Jim und Lukas
gemeinsam, wie sie sich die Sache vorstellten. Der Scheinriese begann immer
mehr zu strahlen, und nachdem die beiden Freunde ihm auch noch versichert
hatten, daß niemand auf der Insel sich vor ihm erschrecken würde, weil man gar
nicht so weit von ihm weggehen könnte, daß man ihn riesengroß sehen würde, da
sprang der feine alte Herr vor Begeisterung von seinem Stuhl auf und rief:
    „Wie danke ich euch, meine beiden
Freunde! Nun ist mein größter Wunsch erfüllt! Ich werde nicht nur in einem Land
leben, wo niemand vor mir erschrickt, sondern ich werde außerdem noch meine
besondere Eigenschaft zum Nutzen anderer verwenden können! Oh, ihr habt einen
alten Mann unsagbar glücklich gemacht!“ In den Augen des Scheinriesen
schimmerten Freudentränen.
    Lukas stieß dicke Rauchwolken aus
seiner Pfeife, wie immer, wenn er gerührt war, und brummte: „Freut mich, Herr
Tur Tur, wenn Sie einverstanden sind. Wir können Sie gut brauchen.

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