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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Schließlich mußte der König
die Tatsache eben auf Treu und Glauben hinnehmen.
    Danach gingen alle zum Haus von Frau
Waas, und während sie in der kleinen Küche frühstückten, erzählten die beiden
Freunde ihre Erlebnisse.
    Als sie damit fertig waren und die
Zuhörer bewegt schwiegen, weil ihnen allen der Verlust der kleinen Lokomotive
zu Herzen ging, sagte Li Si plötzlich in die Stille:
    „Ich glaube, ich weiß, wer Molly hat.“
    Jim blickte sie überrascht an.
    „Wie haben die Magnetklippen genau
ausgesehen?“ fragte die kleine Prinzessin.
    Lukas beschrieb sie noch einmal in
allen Einzelheiten und zeichnete sogar die Umrisse auf ein Blatt Papier.
    „Das sind sie!“ rief Li Si. „Ich
erkenne sie genau wieder. Es sind dieselben eisernen Klippen, wo die Seeräuber
mich dem Drachen Mahlzahn übergeben haben. Die Dreizehn haben Molly geraubt!“
Lukas blickte Jim betroffen an, dann schlug er mit der Faust auf den Tisch, daß
Tassen und Teller in die Höhe sprangen.
    „Donnerwetter nochmal, Jim“, dröhnte er,
„weshalb ist uns das nicht sofort eingefallen, als wir die Eisendinger gesehen
haben? Schließlich gibt’s ja dergleichen nicht dutzendweise im Meer. Jetzt weiß
ich auch, wer den Magneten kaputtgemacht hat: Der Drache natürlich! Damals, als
er Li Si in Empfang nahm. Sonst hätte ja das Piratenschiff nicht zu den Klippen
kommen können, ohne zerschmettert zu werden.“
    Er paffte mit halb geschlossenen Augen
vor sich hin, dann fuhr er fort: „Na, mit der ,Wilden 13’ haben wir ja sowieso
noch ein Hühnchen zu rupfen. Erst haben sie Jim irgendwo geraubt und in das
Paket gesteckt, um ihn zu Frau Mahlzahn zu schicken, und jetzt haben sie auch
noch seine Lokomotive gestohlen. Die Kerle sollen nichts zu lachen haben, wenn
wir sie kriegen. Fragt sich nur, wie wir sie kriegen. Der Ozean ist groß, und
sie können überall zwischen Südpol und Nordpol herumsegeln.“
    Nun, zunächst konnten die beiden
Freunde nichts zur Rettung der kleinen Lokomotive unternehmen. Sie mußten wohl
oder übel abwarten, bis sich ihnen irgendein Anhaltspunkt bot, wo sie die
„Wilde 13“ finden konnten.
    So vergingen einige Tage.
    Herr Tur Tur wohnte vorläufig bei Herrn
Ärmel, während Lukas und Jim ihm ein nettes kleines, weißes Haus mit grünen
Fensterläden auf Neu-Lummerland bauten. Er selbst half natürlich auch fleißig
mit, und so ging die Arbeit rasch vorwärts.
    In den Nächten stellte sich Herr Tur
Tur, wie vorgesehen, auf den Gipfel des Berges und hielt eine Laterne in der
Hand. Schiffe kamen zwar vorläufig noch keine vorüber, aber der Scheinriese
wollte sich gern in seinem neuen Beruf einüben. Außerdem, meinte er, könne man
ja nie wissen, ob sich nicht doch vielleicht einmal ein Schiff verirrte.
    Jims Wesen war seit der letzten
Rückkehr verändert. Er war ernster geworden. Manchmal, wenn der Junge in
Gedanken versunken und schweigend arbeitete, blickte Li Si ihn verstohlen und
beinahe ehrfürchtig von der Seite an.
    „Ich habe solche schreckliche Angst um
dich gehabt, Jim“, gestand sie ihm einmal, „die ganze Zeit über, als ihr weg
wart. Um Lukas auch, aber um dich noch viel mehr.“
    Jim lächelte sie an.
    „Wenn Lukas dabei is’“, sagte er, „dann
passiert einem nichts.“ Ungefähr eine Woche mochte seit der Rückkehr vergangen
sein, als eines Abends spät noch unvermutet das Postschiff am Strand von
Lummerland anlegte.
    Lukas, der gerade in seinem Bahnhof bei
Emma stand, begrüßte den Briefträger.
    „Alle Achtung!“ sagte der. „Da habt ihr
ja einen tollen Leuchtturm, wahrhaftig. Man sieht ihn schon aus fünfzig Meilen
Entfernung. Ist das wirklich der Scheinriese, den ihr holen wolltet? Im Dunkeln
sieht man nämlich nur die Laterne leuchten.“ Lukas führte den Postboten auf den
Berggipfel und machte ihn mit Herrn Tur Tur bekannt, und der Scheinriese freute
sich und war stolz, denn es war ja das erste Mal, daß er sich wirklich als
Leuchtturm bewährt hatte. Dann gingen sie zu Frau Waas.
    „Ich habe da nämlich einen Brief“,
sagte der Postbote, „auf dem wieder mal so eine verrückte Adresse steht, wie
auf dem Paket, in dem Jim Knopf war. Und da habe ich gedacht, ich bringe den
Brief auch am besten zu Frau Waas.“
    Sie traten in die kleine Küche. Jim und
Li Si spielten gerade „Mensch ärgere dich nicht“, und Frau Waas strickte
Strümpfe. Als sie den Brief sah, erschrak sie.
    „Nehmen Sie den Brief lieber wieder
mit“, rief sie sofort, „ich will lieber gar nicht wissen,

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