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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Molly
is’ nicht hier unten.“
    „Ja“, sagte Herr Tur Tur und begann
gleichfalls zu gähnen, wobei er sich höflich die Hand vor den Mund hielt,
„vielleicht ist sie doch nicht ins Wasser gefallen.“
    „Ins Wasser gefallen schon“, meinte Jim
schläfrig, „aber nicht untergegangen. Sie war doch kalfatert. Vielleicht is’
sie von den Wellen davongetrieben worden.“
    „Auch möglich“, brummte Lukas, „das
wäre allerdings ganz verflixt unangenehm, denn der Ozean ist groß. Da können
wir lange suchen.“
    „Die Meerleute könnten uns doch
vielleicht helfen“, sagte Jim und gähnte noch einmal.
    „Geht es euch eigentlich ebenso?“
fragte Herr Tur Tur nach einer Weile. „Ich werde plötzlich von einer
unwiderstehlichen Müdigkeit erfaßt.“
    „Ja“, antwortete Jim, der kaum noch zu
gähnen aufhören konnte, „was is’ das nur?“
    Auch Lukas war eben dabei, herzhaft zu
gähnen. Plötzlich unterbrach er sich und starrte Jim und Herrn Tur Tur an.

     
    „Der Sauerstoff!“ stieß er hervor. „Das
ist keine gewöhnliche Müdigkeit. Der Sauerstoff geht uns aus! Wißt ihr, was das
bedeutet?“
    „Daß es das beste sein dürfte“,
erwiderte Herr Tur Tur ängstlich, „so schnell wie möglich an die Oberfläche
zurückzukehren.“
    „Richtig“, knurrte Lukas. Er klopfte
gegen das Fenster, und der Schildnöck, der sich neben seine Verlobte auf das
vordere Ende der Lokomotive gesetzt hatte, kam mit langsamen Bewegungen herbei
und guckte durch die Scheibe. Lukas bedeutete ihm durch Gesten, daß sie dringend
an die Oberfläche zurückkehren müßten. Uschaurischuum nickte und schwamm
langsam zu Sursulapitschi, um ihr den Wunsch der Reisenden mitzuteilen. Die
Meerprinzessin lenkte die Tierchen unverzüglich nach aufwärts, das vordere Ende
der Lokomotive ruckte ein paarmal hoch, fiel aber immer wieder zurück. Emma war
zu schwer.
    Der Schildnöck kam zum Fenster
zurückgeschwommen, schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. Am
Gesichtsausdruck der drei Insassen mochte er wohl erkennen, daß die
Angelegenheit anfing, ernst zu werden. Er machte eine beruhigende Handbewegung
und kehrte zu der Seejungfrau zurück, um mit ihr zu beraten. „Wenn wir das
Wasser aus dem Kessel ablassen“, murmelte Jim, dem trotz der Gefahr beinahe die
Augen zufielen, „dann würde Emma von selbst aufsteigen.“
    „Unter Wasser kann man kein Wasser
ablaufen lassen“, erklärte Lukas. „Da haben wir eine riesige Dummheit gemacht.“
    „Und wenn wir einfach aussteigen und
nach oben schwimmen?“ schlug Jim vor. Aber Lukas schüttelte den Kopf.
    „Es ist viel zu weit bis zur
Oberfläche. Wir müßten unterwegs ertrinken.“
    „Und was machen wir jetzt?“ fragte Herr
Tur Tur mit bebender Stimme.
    „Abwarten“, antwortete Lukas. „Hoffen
wir, daß denen da draußen was einfällt.“
    Dann machte er sich an der eisernen
Verschlußplatte des Kohlennachschublochs zu schaffen. Er schob sie langsam und
vorsichtig zur Seite, um zu prüfen, ob Wasser in den Tender eingedrungen war.
Etwa ein halber Eimer voll war zwar durch die Fugen des Deckels gesickert und
floß nun auf den Boden der Kajüte, aber durch das Öffnen der Verschlußplatte
strömte zugleich die unverbrauchte Luft, die vorher im Tender eingeschlossen
war, herein.
    „Damit kommen wir noch ein Weilchen
aus“, sagte Lukas.
    „Wie lange?“ fragte Herr Tur Tur.
    „Keine Ahnung“, antwortete Lukas, „fürs
erste reicht’s jedenfalls. Wir müssen jetzt aufhören zu sprechen, sonst
verbrauchen wir zu viel Luft. Die da draußen scheinen zu einem Entschluß
gekommen zu sein.“
    Und so war es auch. Dem Schildnöck war
eingefallen, daß Nepomuk um Mitternacht das Meerleuchten anstellen würde. Das
konnte vielleicht schon bald sein. Man mußte also die Lokomotive zuerst einmal
so schnell wie möglich aus dem Anziehungsbereich der eisernen Klippen bringen.
Die einzige Möglichkeit, Emma wieder an die Wasseroberfläche zu bringen, war,
mit ihr zu einer Insel zu fahren, deren Strand unter Wasser vom Meeresgrund aus
so sanft anstieg, daß die Seepferdchen die Lokomotive hinaufziehen konnten.
Sursulapitschi kannte eine solche Insel. Zwar lag dies Eiland ziemlich weit
entfernt, aber wenn sie sich sehr beeilten, dann konnten sie vielleicht noch
rechtzeitig hinkommen. Da keine Zeit zu verlieren war, trieb Sursulapitschi die
Legion Seepferdchen sofort zu äußerster Eile an, und die Tierchen galoppierten
los. Schweigend und voller Spannung beobachteten die Reisenden

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