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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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im
Führerhäuschen, wie die Lokomotive sich plötzlich mit erstaunlicher
Geschwindigkeit von den eisernen Klippen entfernte.
    „Sie wissen scheint’s was“, sagte Jim
leise und mit hoffnungsvollem Ton, „ich bin gespannt, wo sie uns hinfahren.“
    „Nicht reden“, antwortete Lukas, „wer
weiß, wie lange es dauern wird.“
    Und dann schwiegen sie wieder und
starrten durch die Scheiben auf den Meeresgrund hinaus, der wie eine Landschaft
schnell und immer schneller vorüberzog.
    Zuerst waren es eine Zeitlang nur
Sandberge, zwischen denen sie durchfuhren. Hier schien nichts zu leben als
einige riesengroße Krebse, die wie Felsbrocken herumsaßen.
    Nach einer Weile kamen sie an einen
tiefen Graben, der sich wie ein Riß quer durch den ganzen Meeresgrund zog. Sursulapitschi
und Uschaurischuum trieben die Seepferdchen zu noch größerer Geschwindigkeit an
und setzten einfach mitsamt der Lokomotive über den Abgrund hinweg.
Wohlbehalten landeten sie auf der anderen Seite, und die Fahrt ging mit
unverminderter Geschwindigkeit weiter. Die silbernen Haare der Seejungfrau
wehten seltsam und schlangengleich hinter ihr her.
    Wie lange die Fahrt schon gedauert
haben mochte, konnte keiner der Reisenden mehr sagen. Es mußte auf Mitternacht
zugehen. Aber aus dem Anziehungsbereich des großen Magneten waren sie wohl
schon heraus. Die drei im Führerhäuschen kämpften gegen die große
Schläfrigkeit, die immer unwiderstehlicher von ihnen Besitz ergriff. Würden sie
das unbekannte rettende Ziel erreichen, ehe es zu spät war?
    Plötzlich ging die Fahrt deutlich
spürbar ein wenig nach oben. Eine Weile schien es, als hätten sie bereits eine
Insel erreicht. Aber dann wurde der Boden wieder waagerecht, und es ging nur
noch vorwärts. Jim konnte die Augen kaum noch aufhalten. Lukas ging es nicht
viel besser, und der Scheinriese war bereits eingeschlafen und atmete nur noch
schwach.
    Wie im Traum sahen die beiden Freunde
zuletzt noch draußen vor den Fenstern eine wunderbare Landschaft vorüberziehen.
Korallenwälder wechselten ab mit weiten Wiesen aus Luftperlenblumen. Und dort,
diese Berge und Felsen — waren sie nicht aus vielfarbigen, durchscheinenden
Edelsteinen? Jetzt fuhren sie, wie es schien, über eine gewaltige, geschwungene
Brücke. Gab es denn Brücken hier unten? Und nun — war das nicht eine uralte,
versunkene Stadt mit Palästen und wunderbaren Tempeln, alle erbaut aus
denselben, vielfarbigen Edelsteinen?

    In diesem Augenblick mußte Nepomuk den
großen Magneten in Gang gesetzt haben, denn der ganze Meeresgrund ringsumher
lag plötzlich in einem milden grünen Schimmer. Die verfallenen Paläste begannen
zu glitzern und zu funkeln in den wunderbarsten Regenbogenfarben.
    Dies wunderbare Bild war das letzte,
was Jim wie im Traum noch wahrnahm. Dann konnte er der Müdigkeit nicht mehr
widerstehen und sank in Schlaf. Und schließlich fielen auch Lukas die Augen zu.
Die Seepferdchen jagten weiter mit der Lokomotive durch die Straßen einer
versunkenen Stadt, ihrem unbekannten Ziele zu.

NEUNZEHNTES KAPITEL
 
in dem ein falsch geschriebener Brief die Freunde auf die
richtige Spur führt
     
    Als Jim wieder erwachte, lag er auf dem
Rücken und erblickte über sich den Himmel. Die letzten Sterne verblaßten, und
die Morgendämmerung stieg herauf. Jim fühlte, daß er auf weichem Sand lag. Und
jetzt hörte er leises Gluckern und Plätschern wie von kleinen Wellen. Er hob
seinen Kopf ein wenig und erblickte links und rechts neben sich Lukas und Herrn
Tur Tur, die beide gleichfalls anfingen, sich zu regen.
    Jim setzte sich auf. Ihm war noch ganz
wirr im Kopf. Zu seinen Füßen im seichten Uferwasser sah er nun die kleine
Meerprinzessin, die das Kinn in die Hand gestützt hatte und zu warten schien.
Und noch ein wenig weiter im Wasser stand die gute alte Emma, die Türen des
Führerhäuschens sperrangelweit offen.
    „Hallo“, sagte Sursulapitschi, „fein,
daß ihr endlich aufwacht.“
    „Wo sind wir denn?“ fragte Jim
benommen.
    „Wir haben euch auf eine kleine Insel
gebracht, deren Strand unter Wasser so sacht ansteigt, daß die Seepferdchen
euch heraufziehen konnten. Es war eine lange Fahrt, aber es war die einzige
Möglichkeit euch zu retten.“
    Jim schaute sich um. Dann rieb er sich
die Augen und blickte genauer hin. Das war doch nicht möglich! Aber es war
Wirklichkeit! Sie waren in Lummerland!
    „Lukas!“ schrie Jim und schüttelte
seinen Freund. „Lukas, wach auf! Wir sind wieder zu Haus in

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