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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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verdient“, rief der
Kapitän grimmig, „daran gibt es keinen Zweifel!“
    „Vielleicht schon“, antwortete Jim,
„aber einmal haben sie mir das Leben gerettet, wie sie mich aus dem Wasser
gefischt haben.“
    „Du hast zu bestimmen, Jim“, sagte
Lukas bedächtig, „weil du sie ja auch besiegt hast.“
    „Wenn ich zu bestimmen habe“, meinte
Jim ernst, „dann schenke ich ihnen das Leben.“
    Das höhnische Grinsen auf den Gesichtern
der Piraten erlosch. Betroffen blickten sie sich gegenseitig an, denn darauf
waren sie ganz und gar nicht gefaßt gewesen. Auch die kleine Prinzessin schaute
Jim voll Bewunderung von der Seite an. Sie fand es sehr großmütig von ihm —
richtig königlich.
    Die Piraten hatten leise ein paar Worte
untereinander gewechselt und sich zugenickt. Jetzt ergriff einer von ihnen das
Wort:
    „Jim Knopf, deine Worte haben dir und
deinen Freunden das Leben gerettet! Wir sind wüste Kerle, aber wir wissen
Großmut zu würdigen. Hölle, Tod und Drachenspucke, das wissen wir! Und darum
werden wir dir und deinen Freunden die Freiheit schenken.“
    „Hört euch das an!“ brüllte der Kapitän
und bekam vor Wut einen knallroten Kopf. „Die Burschen sind verrückt geworden!
Oder ihre Frechheit ist so bodenlos wie der Ozean! Das habt ihr nun von eurer
Hochherzigkeit. Man sollte die Kerle ohne Federlesen an der Rah aufknüpfen!“
    „Immer mit der Ruhe“, unterbrach Lukas
den polternden Seebären, „ich habe nicht den Eindruck, daß sie sich über uns
lustig machen. Wir wollen uns anhören, was sie zu sagen haben.“
    Der Pirat hatte den Zornausbruch des
Kapitäns mit unbeweglichem Gesicht angehört. Jetzt sagte er mit rauher Stimme:
    „Jim Knopf, du hast uns besiegt und du
hast uns gebunden, ganz so, wie der Spruch auf dem alten Pergament es
vorhergesagt hat. Jawohl, das hast du. Wir waren entschlossen, trotzig und ohne
ein Wort zu sterben. Der Teufel soll uns holen, das waren wir. Aber wißt ihr
auch, was aus euch geworden wäre? Ihr wärt nie wieder aus ,Sturmauge’
rausgekommen. Oder glaubt ihr vielleicht, diese Matrosen da und ihr Kapitän
hätten das Schiff durch den großen Hurrikan steuern können? Beim ewigen Feuer,
das kann niemand auf der Welt als die ,Wilde 13’.“
    „Da hat er recht“, murmelte Jim
bestürzt.
    Der Kapitän machte den Mund auf, um
etwas zu sagen. Aber es fiel ihm nichts Rechtes ein, darum machte er ihn wieder
zu.
    „Jim Knopf“, begann nun ein anderer
Pirat, „wir haben beschlossen, dich und deine Freunde hinauszufahren und wieder
dorthin zu bringen, wo ihr hergekommen seid. Aber wir haben eine Bedingung.“
    „Und was is’ das?“ fragte Jim.
    „Daß du uns die Freiheit wiedergibst“,
antwortete der Pirat mit funkelnden Augen.
    „Das könnte euch so passen“, knirschte
der Kapitän.
    Jim überlegte. Dann schüttelte er den
Kopf.
    „Nein“, sagte er, „das kann ich nicht
tun. Ihr würdet weiter die Meere unsicher machen. Ihr würdet wieder die Schiffe
überfallen und ausrauben. Ihr würdet Kinder fangen und lauter schlimme Taten
begehen. Wenn das die Bedingung is’, dann müssen wir eben alle hier bleiben.“
    Die Piraten schwiegen eine Weile.
Endlich richtete sich einer hoch auf und blickte Jim stolz an. „Jim Knopf“,
sagte er mit rauher Stimme, „ich will dir sagen, was wir tun werden. Wir haben
einen Schwur geleistet: Wenn wir je besiegt werden, ist es aus mit der ,Wilden
13’. Das haben wir geschworen. Wir werden niemals eine Strafe annehmen, ob sie
gerecht ist oder ungerecht. Niemand soll richten über uns als wir selbst. Das
haben wir geschworen. Wir haben unser freies und wildes Seeräuberleben geführt.
Jetzt sind wir besiegt. Darum wollen wir nun unseren freien wilden Seeräubertod
suchen. Wir werden hinauffahren nach dem Norden und dort, im ewigen Eis und der
ewigen Nacht, werden wir unser Schiff und uns selbst einfrieren lassen. Das werden
wir, so wahr wir die ,Wilde 13’ sind.“
    Jim blickte die Piraten mit großen
Augen an. Er empfand Bewunderung für den verwegenen Stolz der „Wilden 13“,
trotz aller Untaten, die sie begangen hatten.
    „Wenn ich euch freigebe“, fragte Jim
forschend, „gebt ihr mir euer Wort, daß ihr niemand mehr etwas Böses tut?“
    Die Seeräuber schienen nachzudenken.
Nach einer Weile sagte einer: „Da ist noch etwas, was wir vor unserem Ende
abzumachen haben. Der Drache hat euch geholfen, uns zu finden, das hast du doch
gestern zu deinen Freunden gesagt?“
    „Ja“, antwortete Jim, „ohne

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