Jim Knopf und die Wilde 13
gefunden?“
fragte Jim, der es nun nicht mehr aushielt.
Wieder wechselte Sursulapitschi mit
Uschaurischuum einen lächelnden Blick. Dann sagte der Schildnöck mit singender
Stimme:
„Wir haben euch zu danken, daß wir das ‚Kristall
der Ewigkeit’ bereiten konnten. Darum war das erste Meisterstück, das wir
vollbrachten, die Verwandlung deiner kleinen Maschine. Weit im Süden, an der
tiefsten Stelle des Ozeans, haben wir sie gefunden. Der Halbdrache und ich
haben ihr Eisen in jenes unzerstörbare Glas verwandelt, unzerstörbar wie unsere
Freundschaft und unser Dank.“
Nach diesen Worten zogen die Meerleute
die Blattpflanzen von dem zweiten Muschelkahn, und da stand Molly —
durchsichtig wie das reinste Wasser und herrlich anzusehen!
Die kleine Lokomotive wurde an Land
geschoben, und nun stand sie vor Jim. Er berührte sie behutsam mit der Hand,
als fürchte er, sie könnte verschwinden. Das tat sie aber durchaus nicht. Es
war eine richtige, ganz wirkliche Lokomotive, sie war sogar inzwischen noch ein
wenig größer geworden.
„Danke“, stammelte Jim mit großen
Augen, „danke!“
Und nach einer Weile fragte er: „Is’
sie nicht vielleicht sehr zerbrechlich?“
„O nein“, erwiderte Uschaurischuum,
„das ,Kristall der Ewigkeit“ zerbricht nicht.“
„Dann geht sie also nie, nie kaputt?“
fragte Jim.
„Niemals“, sagte der Schildnöck.
Inzwischen hatte Lukas die alte Emma
herbeigeholt. Man kann sich leicht vorstellen, wie sie sich freute, ihr Kind
wiederzusehen und noch dazu in so entzückender Gestalt.
Diese Begrüßung war noch kaum zu Ende,
da gab es weiter draußen im Meer plötzlich ein ungeheures Gepruste und
Geplansche. Das Wasser türmte sich empor wie zu einem Berg, und dann erschien
das riesenhafte Haupt des Meerkönigs Lormoral. Er schaute sich die beiden
Hochzeitsgesellschaften einige Augenblicke stumm an, dann ging ein Lächeln über
sein gewaltiges Gesicht, und es klang, als ob ein Walfisch rülpste, als errief:
„Gratuliere! Gratuliere!“
Damit verschwand er wieder unter
schauerlichem Gurgeln in der Tiefe.
„Das war mein Papa!“ erklärte die
Meerprinzessin entschuldigend. „Aber wenn ihr bitte Platz nehmen wollt: Jetzt
kommt das Wasserballett!“
Alle machten es sich am Strand bequem,
die Meerleute im seichten Uferwasser, die Menschen auf dem Land. Und dann
begann das Gefolge der Seejungfrau im Wasser einen wundervollen Tanz
aufzuführen.
Das Fest nahm noch lange seinen
Fortgang, bis spät in die Nacht hinein, und niemals, seit die Welt besteht, ist
ein schöneres gefeiert worden. Das wird jeder zugeben, der dabei war.
Ein paar Tage später fuhr der Kaiser
mit Ping Pong wieder nach Mandala zurück. Aber Li Si blieb nun für immer in
Jimballa, denn sie war ja die Königin des Landes. Lukas und Jim bauten zusammen
ganz in der Nähe der Landesgrenzen von Lummerland ein wunderschönes Haus, halb
mandalanischer Palast, halb Bahnstation. Dort wohnte von nun an das junge
Königspaar. Li Si lernte bei Frau Waas kochen und den Haushalt führen und ging
mit Jim jeden Tag zu Herrn Ärmel in die Schule nach Lummerland. Im übrigen
regierten sie zusammen ihr Reich. In die alte Edelsteinstadt gingen sie aber
nur, wenn besonders feierliche Anlässe waren oder wenn sie etwas sehr Wichtiges
miteinander zu besprechen hatten.
Die meisten der Kinder blieben mit
ihren zahlreichen Familien für immer da. Sie hatten Samenkörner aus ihren
Heimatländern mitgebracht und säten sie in den fruchtbaren Boden. So gab es
bald eine Gegend mit Prärie und Wäldern für die Indianer, eine mit großen
Tulpenfeldern und saftigen Wiesen für die Holländer, eine mit Dschungeln für
die braunen Kinder mit Turbanen, und sogar für die Eskimos gab es am Nordende
des Landes ein passendes Gebiet, wo es ihnen kalt genug war und wo im Winter
viel Schnee lag. Kurz und gut, für jeden fand sich das Richtige. Das dicht
ineinander verwachsene Korallenwäldchen, das die ehemals schwimmende Insel
Neu-Lummerland trug, war zum Turnen und Klettern und Verstecken-Spielen wie
geschaffen, es wurde der Lieblingsspielplatz aller Kinder.
Nach und nach wurden auch die neuen
Bewohner des Landes mit dem Scheinriesen so gut bekannt, daß er sich ohne Sorge
selbst am hellichten Tag zeigen konnte, weil niemand sich mehr vor ihm
erschreckte. Die Kinder winkten ihm zu, wenn sie ihn von Ferne meilenhoch in
den Himmel ragen sahen, und er winkte glücklich zurück. Natürlich übte er nach
wie vor den Beruf des Leuchtturms
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