Jim Knopf und die Wilde 13
aus, denn gegen ein sehr großes Land kann ein
Schiff genauso leicht stoßen wie gegen ein sehr kleines.
Die „zwölf Unbesiegbaren“ umkreisten
Jimballa auf ihrem Schiff mit den perlen- und spitzenverzierten Segeln und
beschützten das Königreich ihres Hauptmanns und Herrn. So konnte nichts Böses
das Land bedrohen und niemand brauchte vor irgend etwas Angst zu haben. Und
weil es im ganzen Land keinerlei Grund zur Angst gab, kamen bald aus allen
Himmelsrichtungen alle Arten von Vögeln geflogen, prächtige und unscheinbare,
solche mit schönen Stimmen und andere, die mehr quakten und schnatterten, und
sie waren in kurzer Zeit so zahm und zutraulich, daß sie sorglos herbeikamen,
wenn man sie rief. Später kamen natürlich auch noch andere Tiere. Aber trotzdem
hieß Jimballa seit damals „Das Land der Kinder und Vögel“.
Und was geschah mit dem „Goldenen
Drachen der Weisheit“? Den schenkten Jim und Lukas dem Kaiser von Mandala. Und
zum Dank dafür ließ Kaiser Pung Ging die jetzige Gestalt des Drachen auf alle
Fahnen und auf alle Gewänder der hohen Beamten und Würdenträger sticken. Sicher
habt ihr schon einmal so einen kostbaren Stoff gesehen. Jetzt wißt ihr, woher
das Bild darauf stammt.
Lukas blieb mit der alten, dicken Emma
in Lummerland und fuhr jeden Tag viele Male über das geschlängelte Gleis durch
die fünf Tunnels von einem Ende des Landes zum anderen und wieder zurück.
Jim aber hatte nach und nach mit der
Hilfe seines großen Freundes eine kunstvoll verzweigte Schienenstrecke durch
sein ganzes Reich angelegt, um die Kinder nach Lummerland und auch wieder nach
Hause zu bringen, oder sie zu fahren, wenn sie sich untereinander besuchen
wollten. Und das wollten sie oft.
Am schönsten war es, wenn Jim mit
seiner gläsernen Lokomotive, in der man nun das Feuer und das Wasser und den
Dampf sah, durch die Abenddämmerung fuhr. Und er stand im Widerschein der
Flammen in seinem Führerhäuschen, auf dem Kopf die glänzende Krone und auf der
Brust den funkelnden Stern.
Und wenn sich Jim und Lukas so
begegneten, dann winkten sie im Vorbeifahren einander zu, und Emma und Molly
pfiffen.
Hoch über Lummerland und Jimballa aber
ragte Herr Tur Tur mit seiner Laterne in den Sternenhimmel, wie ein lebendiger
Weihnachtsbaum.
Ja, liebe Freunde, und damit ist nun
das Buch von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer zu
Hier eine Leseprobe aus
Jim Knopf
und Lukas der Lokomotivführer
Das Land, in dem Lukas der
Lokomotivführer lebte, hieß Lummerland und war nur sehr klein.
Es war sogar ganz außerordentlich klein
im Vergleich zu anderen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland oder Afrika oder
China. Es war ungefähr doppelt so groß wie unsere Wohnung und bestand zum
größten Teil aus einem Berg mit zwei Gipfeln, einem hohen und einem, der etwas
niedriger war.
Um den Berg herum schlängelten sich
verschiedene Wege mit kleinen Brücken und Durchfahrten. Außerdem gab es auch
noch ein kurvenreiches Eisenbahngleis. Es lief durch fünf Tunnel, die kreuz und
quer durch den Berg und seine beiden Gipfel führten. Häuser gab es natürlich
auch in Lummerland, und zwar ein ganz gewöhnliches und ein anderes mit einem
Kaufladen drin. Dazu kam noch eine kleine Bahnstation, die am Fuße des Berges
lag. Dort wohnte Lukas der Lokomotivführer. Und oben auf dem Berg zwischen den
beiden Gipfeln stand ein Schloß.
Man sieht also, das Land war ziemlich
voll. Es paßte nicht mehr viel hinein.
Wichtig ist vielleicht noch, daß man
sich sehr vorsehen mußte, die Landesgrenzen nicht zu überschreiten, weil man
dann sofort nasse Füße bekam. Das Land war nämlich eine Insel.
Diese Insel lag mitten im weiten,
endlosen Ozean, und die großen und kleinen Wellen rauschten Tag und Nacht an
den Landesgrenzen. Manchmal allerdings war das Meer auch still und glatt, so
daß nachts der Mond und tags die Sonne sich darin spiegelten. Das war jedesmal
besonders schön und feierlich, und Lukas der Lokomotivführer setzte sich dann
immer an den Strand und freute sich. Warum die Insel übrigens Lummerland hieß und
nicht irgendwie anders, wußte kein Mensch. Aber sicherlich wird das eines Tages
erforscht werden.
Hier also lebte Lukas der
Lokomotivführer mit seiner Lokomotive. Die Lokomotive hieß Emma und war eine
sehr gute, wenn auch vielleicht etwas altmodische Tender-Lokomotive * . Vor allem war sie ein bißchen dick.
Jetzt könnte natürlich leicht jemand
fragen: Wozu ist denn in einem so kleinen
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