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Jimmy, Jimmy

Jimmy, Jimmy

Titel: Jimmy, Jimmy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark O'Sullivan
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gesagt, dass er aufhören soll, mir Fragen zu stellen. Ich war’s leid, okay? Was dir natürlich nie passieren kann.«
    »Nicht bei Dad, nein.«
    »Und was war am Abend vor dem Unfall? Mit deinem Handy und deinem Ich-bin-ja-so-unglücklich-verliebt-Scheiß?«
    »Halt den Mund!«, sagt er, aber ich weiß, dass ich einen Volltreffer gelandet habe. Ich sehe es daran, wie seine Augen nicht funkeln, sondern wässrig werden. »Das war zwischen Dad und mir geklärt.«
    »Geklärt? Aber natürlich. Er hat dich zusammengestaucht, und du hast dich morgens schnell verkrümelt, damit ihr euch nicht begegnet.«
    »So war’s nicht. Ich musste früher los, weil wir an dem Tag ein Spiel in Cork hatten, und der Bus fuhr schon um acht.«
    »Und was sollte dann die große Ich-bin-schuld-Nummer?«
    Angie sagt jetzt auch, dass ich den Mund halten soll, aber ich höre nicht auf sie. Ich will den Sieg und bin erst zufrieden, wenn er sich im Staub wälzt.
    »Wie kommt’s eigentlich, dass du ihn die ganzen Monate in der Reha kein einziges Mal besuchen konntest?«
    »Kinder, bitte, beruhigt euch!«, sagt Mam. »Wenn wir nicht zusammenhalten, können wir einpacken.«
    Dann erschreckt uns ein plötzliches Geheul von irgendwo hinter dem Haus. Argos. Es folgt ein zweites Geheul, diesmal nicht von Argos. Es ist Dad. Sean machte auf dem Absatz kehrt, rennt die Treppe hinunter, und wir hetzen hinter ihm her. Das Geheul wird lauter. Von beiden.

11
    Ich kann nicht glauben, was ich sehe, als wir in den Garten kommen. Brian liegt am Fuß der Mauer zu Mrs Caseys Garten. Er ist bewusstlos und blutet heftig aus der Nase. In einem Strauch an der Mauer hängt einer von Dads Turnschuhen. Ich kann Dad nicht sehen, aber immer noch hören. Er ist im Nachbargarten und heult mit Argos um die Wette. Dann hört man die hässlichen Geräusche eines Kampfes.
    Sean kauert neben Brian. Er schreit.
    »Brian! Wach auf, Brian!«
    Dann springt er auf und schreit wieder.
    »Jimmy! Komm da raus! Er reißt dich in Stücke!«
    Er macht einen Satz, krallt sich an der Mauerkrone fest und zieht sich hinauf. Inzwischen bin ich bei Brian. Er regt sich nicht. Ich drehe ihn auf die Seite. Sein Nasenrücken ist schief, als wäre er gebrochen. Mam kommt mit Papiertaschentüchern und versucht, das Blut zu stoppen. Drüben bei Mrs Casey herrscht das pure Chaos.
    »Jimmy, hör auf! Nein, schlag ihn nicht!«
    In Seans Schreie mischen sich die von Mrs Casey. Sie lehnt sich aus einem Fenster im ersten Stock. Ihre gefärbten roten Haare stehen ab, als stünde sie unter Strom. Sie sieht aus wie eine wahnsinnige zahnlose Handpuppe.
    »Raus! Raus aus meinem Garten. Lassen Sie meinen Hund in Frieden, Sie brutaler Mensch!«
    Sean springt in ihren Garten, und ich ziehe mich auch an der Mauer hoch. Ich zerschramme mir die Knie am rauen Verputz, aber ich achte nicht darauf.
    Sie kämpfen in der Mitte des überwucherten Rasens. Dad schwingt einen dieser langen Bambusstöcke, an denen man wuchernde Pflanzen festbindet. Er schlägt nach Argos, und der Schäferhund schnappt nach seinen Armen. An den Ärmeln seines weißen Real-Madrid-Trikots und überall auf dem Rücken des Hundes ist Blut. Dann ist Sean da und zieht Dad weg. Der Hund schnappt auch nach Sean, aber der weicht zur Seite aus. Dad schlägt wieder auf Argos ein.
    »Ich rufe die Polizei!«, kreischt Mrs Casey und verschwindet im Innern des Hauses.
    Sean hat Dad inzwischen fest im Griff und zieht ihn zur Mauer zurück. Argos bellt und knurrt noch, aber vom Kämpfen hat er offenbar genug. Ich lasse mich die Mauer hinunterrutschen. Mir ist schlecht. Was, wenn Mrs Casey wirklich die Polizei ruft? Was passiert dann mit Dad?
    Brian sitzt jetzt, und Mam stützt ihn. Er ist wieder bei sich. Sie hält ihm ein ganzes Knäuel rot gefleckte Papiertaschentücher unter die Nase. Er ist blass und sieht aus, als könnte er gleich wieder ohnmächtig werden. Mam schaut in meine Richtung, aber über mich hinweg: Dad hängt halb über der Mauerkrone, und seine Trainingshose ist so weit heruntergerutscht, dass man seinen halben nackten Hintern sieht. Ich möchte schreien, so lächerlich ist das alles. Er versucht, seinen rechten Arm zu halten, und verzieht das Gesicht vor Schmerz. Mam starrt zu ihm hin, als wäre er ein Fremder.
    »Eala, übernimmst du bitte Brian?«, sagt sie, als gäbe es keinerlei Grund zur Panik. »Sie müssen beide ins Krankenhaus.«
    Ich nehme Mams Platz ein, und sie geht zu Dad, der es mit Seans Hilfe von der Mauer heruntergeschafft hat.

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