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Jimmy, Jimmy

Jimmy, Jimmy

Titel: Jimmy, Jimmy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark O'Sullivan
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Argos winselt, als führte er ein Selbstgespräch darüber, ob er den Kampf denn nun gewonnen hatte oder nicht. Brian ist so schlaff und zittert so heftig, dass ich seinen Oberkörper kaum aufrecht in Sitzposition halten kann. Seine glasigen Augen scheinen nichts zu sehen.
    »Bist du okay, Brian?« Dumme Frage, aber was soll ich sonst sagen?
    »Jimmy hat mich ausgeknockt«, sagt Brian, und natürlich habe ich das die ganze Zeit gewusst. Ich wollte es nur nicht wahrhaben.
    Dad sitzt an die Mauer gelehnt und will weder aufstehen noch, dass Mam sich seinen verletzten Arm ansieht. Ich kann nicht hören, was er zu ihr sagt. Dann kommt Sean zu Brian und mir. Er kniet neben Brian nieder und sagt:
    »Sorry, ich hätte dich nicht mit ihm allein lassen sollen.«
    Brian sieht aus, als wollte er einen verschwommenen Gedanken zu fassen kriegen. Er wankt, aber ich halte ihn fest.
    »Wir haben ein bisschen herumgekickt«, sagt er, »und auf einmal hat ihn das Bellen genervt. Und als Nächstes wollte er dann den Hund retten. Sie hält ihn gefangen, hat er gesagt, und ich wollte ihn aufhalten, aber …«
    Jetzt bin ich es, der die Gedanken nicht auf die Reihe kriegt. Ich halte Brian fester, als es nötig wäre, weil sonst ich umkippen würde. Der ganze Irrsinn ist meine Schuld! Du bist müde, wirfst achtlos ein paar Worte hin, und dann passiert so was. Ich muss es Mam erzählen, ihr erklären, dass eseinen Grund dafür gibt, dass Dad so ausgerastet ist. Dass es nicht sein Fehler war. Jedenfalls nicht nur.
    Brian versucht aufzustehen, und wir helfen ihm. Er nimmt mir das feuchte Knäuel Taschentücher ab, und prompt läuft das Blut wieder und tropft ihm auf sein Che-Guevara-T-Shirt. Er wirft die Taschentücher weg und benutzt das T-Shirt, um das Blut zu stoppen.
    »Ist Jimmy in Ordnung?«, fragt er.
    Schau dir das blasse, zerschlagene, aber immer noch gut aussehende Gesicht noch mal genau an!, höre ich Angie sagen. Tu ’ s, denn es ist das Letzte, was du jemals von Brian Dunphy sehen wirst!
    »Er hat eine Fleischwunde am Arm«, sagt Sean. Dann höre ich ihn leise »Psycho« murmeln. Gleich darauf dreht er sich um und schreit Dad an: »Du bist ein Psycho!«
    »Sean, halt den Mund und hol die Autoschlüssel!«, sagt Mam.
    Er stürmt ins Haus, und im nächsten Augenblick ist Dad auf den Füßen.
    »Sean, hör zu! Ich wollte Argos befreien, und er hat mich angegriffen.«
    Er hat den Schmerz vergessen. Sein Arm hängt regungslos herunter. Sein weißes Fußballtrikot und seine blaue Trainingshose sind voller Blut, Schweiß und Erde. Sein Gesicht ist auch schmutzig. Er sieht aus wie der betrunkene Dick, den wir früher am Tag getroffen haben, er hat sogar denselben bettelnden Blick.
    »Judy«, sagt er. »Warum hat Argos mich angegriffen? Ich wollte ihn doch nur irgendwo aufs Land bringen, wo er hingehört.«
    »Er hat’s nicht verstanden«, erklärt ihm Mam. In ihrerStimme liegt nicht viel Wärme. »Wir müssen ins Krankenhaus, damit sie dich und Brian in Ordnung bringen.«
    »Ich geh nicht zurück ins Krankenhaus«, protestiert er. »Du magst mich nicht mehr, darum geht’s, hab ich recht?«
    »Es ist ein anderes Krankenhaus, und wenn sie dich verarztet haben, kommst du gleich wieder mit nach Hause, okay?«
    Sie legt den Arm um ihn, und er ergibt sich. Dann taucht Sean an der Gartentür zu Dads Zimmer auf.
    »In der Einfahrt steht ein Streifenwagen«, sagt er. »Was sollen wir machen?«
    »Ich rede mit ihnen«, sagt Mam.
    »Werden sie mich mitnehmen?«
    Mam antwortet nicht. Sie macht sich von Dad los und lässt ihn stehen. Er ist verstört. Im Gehen richtet sie ihre Frisur und ihre Kleider, und ich bin nahe daran, sie zu fragen, wie sie in so einer Situation an ihr Aussehen denken kann. Vielleicht sieht sie es mir an, jedenfalls fange ich mir einen Eisesblick ein, als wollte sie sagen: Untersteh dich! Dann zieht sie das Handy aus der Tasche ihrer Strickjacke.
    »Eala, bring Brian ins Haus und gib ihm einen Pulli!«, sagt sie. Und zu Sean: »Und du schaffst ihn rein und wäschst ihm den Arm!«
    Ihn? Genauso gut hätte sie es sagen können, so kalt und bitter hat sie geklungen. Im Bernabéu ist es jetzt totenstill. Ich kann Argos’ keuchenden Atem hören und spüre, wie mich die abendliche Kälte packt. Unser Sommer ist vorbei.
    Wir gehen hintereinander her in Jimmys Zimmer. Niemand spricht. Ich warte die ganze Zeit darauf, dass Dad sich bei Brian entschuldigt, aber er tut es nicht. Er sitzt in einem Sessel am Fenster, während Sean seine

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