Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jimmy, Jimmy

Jimmy, Jimmy

Titel: Jimmy, Jimmy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark O'Sullivan
Vom Netzwerk:
Faust, die wie aus dem Nichts seitlich in die Kapuze einschlägt, die Clem wieder aufgesetzt hat. Sein Handy fällt zu Boden. Es bleibt heil und schlittert auf mich zu. Sean hat Clem an der Schulter gepackt und holt wieder aus, aber Trigger bekommt von hinten Seans Arm zu fassen. Dann packt Martin Trigger an der Schulter, und Sham versucht, Martin von seinem Vater wegzuziehen. Es ist wie ein verrückter Conga-Tanz. Alle schauen zu, und niemand merkt, dass ich auf Clems Handy trete und es schön langsam zermalme. Dann kommt Starsky herbeigelaufen und schiebt sich zwischen Sean und die Healy-Söhne. Martin und Trigger stehen sich Auge in Auge gegenüber, jeder ein Stück Hemdkragen des anderen in der Faust.
    »Wenn meinem Sohn was passiert, wird’s euch leidtun, dass ihr mir je begegnet seid«, grunzt Trigger. »Ihr habt keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt.«
    »Doch, Healy, mit Abschaum«, sagt Martin, und plötzlich taucht Miss Understanding aus der Menge auf und zieht ihn von Trigger weg. Dabei flüstert sie ihm etwas ins Ohr und tappt ihm auf den Rücken, als wäre er ein Kind.
    »Dad«, jammert Clem, »ich hab mein Handy verloren.«
    Sein Vater haut ihm von hinten auf die Kapuze.
    »Dann geh’s suchen!«
    Aber Starsky reicht’s jetzt mit ihnen.
    »Raus!«, sagt er und schiebt die Healys in Richtung Ausgang.
    »Der Junge hat sein Handy verloren«, wehrt sich Trigger.
    »Mach dich vom Acker, Healy, bevor ich dich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses drankriege!«
    Über Clems Pickel fließen Tränen. Auch seine Nase läuft.
    »Und wenn jetzt Mummy anruft?«, plärrt er.
    »Sie ruft nicht an, Blödmann«, sagt sein Vater und boxt ihm so hart gegen die Schulter, dass er gegen die Wand fliegt.
    Plötzlich zittere ich am ganzen Körper. Jemand nimmt meinen Arm, und ich mache mich wieder frei. Es ist Mam. Sie sieht mich traurig an, geschlagen.

16
    Als ich sah, dass Mam Fiona Sheedy mitnehmen wollte, sagte ich, ich würde mit Martin im Mercedes mitfahren. Sean saß da schon auf dem Rücksitz unseres Autos. Der Parkplatz des Gerichts liegt an einer Einbahnstraße, und wir haben den Feierabendverkehr erwischt. Mir macht die Verspätung nichts aus. Ich hab’s nicht eilig, nach Hause zu kommen.
    Martin fährt schon immer diesen dicken Mercedes, und als ich noch klein war, bin ich wahnsinnig gern bei ihnen mitgefahren und habe so getan, als wäre ich eine Prinzessin oder sonst ein Filmstar. Ich mochte es, wie diese Autos dahinglitten, wie leise sie im Vergleich zu unserem klapprigen Kombi waren. Ich saß auf dem Rücksitz und quasselte nonstop mit meiner unsichtbaren Freundin. Einmal drehte sich Kathleen vom Beifahrersitz um und fragte, wie meine Freundin denn heiße, und ich sagte in aller Unschuld, ihr Name sei Angie. Was immer sie und Martin in dem Augenblick dachten, keiner von beiden kann böse geworden sein, sonst hätte ich wohl nicht alles andere von diesem Ausflug vergessen. Und sie hörten auch nicht auf, mich nach Strich und Faden zu verwöhnen.
    Zurzeit haben wir vieles gemeinsam, Martin und ich. Er dachte, er wäre Dads bester Freund, aber Dad hat immernoch Angst vor ihm. In den letzten Wochen hat er zweimal versucht, das Eis zu brechen, aber es hat nichts gebracht. Ganz genauso ist meine kindische Idee, ich wäre Dads Liebling, wie eine Seifenblase zerplatzt. Sicher, ich hatte mehr Zeit mit ihm verbracht als Sean, auch mehr mit ihm gesprochen. Aber jetzt kommen mir all diese Stunden wie verpasste Gelegenheiten vor.
    Wenn ich mich zu erinnern versuche, was ich über seine Kindheit weiß, fallen mir immer nur ein paar lustige Begebenheiten ein, denn mehr hat er nie erzählt. Die Geschichte, wie er und seine Kumpel beim Äpfelklauen erwischt wurden, weil der Obstgarten hinter der Mauer tiefer lag als die Straße draußen und sie nicht wieder zurückklettern konnten. Oder wie sie mal einen ihrer Kumpel überredeten, mit dem Schirm von einer hohen Mauer zu springen, um zu sehen, ob der Schirm als Fallschirm taugte. Er tat’s nicht. Der Kumpel hat sich den Knöchel verstaucht und den Ellbogen verschrammt. Solche Sachen.
    Wir bewegen uns stockend auf die Einmündung in die Hauptverkehrsstraße zu. Der Himmel über den Straßenlaternen färbt sich dunkel. Wir fahren ein Stück und werden gegenüber dem Einkaufszentrum vor der Einmündung wieder aufgehalten. Ich starre auf das mehrstöckige Parkhaus daneben, und plötzlich fällt mir eine Situation mit Dad vor sieben, acht Jahren ein. Als er mich garantiert

Weitere Kostenlose Bücher