Jimmy, Jimmy
wieder Martin zugewandt hat. »Wir hätten noch Jahre Spenden sammeln müssen, um so etwas zu schaffen.«
Martin wirft mir einen Blick von der Seite zu und sieht aus, als hätte ich ihn bei etwas ertappt.
»Es war das Mindeste, was ich tun konnte«, sagt er achselzuckend. Er ist eindeutig erleichtert, als er die hintere Wagentür aufgehen hört und Alan endlich aussteigt.
»Und, wie war’s, Jimmy?«, hat Mr Foran auch noch eine Frage an Dad.
»Scheiße.«
»Na, so schlimm kann’s doch nicht gewesen sein.«
»Doch«, beharrt Dad, und Mr Foran lacht, weil er denkt, dass es ein Witz sein sollte.
»Wir müssen los«, sagt Martin. »Wir sind spät dran.«
»Natürlich. Und noch mal vielen Dank, Martin! Wir sehen uns bei der nächsten Sitzung.«
Dann fahren wir wieder zurück in die Stadt. Martin hat dem Head-Up-Centre also Geld gespendet, anders kann man das, was ich gerade gehört habe, kaum verstehen. Wenn es so ist, wird es Mam beeindrucken, nicht wahr, Martin? Die Straße glitzert von Eis. Jedes Mal wenn unsein Auto entgegenkommt, bin ich mir sicher, dass es mit uns zusammenstoßen wird, und mein Herz setzt für ein paar Schläge aus. Mach dich locker , sagt Angie, bald bist du zu Hause und kannst ein paar von seinen Pillen einwerfen. Ich sehe wieder den Kopfstoß und die widerlichen Tritte und denke: Der Mann ist nicht Dad oder irgendein geheimnisvoller Fremder – der Mann ist Zinédine Zidane. Ich bin mir hundertprozentig sicher, obwohl ich keine Ahnung habe, warum das so sein soll.
»Alan scheint immer die Ruhe selbst zu sein, stimmt’s?«, sagt Martin.
»Und man weiß, woran man mit ihm ist«, antworte ich.
»Eala?« Er schaut mich fragend an, aber ich wende mich ab und schaue aus dem Seitenfenster.
Endlich erreichen wir unsere Straße. Wir kommen von der guten Seite, vom Fluss her. An der Klinke von Mrs Caseys Haustür hängt eine halb volle Einkaufstüte. Bei ihr scheint alles in Ordnung zu sein. Die Glückliche. Wir biegen in unsere Einfahrt, und ich lasse Dad zuerst aussteigen.
»Perfekter Abend, oder, Martin?«, sage ich, als hinter uns die Wagentür zuschlägt. »Dad rastet aus und ist der Anstalt wieder einen Schritt näher. Das läuft doch gut für dich.«
»Eala?«
»Und deine großzügige Spende erst! Wie wirst du damit erst bei Mam punkten. – Du denkst, mit Geld kann man alles kaufen, stimmt’s?«
»Nein, das denke ich ganz bestimmt nicht. Außerdem hab ich kein Geld gespendet. Ich hab dem Head-Up-Centre das Haus in der Friary Street überlassen.«
Meine Fingernägel fühlen sich wie Katzenkrallen an. Amliebsten würde ich ihm streifenweise die Gesichtshaut abziehen.
»Damit wir Dad dorthin abschieben können und du’s noch mal bei Mam versuchen kannst?«, sage ich. »Vergiss es, hörst du! Ich werde es nie zulassen, dass du was mit ihr anfängst, egal was ich tun muss, um dich zu stoppen. Versuch’s, und die ganze Stadt wird erfahren, dass du ein geiler alter Bock bist!«
»Eala«, sagt er und hört sich eher schockiert als beeindruckt an. »Was ist mit dir? Du kennst mich doch.«
»Und wie ich dich kenne!«
»Eala, du bist ja ganz außer dir. Das bist doch nicht du. Du sagst Dinge …Vielleicht solltest du mit Fiona reden?«
Das reicht. Ich steige aus dem Auto und folge Dad ins Haus. Er hat die grüne Puma-Tasche mit seinen Sportsachen über die Schulter geworfen, aber so gekrümmt, wie er geht, könnte sie genauso gut voller Steine sein. Als ich hinter ihm den Flur betrete, kommt Mam aus dem Wohnzimmer. Sie sieht fast fröhlich aus. Und schön. Es ist lange her, dass ich sie so gesehen habe.
»Und, wie war’s, Jimmy?«, fragt sie, und selbst wenn ich ihr irgendwelche harmlosen Geschichten auftischen wollte, hätte ich gegen Dad keine Chance.
»Sie können mich nicht mehr brauchen«, sagt er. »Ich bin ein Idiot.«
Er knallt seine Sporttasche auf den Boden, und Mam weiß nicht, was sie sagen soll. Sie schaut fragend zu Martin, der hinter mir ins Haus gekommen ist. Dann schüttelt sie langsam den Kopf, als wollte sie sagen: Hab ich ’ s dir nicht gesagt?
»Du bist kein Idiot.«
Dad versucht, an ihr vorbeizugehen, aber sie zieht ihn an sich und küsst ihn auf den Mund. Es ist mehr als nur ein schnelles Küsschen. Was für ein Theater! , stöhnt Angie. Glaubt sie wirklich, dass du so naiv bist? Mam tritt einen Schritt zurück, hält Dad aber immer noch fest.
»Ist deine Tür immer noch abgeschlossen, Judy?«, fragt er.
»Darüber reden wir später, Jimmy,
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