Jinx - der verfluchte Liebeszauber
könnte die Einladung nicht annehmen, war mir das sogar noch schwerer gefallen, als Torys Eltern vorzuschlagen, mich nach Hancock zurückzuschicken.
Andererseits sollte er aber auch nicht nur aus schlechtem Gewissen mir gegenüber eine Einladung aufrechterhalten, die er inzwischen wahrscheinlich schon bitter bereute. Das wäre nicht fair. Niemand – nicht einmal ein so unglaublich netter, toller Mensch wie Zack – wollte mit einem Mädchen in Verbindung gebracht werden, das angeblich eine miese Verräterin war.
»Nein, Zack«, sagte ich deswegen tapfer. »Ist schon okay. Geh ruhig mit einer anderen hin. Das macht mir nichts aus.« Zwar starb ich tausend Tode, während ich das sagte, aber das hätte ich mir niemals anmerken lassen.
»Hör mal«, sagte er zu meiner Überraschung plötzlich. »Du hast doch Politik bei Mrs Tyler, oder?«
»Äh … ja«, sagte ich einigermaßen verwirrt, weil ich
mich fragte, was das mit der Einladung zum Ball zu tun haben sollte.
»Sagt dir der Begriff laissez faire etwas?«
»Damit ist gemeint, dass sich die Regierung eines Landes aus dem freien Markt heraushält und nicht regulierend eingreift«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.
»Genau.« Zack nickte. »Und das ist die Methode, mit der ich bis jetzt immer mit Tory umgegangen bin. Solange sie mich in Ruhe gelassen hat, habe ich sie auch in Ruhe gelassen, verstehst du? Natürlich hatte ich schon lange den Verdacht, dass sie vielleicht in mich verliebt sein könnte, aber …«
»Aber du warst in Paula verliebt«, beendete ich den Satz für ihn. »Und solange du mit Tory befreundet warst, hattest du immer die Möglichkeit, zu den Gardiners zu gehen und Paula zu sehen.«
Er wurde tatsächlich rot. »Na ja«, sagte er. »Kann schon sein, dass ich verliebt war. Eine Weile jedenfalls. Aber eigentlich wollte ich etwas ganz anderes sagen. Ich habe nämlich beschlossen, dass ich die Laissez-faire-Methode in Zukunft nicht mehr anwenden werde. Weder bei Tory noch bei irgendjemand anderem. Ab jetzt werde ich laut und deutlich Position beziehen.«
»Aber Zack«, sagte ich vorsichtig, »wenn wir zusammen zum Ball gehen und Tory deswegen so sauer wird, dass ich …«, mein Mund wurde trocken, aber ich redete tapfer weiter, »… nach Hancock zurückmuss, dann hast du keine Ausrede mehr, zu den Gardiners zu gehen, und
wirst Paula nicht mehr sehen. Tory wird dir das nämlich niemals verzeihen, das ist dir klar, oder?«
»Ich weiß«, sagte Zack. »Genau darauf will ich hinaus. Ich bin bereit, dieses Opfer zu bringen.«
Ich sah ihn erstaunt an. »Aber warum solltest du das tun? Bist du nicht mehr in Paula verliebt?«
Zack hatte einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht. Es sah aus wie eine Mischung aus Verzweiflung und ungläubigem Lachen. Als er gerade den Mund öffnete, um etwas zu antworten, bellte Coach Winthrop: »Rosen! Auf deine Position! Du bist dran!«
Zack warf mir einen gequälten Blick zu und seufzte, dann stand er auf und ging aufs Spielfeld. Was hatte er sagen wollen? Etwa dass sich seine Gefühle Paula gegenüber abgekühlt hatten? Weil er mitbekommen hatte, wie sehr sie sich über Philipps Besuch freute, und ihm jetzt klar war, dass er niemals eine Chance bei ihr haben würde?
Ich fand es an diesem Tag jedenfalls nicht mehr heraus, weil mir kurz darauf jemand einen Ball an den Kopf knallte (nichts anderes hatte ich erwartet) und Coach Winthrop mir befahl, ins Krankenzimmer zu gehen, um mich auf Gehirnerschütterung untersuchen zu lassen.
Falls sich Zacks Gefühle für Paula tatsächlich geändert hatten, waren sie nicht die Einzigen. Als ich an diesem Tag von der Schule nach Hause kam, stellte sich heraus, dass auch Torys Gefühle für mich sich geändert hatten.
Zumindest behauptete sie das.
Ich war gerade in meinem Zimmer und übte Geige, als es an der Tür klopfte.
»Ja bitte?«, rief ich und senkte meine Geige. Ich wusste, dass es etwas Wichtiges sein musste, schließlich hatte ich Teddy und Alice eingebläut, mich während meiner einstündigen Übungszeit am Nachmittag auf gar keinen Fall zu stören, ganz egal was bei Sponge Bob gerade Dramatisches passiert war.
Und tatsächlich waren es weder Teddy noch Alice, die ins Zimmer kamen. Es war Tory.
»Hey«, sagte sie, schloss behutsam die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. »Hast du kurz Zeit?«
Ich starrte sie an. Irgendetwas an ihr war … anders. Und zwar vollkommen anders. Im ersten Moment wusste ich nicht, was es war.
Aber
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