Jinx - der verfluchte Liebeszauber
noch die Geige und den Bogen in den Händen hielt. Ich legte beides lachend auf den Schreibtisch und umarmte Tory.
Als sie mich an sich drückte, musste ich blinzeln, weil mir Tränen in die Augen stiegen. Ich hatte Tory wieder!
»Gott, Jean«, sagte sie, als wir uns losließen. »Ich bin echt froh, dass du mir verzeihst, vor allem wenn ich bedenke, wie gemein ich zu dir war!«
»Ach, Tory.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich würde dir immer verzeihen. Dafür sind Cousinen schließlich da!
Aber …« Sie schien es zwar wirklich ernst zu meinen, doch ein kleiner Zweifel blieb. »Bist du dir wirklich sicher … Ich meine …«
»Du musst dir meinetwegen keine Sorgen mehr machen«, sagte sie lächelnd. »Mir geht es wirklich gut. Und mach dir bitte auch keine Gedanken wegen Zack und mir. Ich bin inzwischen über ihn hinweg. Tausendprozentig. Ich schwöre es dir. Es macht mir überhaupt nichts aus, dass ihr zusammen seid. Im Gegenteil, ich finde sogar, dass ihr ein echt süßes Paar seid. Ich freu mich schon, euch auf dem Ball zusammen zu sehen.«
»Danke«, sagte ich unbehaglich. »Aber ich hab dir schon ein paarmal gesagt, dass wir nicht zusammen sind. Und wir gehen auch nicht zusammen auf den Ball.«
»Aber er hat dich doch eingeladen, oder etwa nicht?« Tory sah mich verwundert an. »Ich war mir eigentlich sicher, dass ihr gemeinsam hingeht. Ihr versteht euch doch so gut und seid euch in den letzten Wochen echt nahegekommen … auch wenn ihr nur gute Freunde seid.«
»Na ja«, sagte ich unbehaglich. »Es stimmt schon. Er hat mich wirklich eingeladen. Aber ich hab ihm gesagt, dass ich die Einladung nicht annehmen kann, weil . . .«
»Bitte, Jean!« Tory legte mir eine Hand auf die Schulter. »Ihr müsst zusammen hingehen! Das könnt ihr mir nicht antun. Ohne euch wäre der Ball nur halb so schön.«
Ich sah sie entgeistert an. »Heißt das, dass du trotzdem hingehst? Aber ich dachte, weil Shawn doch …«
»Klar gehe ich hin. Natürlich nicht mit Shawn«, sagte sie. »Wenn man geflogen ist, darf man nicht mehr auf Schulveranstaltungen gehen. Ich werde einfach ohne Begleitung hingehen. Das machen viele Mädchen, die keinen Freund haben. Das ist nichts, wofür man sich schämen muss. Hey, wer weiß … vielleicht lerne ich auf dem Ball ja sogar jemanden kennen. Einen netten Typen, der eine richtig feste Beziehung mit mir haben will und nicht nur eine Freundschaft plus.« Sie zwinkerte mir zu. »Du verstehst.«
»Stimmt, das wäre toll.« Ich dachte, dass es genau das war, was Tory brauchte: ein Neuanfang, vor allem was Jungs anging. »Weißt du was? Ich mach mit. Dann können wir uns beide nach Jungs umschauen.«
»Oh nein«, sagte Tory entschieden. »Und der arme Zack? Was soll der dann machen? Das wäre gemein. Du musst mit ihm zum Ball gehen, Jean. Du musst. Sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen und würde denken, dass du nur meinetwegen nicht mit ihm hingehst.«
»Na ja …« Ich zögerte immer noch.
Plötzlich schlug Tory sich die Hand auf den Mund. »Oh nein! Es ist wirklich wegen mir, stimmt’s? Gott, Jean. Ich fühle mich schrecklich. Total schrecklich! Ich will auf keinen Fall, dass andere darunter leiden müssen, dass ich so neben der Spur war. Du musst mir versprechen, dass du mit Zack hingehst, Jean. Bitte. Mir zuliebe.«
»Aber ich hab ihm schon abgesagt«, antwortete ich etwas hilflos.
»Dann rufst du ihn an und sagst ihm, dass du es dir anders überlegt hast. Ich bin mir sicher, dass er immer noch mit dir hingehen will.«
»Ich weiß nicht«, sagte ich zweifelnd. »Kann schon sein. Aber . . .«
»Ruf ihn an!« Tory ging zu meinem Nachttisch und griff nach dem Telefon, das dort lag. »Du rufst ihn jetzt sofort an und sagst ihm, dass du doch mitkommen willst.«
»So einfach ist das nicht, Tory«, sagte ich und dachte beklommen an Zacks merkwürdigen Gesichtsausdruck, als ich ihn gefragt hatte, ob er nicht mehr in Paula verliebt sei. Falls es tatsächlich so war, hatte er keinen Grund, weiter mit mir befreundet zu sein, weil er keine Ausrede mehr brauchte, um zu den Gardiners zu gehen. »Ich weiß nicht, ob er überhaupt noch will.«
»Du wirst es nie erfahren«, sagte Tory, die mir immer noch das Telefon hinhielt, »wenn du es noch nicht einmal versuchst.«
Ich sah auf das Telefon herunter. Sie hatte natürlich recht und fragen kostete schließlich nichts.
Also griff ich achselzuckend nach dem Telefon und tippte Zacks Nummer ein.
Er meldete sich schon beim zweiten
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