Jinx - der verfluchte Liebeszauber
Gabe der Hexerei? Aber wie konnte diese Lisa überhaupt von Branwen wissen, ganz zu schweigen von ihrer Gabe?
Besaß ich wirklich und wahrhaftig magische Kräfte? Lisa schien jedenfalls davon überzeugt zu sein.
Angenommen, sie hatte recht – bedeutete das, dass ich tatsächlich selbst für mein Pech verantwortlich war, nur weil ich mich vor meiner eigenen Stärke fürchtete, statt sie anzunehmen?
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
16
I ch war vielleicht vom Pech verfolgt (das ich möglicherweise meiner eigenen Unsicherheit und Feigheit zu verdanken hatte), aber dumm war ich nicht. Ich hätte Torys Eltern niemals verraten, wo sie das Valium hergehabt hatte. An der Schule wurde ich – in Anbetracht der Tatsache, dass enthauptete Ratten an meinem Spind hingen und Gerüchte über meinen Stalker die Runde machten – auch so schon schräg angesehen, da konnte ich gut darauf verzichten, auch noch für eine Undercoveragentin des Rauschgiftdezernats gehalten zu werden.
Wer auch immer also dafür gesorgt hatte, dass Shawn von der Schule geschmissen wurde – ich hatte ganz bestimmt nichts damit zu tun.
Als am Montag in der dritten Stunde tuschelnd verbreitet wurde, die Schulleitung würde sämtliche Spinde durchsuchen, dachte ich mir noch nichts Böses.
Aber als dann in Politik (dem einzigen Kurs, den ich zusammen mit Tory und Shawn hatte, wobei Tory
an dem Tag wegen eines Zahnarzttermins nicht in der Schule war) unser Schulleiter in den Klassenraum kam und zu unserer Lehrerin Mrs Tyler sagte: »Können Sie bitte Shawn Kettering rausschicken?«, da dämmerte selbst mir, dass das nichts Gutes bedeuten konnte.
In der Mittagspause hieß es dann, er sei weg. Geflogen. Von der Schule verwiesen.
»Ehrlich gesagt bin ich ganz froh«, vertraute Chanelle mir an, während sie genüsslich die Vanillecreme aus ihrem Minitörtchen leckte. »Jetzt wird es Robert nicht mehr so leicht haben, sich was zu rauchen zu besorgen. Okay, er könnte natürlich zum Washington Square gehen und sich sein Gras da kaufen, aber die Hälfte der Dealer, die dort rumstehen, sind Lockvögel der Polizei. Das Risiko, erwischt zu werden, wäre viel zu hoch. Seine Eltern würden ihn umbringen. Hey, vielleicht ist er auf dem Frühlingsball ausnahmsweise mal nicht total breit. Das wäre mal eine nette Abwechslung.«
»Was? Ich soll nüchtern auf diesen Ball?« Robert schüttelte verzweifelt den Kopf. »Das ist zu krass, Leute. Das geht gar nicht.«
»Jetzt reiß dich mal zusammen«, sagte Chanelle streng. »Es schadet dir überhaupt nichts, mal zu sehen, dass man auch ohne Drogen leben kann.«
»Wie scheiße und langweilig man dann leben muss, meinst du wohl«, knurrte Robert.
Ich lachte gerade über seine bekümmerte Miene, als
plötzlich eine heisere Stimme dicht neben meinem Ohr sagte: »Ja, lach du nur, Verräterin !«
Ich wäre fast an dem Chicken Nugget erstickt, den ich mir gerade in den Mund gesteckt hatte. Als ich herumfuhr, standen Gretchen und Lindsey neben mir und blickten verächtlich auf mich herunter.
»Bist du jetzt zufrieden?«, zischte Gretchen. »Dass du Torrance Zack ausgespannt hast, hat dir wohl noch nicht gereicht, was? Nein, du musstest auch noch dafür sorgen, dass Shawn von der Schule fliegt.«
»Ich habe ihr Zack nicht ausgespannt«, sagte ich, als ich mich von meinem ersten Schreck erholt hatte. »Wir sind nicht zusammen. Und damit, dass Shawn von der Schule geflogen ist, habe ich nichts zu tun. Ich habe niemandem was gesagt.«
»Wer’s glaubt, wird selig !« Lindsey verzog angewidert das Gesicht. »Wir wissen genau, dass du ihn angeschwärzt hast – Pfarrerstochter.«
»Nein, habe ich nicht«, sagte ich.
»Sag, was du willst, Petze. Wir glauben dir sowieso kein Wort«, fauchte Gretchen und stolzierte mit Lindsey zum anderen Ende der Cafeteria.
Chanelle sah mich mitfühlend an, als ich mich wieder zu unserem Tisch umdrehte. »Lass dich von den beiden Möchtegern-Hexen nicht fertigmachen, Jean«, tröstete sie mich. »Wir wissen genau, dass du es nicht gewesen bist. Und selbst wenn, würde dir deswegen niemand einen Vorwurf machen. Ich meine, wenn Shawn nicht gewesen wäre, wäre das mit Torrance nie passiert.«
Die Nachricht von Torys Selbstmordversuch hatte sich an der Schule natürlich wie ein Lauffeuer verbreitet – obwohl ich kein Wort darüber verloren hatte.
»Ich war es aber nicht!«, sagte ich heftig.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Robert gelangweilt. »Den beiden
Weitere Kostenlose Bücher