Jinx - der verfluchte Liebeszauber
Verrückten hört doch sowieso niemand zu.«
Aber da irrte er sich. Gretchen und Lindsey waren anscheinend nicht die Einzigen, die glaubten, dass ich Shawn verpfiffen hatte. Ganz egal, wo ich nach der Mittagspause hinging, überall flüsterten die Schüler um mich herum und verstummten schlagartig, wenn ich in ihre Richtung sah. Als es zur fünften Stunde gongte und ich zu Sport musste, stand ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Es gab nur einen einzigen Menschen an der Chapman School, an dessen Meinung mir wirklich etwas lag und der mich auf keinen Fall für eine Verräterin halten sollte. Allerdings ging mir dieser Mensch seit Samstag aus dem Weg, als hätte ich die Pest. Ich hatte keine Chance gehabt, auch nur ein einziges Wort mit ihm zu wechseln, geschweige denn Lisas Stoffsäckchen in seinen Rucksack zu schmuggeln.
Aber das war okay. Ich nahm es ihm nicht übel, dass er mich mied. Nach allem, was mit Tory passiert war, nach der Hexengeschichte und jetzt der Sache mit Shawn war ihm wahrscheinlich klar geworden, dass ich tatsächlich alles Unglück der Welt auf mich zog, weshalb es klüger war, sich von mir fernzuhalten.
Coach Winthrop hatte diesmal beschlossen, uns Softball spielen zu lassen, und machte sich einen kleinen Scherz daraus, ausgerechnet mich – die unsportlichste Teilnehmerin seines Kurses – zum Mannschaftskapitän zu berufen. Ich war darüber aber nicht unglücklich, sondern nutzte die Chance, als Erstes Zack in meine Mannschaft zu wählen. Das war vielleicht die einzige Möglichkeit, ihn dazu zu bringen, jemals wieder mit mir zu reden.
Aber ich irrte mich. Wieder mal. Er kam nämlich lächelnd auf mich zu und unterhielt sich völlig freiwillig mit mir, während wir hinter dem hohen Maschendrahtzaun auf einer Bank saßen und auf unseren Einsatz warteten.
»Tja, Cousine Jean aus Iowa«, sagte er. »Du hast also nicht gelogen, als du gesagt hast, dass du ein chronischer Pechvogel bist. Bei dir jagt wirklich ein Unglück das andere. Ich habe gehört, dass du seit Neuestem als verdeckte Ermittlerin fürs Rauschgiftdezernat arbeitest.«
Ich musste mich echt schwer zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen.
»Ich war das nicht«, beteuerte ich – ein bisschen zu laut. Alle aus unserer Mannschaft starrten zu uns rüber.
Zack lächelte freundlich. »Entspann dich, Jean«, sagte er. »Ich weiß, dass du es nicht warst. Trotzdem interessant, dass das anscheinend alle denken, oder?«
»Na ja, es liegt ja auch nahe«, sagte ich achselzuckend. »Tory ist meine Cousine. Ich bin neu an der Schule. Ich bin eine …«
»… Pfarrerstochter«, vervollständigte er meinen Satz. »Ja, ich weiß. Das habe ich alles auch gehört. Und? Was willst du jetzt machen?«
Ich zuckte wieder mit den Schultern. »Was kann ich denn schon groß machen?«
»Du könntest mit mir zum Ball gehen«, sagte Zack.
Ich sah ihn mit großen Augen an. »Bist du verrückt? Das würde doch alles nur noch schlimmer machen. Gretchen und Lindsey erzählen sowieso schon überall herum, dass …«
»Eben«, sagte Zack. »Gretchen und Lindsey sind diejenigen, die Öl ins Feuer gießen. Und was glaubst du, warum sie das tun?«
Ich wusste genau, warum. Weil ich mich geweigert hatte, mich ihnen anzuschließen und ihnen zu helfen, der mächtigste Hexenzirkel der Ostküste zu werden, aber das konnte ich Zack natürlich nicht sagen. Deswegen antwortete ich: »Weil sie mich hassen.«
»Stimmt genau. Aber warum hassen sie dich?« Er wartete einen Moment ab und sagte dann: »Weil Tory es ihnen eingeredet hat.«
Ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Willst du damit sagen, dass Tory ihnen gegenüber behauptet hat, ich hätte Shawn verraten?«
»Erscheint dir das so unwahrscheinlich nach allem, was du über deine Cousine weißt?«
Ich dachte nach. Würde Tory wirklich etwas so Hinterhältiges tun und mich als Verräterin verleumden? »Ich weiß nicht, Zack«, sagte ich zweifelnd.
»Wie du meinst«, sagte er. »Aber falls du deine Meinung noch änderst – meine Einladung steht.«
»Die Einladung zum… Ball?« Meine Stimme überschlug sich und quietschte bei dem Wort Ball , als hätte ich Helium eingeatmet.
»Ja«, sagte Zack, der leicht irritiert aussah (wahrscheinlich wegen meiner Quietschstimme). »Genau von der Einladung rede ich.«
»Ach, Zack …« Natürlich wünschte ich mir im tiefsten Inneren meines Herzens nichts mehr, als mit ihm zum Ball zu gehen. Als ich ihm vor zwei Tagen gesagt hatte, ich
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