Jinx - der verfluchte Liebeszauber
letzter Kraft auf die Rückbank und war sehr froh, dass meine Mutter mir seit meiner Kindheit eingebläut hatte, immer genug Geld dabeizuhaben, um im Notfall nach Hause zu kommen.
»Wohin soll es denn gehen?«, fragte der Taxifahrer.
Am liebsten hätte ich gesagt: Zum Flughafen oder zur Central Station – egal wohin. Hauptsache an einen
Ort, an dem ich ein Flugzeug oder einen Zug nehmen kann, der mich weit weg von New York und zurück nach Iowa bringt.
Aber SO VIEL Geld hatte ich leider nicht dabei.
Also sagte ich: »In die 69. Straße, bitte.«
Der Fahrer nickte, schaltete das Taxameter ein und fuhr los.
Zum Glück begegnete mir im Flur oder auf der Treppe niemand. Alice war schon längst im Bett, Teddy schlief bei einem Freund, und Paula und Philipp, die auf Alice aufpassten, während Tante Evelyn und Onkel Ted auf einer ihrer vielen Galas waren, saßen im Wohnzimmer und guckten einen Film. Niemand bekam mit, dass ich nach Hause kam.
Und niemand hörte mich schluchzen, nachdem ich mir ein Bad eingelassen, mein Kleid ausgezogen und mich in die riesige Marmorwanne gelegt hatte. Ich weinte, bis meine Augen rot und verquollen waren und ich irgendwann keine Tränen mehr hatte. Dabei ließ ich die ganze Zeit über das Wasser laufen, damit Paula mich nicht weinen hörte, falls sie nach oben kam, um nach Alice zu sehen.
Wie hatte das alles nur passieren können? Ich war vor der gesamten Schule gedemütigt worden und jetzt hielten mich alle für einen noch größeren Freak als sowieso schon. Dabei war es mir gar nicht so wichtig, was Robert oder Chanelle von mir dachten … wenn überhaupt, war mir nur Zacks Meinung wichtig. Warum
hatte Tory mir das nur angetan? Klar, sie war selbst in ihn verliebt gewesen und sauer, weil der Zauber bei mir und Dylan geklappt hatte und bei ihr nicht, aber hatte ihre Rache wirklich so grausam ausfallen müssen?
Als mich gerade eine neue Welle von Tränen zu überfluten drohte, kam mir plötzlich ein Gedanke …
Ging es in Wirklichkeit etwa DARUM? War gar nicht Zack der Grund, sondern vielmehr die Tatsache, dass MEIN Zauber gewirkt hatte und der von Tory nicht? War sie in Wahrheit neidisch, weil ihr bewusst geworden war, dass ICH die Hexe war, von der Branwen gesprochen hatte? War sie neidisch, weil sie es selbst gern gewesen wäre?
Im Gegensatz zu dir habe ich keine Angst, meine Gabe zu nutzen , hallte das Echo ihrer Stimme in meinem Kopf.
Aber das konnte nicht sein, oder? Das wäre wirklich zu kindisch gewesen. Falls ich tatsächlich über irgendwelche magischen Kräfte verfügte, dann hatten sie mir nur Leid und Herzschmerz gebracht. Außerdem war das Ganze sowieso absurd. Ich war keine Hexe. Okay, ich hatte Zack vor dem Zusammenstoß mit dem Fahrradkurier bewahrt, aber das war keine Magie gewesen. Ich war nur zum richtigen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen.
Der Stromausfall in der Nacht meiner Geburt war bloß durch ein ganz normales Gewitter ausgelöst worden.
Und dass Philipp die Reise nach New York gewonnen
hatte, war nichts als ein glücklicher Zufall gewesen. Das hatte nichts mit dem Bannzauber gegen Tory oder dem Schutzzauber für Paula zu tun gehabt.
Und Dylan … der arme Dylan. Er hatte gerade keine Freundin gehabt, und da war ich ihm über den Weg gelaufen – bis über beide Ohren in ihn verknallt – und hatte ihn angehimmelt. War es da nicht praktisch unausweichlich gewesen, dass er sich in mich verliebt hatte?
Nein, nichts von dem, was passiert war, war ein Beweis dafür, dass ich das Zeug zur Hexe hatte.
Außer für Tory, die völlig fixiert auf das gewesen war, was Grandma ihr über Branwen und ihre schicksalhafte Prophezeiung erzählt hatte. Sie hatte vor ihren Freundinnen damit angegeben und davon geträumt, eine echte Hexe zu sein.
Und dann war ich nach New York gekommen und hatte ihren Traum kaputt gemacht. Natürlich – genau so war es gewesen! Kein Wunder, dass sie mich so hasste.
Aber wenn es ihr so viel bedeutete, die Hexe in der Familie zu sein, überließ ich ihr diesen Platz gern. Ich konnte den Bannzauber rückgängig machen und …
Gott, was waren das für bescheuerte Gedanken? Es gab keine Hexen!
Denn wenn es so etwas wie Magie wirklich gab, dann wäre das, was an diesem Abend passiert war, niemals möglich gewesen. Mein Anhänger – das alberne Pentagramm, das Lisa mir geschenkt hatte – hätte mich beschützt.
Aber er hatte mich nicht beschützen können, weil das Ganze nämlich kompletter Humbug war. Es
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