Jinx - der verfluchte Liebeszauber
mir fiel einfach nichts ein, das ich zu Zack hätte sagen können, damit er mir glaubte. Torys Plan war wirklich brillant gewesen – alle Indizien sprachen gegen mich. Hoffentlich würden sich ihre Mühen auszahlen und sie würde bekommen, was sie sich so sehr wünschte: Zack. Branwens Zauberkräfte. Was auch immer.
Ich kannte wirklich niemanden, der so viel Energie in die Erfüllung seiner Träume gesteckt hatte.
Jedenfalls nicht so viel kranke Energie.
Ich weiß nicht, wie viel Uhr es war, als ich schließlich doch einschlief. Ich weiß nur, um wie viel Uhr ich aufwachte, nämlich exakt um zwei Uhr morgens.
Das weiß ich, weil ich die Augen aufschlug und mein Blick auf die roten Ziffern auf meinem Digitalwecker fiel.
Aus welchem Grund ich aufwachte? Tja, das war das Merkwürdige.
Es hatte nichts damit zu tun, dass mich auf einmal eine sonderbare – und mir bis dahin völlig unbekannte – Gewissheit erfüllte, dass alles gut werden würde. Und auch nichts damit, dass ich auf einmal das Gefühl hatte, es gäbe nichts auf der ganzen Welt, vor dem ich Angst zu haben brauchte.
Nein, ich wachte auf, weil jemand neben meinem Bett stand und meinen Namen flüsterte.
»Jean«, sagte die Stimme. »Jean.«
Es war ein Mädchen in einem langen weißen Kleid.
Allerdings war es nicht Tory, die immer noch ihr Ballkleid trug. Nein, ich wusste sofort, dass es nicht Tory sein konnte.
Denn dieses Mädchen lächelte mich an – und zwar nicht bösartig, sondern sehr liebevoll, so als würde sie mich wirklich mögen. Außerdem hatte sie lange rote Haare.
Und obwohl ich ihr nie zuvor begegnet war, wusste ich, wie sie hieß. Ich kannte ihren Namen genauso gut wie meinen eigenen.
»Branwen?«, sagte ich und setzte mich im Bett auf.
20
I n dem Moment, in dem ich mich aufsetzte, war sie weg. Das lächelnde rothaarige Mädchen in dem langen weißen Kleid war verschwunden.
Falls sie jemals da gewesen war.
Das Ganze war bestimmt ein Traum gewesen. Im Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen hatte ich mir eingebildet, meine Urahnin an meinem Bett stehen zu sehen und meinen Namen flüstern zu hören. Das war die einzig mögliche Erklärung. Denn ich glaubte genauso wenig an Geister, wie ich an Magie glaubte.
Aber im selben Moment spürte ich etwas Kühles an meinem Hals. Etwas, das noch nicht dort gewesen war, als ich mich ins Bett gelegt hatte. Ich griff danach und stellte überrascht fest, dass es die Kette mit dem Pentagramm war, die Lisa mir geschenkt hatte.
Die Kette, die ich mir in der Wanne vom Arm gerissen und durchs Bad geschleudert hatte, ohne darauf zu achten, wo sie hinfiel.
Jetzt lag sie wieder um meinen Hals.
Mich überkam ein merkwürdiges Gefühl, das ich im ersten Moment nicht deuten konnte. Angst war es jedenfalls nicht und auch nicht das Gefühl von drohendem Unheil – eher im Gegenteil. Ich war innerlich vollkommen ruhig … und dann wusste ich auf einmal, was es war: Glück!
Ich war glücklich .
Was war mit mir los? Warum hatte ich keine Angst? Weggeschleuderte Ketten kommen nicht von selbst zu ihren Besitzern zurück. Jemand musste sie im Bad gefunden und mir im Schlaf um den Hals gelegt haben. Aber wer? Wer konnte sich in mein Zimmer geschlichen und mich so vorsichtig und sanft berührt haben, dass ich davon nicht aufgewacht war?
Paula?
Oder etwa tatsächlich der Geist meiner Urahnin, die sich mir in dem Moment, in dem ich sie am meisten gebraucht hatte, gezeigt und sich um mich gekümmert hatte? Die mir damit beweisen wollte, dass ich – wie ich es insgeheim schon lange befürchtet hatte – die Tochter war, von der sie in ihrer Prophezeiung gesprochen hatte? Die Ur-Ur-Ur-Urenkelin, die dazu bestimmt war, eine große Hexe zu werden? Ich und nicht Tory oder Alice oder Courtney oder Sarabeth.
Ich war es also. War es schon von Anfang an gewesen.
Ich hatte nur daran glauben müssen.
Hatte an mich selbst glauben müssen.
An Schlaf war jetzt natürlich nicht mehr zu denken.
Mein ganzer Körper prickelte wie elektrisch aufgeladen. Hellwach sprang ich aus dem Bett und ging zum Fenster. Durch die dünnen Gardinen fiel blaues Dämmerlicht ins Zimmer … ich hatte vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Zuerst dachte ich, das Licht käme vom Haus gegenüber, aber als ich die Gardine zur Seite zog, sah ich, dass es das Licht des Vollmonds war, der riesig und rund am Nachthimmel stand. Er strahlte so hell, dass es beinahe aussah, als wäre er von einem Regenbogen umrahmt.
In
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