Jinx - der verfluchte Liebeszauber
gab keine Magie. Genauso wenig wie es so etwas wie Glück gab. Jedenfalls hatte ich keines von beidem jemals persönlich erlebt.
Frustriert riss ich mir die Kette mit dem Pentagramm vom Handgelenk und schleuderte sie quer durchs Badezimmer. Ich schaute nicht einmal nach, wo sie landete. Sollte Martha sie beim Aufräumen ruhig finden, für wertlos halten und in den Müll werfen.
Am liebsten hätte ich in diesem Moment mein ganzes Leben hinterhergeworfen.
Etwa eine Stunde später – ich hatte meinen hässlichsten Schlafanzug angezogen (rosa Flanell mit Schmetterlingen darauf) und lag schon im Bett – klopfte jemand leise an meine Tür.
»Jean?«, rief Paula.
»Komm rein«, sagte ich matt. Paula war einer der wenigen Menschen, die ich jetzt ertragen konnte.
»Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass du schon wieder zu Hause bist.« Sie blieb in der Tür stehen und musterte mich besorgt. »Warum bist du denn schon so früh zurück?«
»Ach, weißt du«, sagte ich. »Der Ball war nicht so toll ...«
»Hast du dich mit Zack gestritten?«, fragte sie mitfühlend.
»Na ja … irgendwie schon«, murmelte ich.
»Das habe ich mir gedacht. Er ist nämlich hier.«
»Was?« Ich schoss kerzengerade im Bett auf. »HIER? JETZT?«
»Er steht unten und würde dich gerne sehen.«
Ja, das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Wahrscheinlich um mir zu sagen … tja, was? Dass er der Meinung war, wir sollten uns besser nicht mehr sehen? Dass ihm klar geworden war, dass nicht ich das Opfer war, sondern die arme Tory und er, dass ich sie beide aufs Hinterhältigste betrogen und belogen hatte?
Aber das würde ich mir nach allem, was passiert war, nicht auch noch antun. Ich würde auf gar keinen Fall ungeschminkt, mit zerstrubbelten Haaren in meinem Schmetterlingsschlafanzug vor ihn treten und mir den Rest geben lassen.
»Kannst du ihm sagen, dass ich schon schlafe?«, bat ich Paula.
Sie runzelte besorgt die Stirn. »Das kann ich ihm natürlich sagen, Jean, aber bist du dir ganz sicher, dass du das willst? Ich hab den Eindruck, dass er sich Sorgen macht. Er hat angedeutet … dass heute Abend irgendetwas passiert ist. Hat es etwas mit Tory zu tun?«
»Ja«, sagte ich. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er sich Sorgen machte. Wahrscheinlich fragte er sich, welchen schrecklichen Zauber ich mir als Nächstes ausdenken würde, um sein Leben zu zerstören. »Und ja, ich bin mir sicher, dass ich ihn nicht sehen will.«
»Na gut«, seufzte Paula. »Willst du darüber sprechen?«
Wollte ich darüber sprechen? Hallo? Ich wollte noch nicht mal darüber NACHDENKEN. Und zwar überhaupt gar nie mehr.
»Eigentlich«, sagte ich, »will ich bloß schlafen, wenn das okay ist.«
»Natürlich ist das okay«, sagte Paula mit einem freundlichen Lächeln. »Aber vergiss nicht, dass ich hier bin und du jederzeit zu mir kommen kannst, wenn du mich brauchst. Klopf einfach an meine Tür, ja?«
»Ja«, sagte ich und schaffte es sogar zu lächeln. »Danke. Und gute Nacht.«
»Gute Nacht, Jean«, sagte Paula und schloss die Tür hinter sich.
Paula war wirklich süß. Ich würde sie vermissen, wenn ich wieder zurück in Hancock war.
Was – das hatte ich bereits fest beschlossen – schon sehr bald sein würde, genauer gesagt: sobald ich mir ein Ticket besorgt hatte. Ich würde keine Sekunde länger als nötig in New York bleiben. Und in die Schule würde ich auch nicht mehr gehen. Allerdings hatte ich mir vorgenommen, noch einmal mit Zack über alles zu reden und zu versuchen, es ihm zu erklären (in Ruhe, nicht im Schlafanzug). Das war ich ihm einfach schuldig.
Danach würde ich dann nach Hancock zurückkehren, wo ich hingehörte. Nach allem, was ich mit Tory durchgemacht hatte, würde ich mit Dylan locker fertig werden.
Vielleicht hatten sich seine Gefühle für mich sowieso schon abgekühlt, seit er das mit der Puppe erfahren
hatte. Jungs finden es nicht so toll, belogen und manipuliert zu werden. Zacks Reaktion heute Abend war der beste Beweis dafür. Vielleicht würde Dylan sogar überhaupt nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Dann hätte das Ganze zumindest etwas Gutes gehabt.
Nachdem Paula gegangen war, machte ich schnell das Licht aus, damit Zack – falls er nach oben zum Fenster sah – auch wirklich glaubte, dass ich schlief.
Einschlafen konnte ich aber trotzdem nicht. Ich wälzte mich unruhig hin und her und spielte die Szene am Tisch immer wieder in meinem Kopf durch.
Aber sosehr ich auch nachdachte,
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