Jinx - der verfluchte Liebeszauber
kann man ja richtig Angst bekommen. Ist sie wirklich eine Hexe, oder was?«
»Ja, sie ist eine Hexe«, sagte Tory mit fester Stimme. »Und ich fand, dass ihr das alle wissen solltet. Zuerst hat sie dafür gesorgt, dass der arme Dylan sich Hals über Kopf in sie verliebt, aber das hat ihr anscheinend noch nicht gereicht, also ist sie nach New York gekommen und hat ihre Krallen nach Zack ausgestreckt und …«
Ich sprang auf. »Die Puppe von Zack habe nicht ich gemacht!«, sagte ich heftig. »Das war Tory! Gleich an
meinem ersten Abend hier in New York hat sie sie mir gezeigt und gesagt, dass sie glaubt, sie wäre die Hexe, von der unsere Großmutter immer gesprochen hat. Sie wollte mich überreden, ihrem Hexenzirkel beizutreten, und als ich ihr gesagt habe, dass ich damit nichts zu tun haben will, weil ich ja aus eigener Erfahrung weiß, was passieren kann, wenn man mit Magie spielt, da wurde sie sauer.«
Ich blickte schwer atmend in die Gesichter meiner um den Tisch versammelten Freunde. Keiner von ihnen sah aus, als würde er mir glauben, und Zack konnte mir anscheinend nicht einmal mehr in die Augen sehen.
»Bitte, Zack«, flehte ich, weil mir seine Meinung am allerwichtigsten war. »Du musst mir glauben. Ich meine… schau dir diese Puppe doch mal an.« Ich hob sie hoch und zeigte sie ihm. »Die sieht doch vollkommen anders aus als die Puppe von Dylan, die ich gemacht habe. Mal ganz ehrlich – ein Affe mit zwei linken Händen könnte eine schönere Puppe nähen als die hier!«
»Ich halte es für besser«, sagte Tory leise, als Zack nicht sofort reagierte, »wenn du jetzt gehst, Jinx. Du siehst doch selbst, dass keiner hier mehr etwas mit dir zu tun haben will.«
Ich sah meine Cousine an, sah sie zum ersten Mal an diesem Abend wirklich an.
Und in diesem Moment wurde mir klar, wie unfassbar raffiniert sie ihren Rachefeldzug bis ins letzte Detail durchgeplant hatte. Mit ihrem blütenweißen, jungfräulichen
Ballkleid und den dezent rosa geschminkten Lippen sah sie aus wie ein personifizierter Unschuldsengel, der niemals lügen würde. Ich dagegen wirkte in dem verführerisch engen schwarzen Kleid (das sie für mich ausgesucht hatte) und mit meinen wilden roten Locken genau wie die durchtriebene Hexe, als die sie mich beschrieben hatte. Kaltblütig und mit nichts anderem im Sinn, als den begehrtesten Jungen der Schulen, auf die sie ging, den Kopf zu verdrehen. Eines musste man Tory lassen: Ihre Strategie war aufgegangen, wahrscheinlich sogar noch besser, als sie es sich je erträumt hatte.
Und dabei war sie noch nicht einmal fertig mit mir. Nein, der Todesstoß sollte erst noch kommen.
»Weißt du was, Jinx?« – Tory senkte ihre Stimme, als würde sie mir ganz im Vertrauen etwas sagen wollen, obwohl mittlerweile der gesamte Ballsaal einschließlich der Kellner, die gerade den Fisch servierten, zuhörte – »Vielleicht solltest du dir das Schicksal deiner Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter Branwen zu Herzen nehmen und etwas daraus lernen. Du weißt ja, dass sie wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, und wir möchten doch nicht, dass es dir genauso ergeht, nicht wahr?«
Ich war fassungslos, dass sie es wagte, mir das zu sagen, was ich selbst vor ein paar Wochen zu ihr gesagt hatte. Ich konnte nicht glauben, dass sie den entsetzlichen Tod, den Branwen erlitten hatte – ihre eigene Urahnin! –, benutzte, um mich vor Zack zu demütigen.
Aber es hätte mich nicht überraschen dürfen. Inzwischen war mehr als offensichtlich, dass Tory vor nichts zurückschreckte.
»Okay«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Alles klar, Tory. Du hast gewonnen. Aber soll ich dir mal was sagen? Ich hatte es nie auf einen Kampf mit dir angelegt!«
Und damit stand ich auf und ging – trotz der Blicke, die sich in meinen Rücken bohrten – hocherhobenen Hauptes aus dem Ballsaal, inständig hoffend, dass ich es bis nach draußen schaffen würde, bevor ich in Tränen ausbrach.
Ich bildete mir ein, dass ein Junge meinen Namen rief, wusste aber nicht, ob es die Stimme von Dylan oder die von Zack war.
Ich wusste nur, dass ich nicht in der Lage sein würde, ihm – egal welcher von beiden es war – in die Augen zu sehen, ohne hemmungslos loszuheulen.
Und dann war ich endlich in der Eingangshalle und trat durch die Drehtür auf die Park Avenue hinaus, wo mich der Portier zu meiner Erleichterung fragte: »Brauchen Sie ein Taxi, Miss?«
Als ich nickte, winkte er einen Wagen heran. Ich rutschte mit
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