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Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Titel: Jinx und der magische Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sage Blackwood
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nur aus der Ferne. Er stellte sich vor, dass sie blonde Locken und himmelblaue Augen hatte (aber wegen der Kapuze konnte er das nicht erkennen). Und dass sie sehr mitfühlend war.
    »Er könnte mir doch einfach sagen, wie es geht«, sagte Jinx nach einer besonders frustrierenden Zauberlektion. »Er schimpft immer nur und erwartet, dass ich verstehe, was er meint. Er muss doch wissen, wie der Zauber funktioniert. Warum sagt er’s mir nicht einfach?«
    »Das ist wirklich gemein«, sagte das Mädchen in Jinx’ Phantasie.
    »Und neulich fragt er mich: ›Warum können Hexen ihre Magie leichter an Menschen ausüben als Zauberer?‹ Ich sage: ›Weiß nicht.‹ Dann warte ich darauf, dass er es mir erklärt. Aber stattdessen sagt er: ›Ach. Ich hab gehofft, du weißt das.‹ Ich darauf: ›Na, und warum denn nun?‹ Und er: ›Ich weiß es nicht.‹ Und ich sage: ›Wie soll ich es wissen, wenn du es nicht mal weißt?‹, und er sagt: ›Ich dachte, du könntest mal deinen Kopf gebrauchen.‹ Wie soll ich mit meinem Kopf Sachen rauskriegen, die er selber nicht weiß?«
    »Ich weiß gar nicht, wie du das aushältst«, sagte das Kapuzenmädchen mit leiser Bewunderung.
    »Na ja. Meistens ist es nicht so schlimm«, sagte Jinx. »Er hat mir ein Glücksamulett gemacht, das mich im Wald beschützen soll.«
    »Das finde ich wahnsinnig mutig von dir, allein in den Urwald zu gehen«, sagte das Mädchen.
    »Och. Na ja. Ich hab keine Angst davor. Schließlich leben wir dort, oder?«
    »Deshalb wissen wir ihn ja zu fürchten«, sagte das Mädchen.
     
    Im Wald grub Jinx oft die Zehen in die Erde und lauschte so den Wurzeln der Bäume. Er wurde immer besser darin, sie zu verstehen. Die Gedanken der Wurzeln krabbelten mit den Würmern und Raupen, saugten an Feuchtem und wanden sich vor Ameisenhaufen. Immerhin leisteten sie Jinx Gesellschaft. Die Bäume nannten die Menschen und auch alle anderen Geschöpfe »die Rastlosen«. Jinx nannten sie »den Baumlauscher«. Das war nicht die wörtliche Übersetzung, aber das Treffendste, was Jinx in der Menschensprache finden konnte.
    Für die Rastlosen interessierten sich die Bäume kaum. Sie waren kleine Ärgernisse, verursachten Druck auf ihren Wurzelhaaren – Wanderer auf den Wegen, im Mondlicht herumschleichende Werwölfe, Vampire, die sich als Wanderer tarnten, und Trolle, die durch den Urwald polterten, ohne Rücksicht darauf, ob sie jemandem die Zweige brachen oder die Rinde abrissen.
    Die Erzählungen der Bäume machten Jinx nervös. Dennoch wollte er mehr von der Welt sehen. Und so wagte er sich von Mal zu Mal tiefer in den Wald, immer darauf bedacht, dass er den Weg zurück zu Simons Haus fand, und stets auf Schritte oder ein gefährliches Schnüffeln horchend.
    Eines Tages waren die Bäume außer sich. Einige Rastlose hackten nicht weit vom Pfad umgefallene Bäume für Brennholz. Sie hackten gute, alte Stämme, die die Bäume eigentlich selbst essen wollten.
    Der Urwald war zornig.
    Jinx lief über das knackende Unterholz bis zu den Übeltätern. Es war eine Gruppe Wanderer, die im Wald ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    »Lasst das!«, schrie Jinx.
    Die Wanderer schauten von ihren Äxten auf. »Das ist der Kleine von dem Zauberer«, sagte ein Junge in seiner eigenen Sprache. Es klang nicht gerade freundlich.
    Jinx kletterte auf den riesigen abgestorbenen Baumstamm, auf den der Junge einhackte. »Den hier könnt ihr nicht nehmen. Nehmt den da drüben, der erdrückt sowieso ein paar junge Bäume.«
    »Wer hat dir beigebracht, Wanderisch zu sprechen?«, fragte eine Frau.
    »Das wart ihr«, sagte Jinx. »Aber das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass ihr diesen Baum nicht zerhackt, sonst wird der Urwald wütend, und die Rache wird fürchterlich sein.«
    »Wer sagt das?«, fragte der Junge.
    »Der Urwald«, gab Jinx zurück. »Wenn ihr die Glieder dieses Baums abschneidet, werden Menschen ihre Glieder verlieren. Das haben die Bäume gesagt.«
    »Na wunderbar, er spricht mit den Bäumen«, sagte die Frau, doch sie schleppte ihre Axt zu dem anderen Baumstamm.
    »Verletzt die jungen Bäume nicht«, sagte Jinx, als die anderen Wanderer der Frau folgten.
    »Kommandiert die Leute rum, als wär er selbst ein verfluchter Zauberer«, murmelte die Frau.
    Der Junge blieb ein Stück zurück. »Wie heißt du?«
    »Jinx. Und du?«
    »Tolliver. Wie alt bist du?«
    »Elf«, sagte Jinx.
    »Bist du nicht.
Ich
bin elf.
Du
bist klein.«
    »Zur Wintersonnenwende bin ich elf geworden.« Jinx war

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