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Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Titel: Jinx und der magische Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sage Blackwood
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Bengel.«
    »Ja, das ist schon eine ganze Weile her. Ich bin gewachsen.« Die Frau schien überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben. »Erinnerst du dich nicht? Ihr habt mich ausgesetzt, ihr wolltet, dass ich im Urwald sterbe.«
    »So was hätte ich nie getan.« Cottawilda schüttelte entschieden den Kopf. »Ich hätte dich verkauft.«
    »Du hast es aber getan.« Jinx musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zu schreien. Er sah, wie das kleine Mädchen aus Furcht vor Jinx das Gesicht an Revens Schulter vergrub. »Bergthold hat mich mit in den Wald genommen, um mich dort auszusetzen.«
    »Ah, Bergthold.« Sie verzog angewidert das Gesicht. »Er war ein fieser alter Kerl.«
    »Wieso hast du ihn dann geheiratet?«
    Sie zuckte die Achseln und schaute zu dem Mann. »Er war an der Reihe.«
    So heirateten die Leute in den Lichtungen, sie heirateten den, der als Nächster dran war.
    »Jedenfalls haben die Trolle ihn und auch den Jungen erwischt. Ein paar Leute haben nachgesehen und die Spuren entdeckt.«
    »Ihn haben sie erwischt«, sagte Jinx, und als er an Bergtholds Trollarm dachte, verpuffte seine Wut. »Aber mich nicht.«
    »Und du hast es ja ordentlich zu was gebracht. Feine Kleider, geschwollenes Gerede und ein böser Zauberer, der sich um dich kümmert. Wenn du überhaupt sein Gehilfe bist und nicht der Sohn eines reichen Mannes. Also warum beschwerst du dich?«
    Darauf wusste Jinx nichts zu sagen. Wie er so in der ärmlichen Hütte stand, in der es nach Kohl roch und der Regen in einer Ecke durch das Stroh sickerte, war es schwer, sich darüber zu beschweren, dass er diese Hütte hatte verlassen müssen und bei Simon wohnen musste. Cottawilda und Bergthold hatten nicht wissen können, dass Simon ihn aufnehmen würde – Trolle oder Werwölfe waren die wahrscheinlichere Möglichkeit –, aber Jinx wollte nicht darauf herumreiten. Und ganz bestimmt würde er nicht erzählen, dass Simon ihm seine magische Kraft geraubt hatte.
    Die Frage war, ob seine magische Kraft nicht ein zu hoher Preis gewesen war. Die Antwort lautete Ja. Trotzdem war Jinx froh, dass er nicht so leben musste wie Cottawilda und ihre Familie.
    Der Mann auf dem Bett räusperte sich. »Ich kann hier keinen Zauberer brauchen. Verschwindet jetzt lieber.«
    »Wir verschwinden, wenn es aufhört zu regnen«, sagte Reven lässig. »Wir tun niemandem etwas zuleide. Wir sind doch nur Wanderer, die eine Herberge brauchen, und wir werden dafür zahlen.«
    Jinx sah, wie die Mienen von Cottawilda und ihrem Mann sich aufhellten. Er wurde schon besser darin, Gesichter zu deuten.
    »Für einen Viertelpfennig könnt ihr alle was zu essen kriegen«, sagte Cottawilda.
    »Und ihr lasst uns über Nacht bleiben«, sagte Elfwyn.
    Dieser Vorschlag machte Cottawilda und ihren Mann sichtlich nervös. Jinx wollte eigentlich nicht über Nacht bleiben, aber es sah nicht so aus, als würde der Regen so bald nachlassen, und draußen schlafen mochte er auch nicht.
    Er zeigte mit dem Daumen auf Reven. »Er zahlt.«
     
    Am nächsten Morgen ging Jinx über die Lichtung, die nun von Sonnenlicht und Regentropfen strahlte. Die Leute standen in Grüppchen beisammen und starrten ihn an. Die Geschichte von der fliegenden Suppenkelle hatte sich herumgesprochen. Manche Leute kannte er von damals, an ein paar von ihnen hatte er in all den Jahren keinen Gedanken verschwendet. Es mussten einige fehlen, wegen der Werwölfe und der Winterpest, die Simon erwähnt hatte, aber Jinx wusste nicht, wer.
    Niemand schien ihn zu erkennen. Er sprach mit ein paar Leuten, die ihn eigentlich hätten kennen müssen, doch sie erinnerten sich nicht an ihn. Die meisten scheuten vor Jinx und seinen Kameraden zurück. Man war misstrauisch gegenüber Fremden und allem, was aus dem Urwald kam.
    Er hatte gehofft – nun ja, gehofft war vielleicht zu viel gesagt, aber irgendwo im Hinterkopf hatte er den Gedanken gehabt –, dass seine magische Kraft, da sie sich auf der Stachelbeerlichtung zum ersten Mal gezeigt hatte, vielleicht hier zu ihm zurückkommen würde. Aber das geschah nicht.
    »Bestimmt kommt dir jetzt alles kleiner vor, oder?«, sagte Reven, der neben ihm herging. »Ich habe gehört, dass das so ist, wenn man an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt.«
    »Ja«, sagte Jinx. In Wahrheit sah alles schäbiger, armseliger und trister aus. Er wollte weg von hier.
    Ein Mädchen, das ein bisschen älter war als Jinx, stand an einer Hütte und beobachtete sie. Reven lächelte das Mädchen an, sie verzog keine

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