Jinx und der magische Urwald (German Edition)
Elfwyn sah ihn entgeistert an.
»Er hat mich umgebracht!«, sagte Jinx.
»Aber das wusstest du da doch noch gar nicht!«
»Außerdem kümmert seine Frau sich um ihn.«
»Ich wusste gar nicht, dass böse Zauberer Frauen haben«, sagte Reven.
»Manche schon. Und wahrscheinlich vergisst er sowieso, in das Fenster der Weitsicht zu gucken. Er denkt nicht so besonders viel an mich.«
»Er wird bestimmt bald gucken«, sagte Reven.
»Ich wüsste nicht, warum«, sagte Jinx. »Als ich klein war, ist er oft für mehrere Tage verreist und hat mich allein gelassen. Wahrscheinlich hat er schon vergessen, dass es mich gibt.«
»Und was passiert, wenn Simon doch nicht auftaucht?«, fragte Reven.
»Dann bringt der Knochenmeister uns um«, sagte Elfwyn. »Mich jedenfalls. Dich lässt er vielleicht am Leben, weil du jemand Wichtiges bist. Und Jinx lässt er vielleicht am Leben, weil er denkt, er kann ihn gegen Simon einsetzen.«
»Ja, er kann mich einsetzen, indem er mich umbringt«, sagte Jinx. »Das hat er ja gesagt. Wenn ich tot wäre, hätte Simon nicht mehr so viel Macht.«
»Woher die beiden sich wohl kennen?«, fragte Elfwyn.
»Ich nehme an, alle bösen Zauberer sind befreundet«, sagte Reven. »Wie viele Zauberer gibt es eigentlich?«
»Nicht so viele.« Jinx hatte noch nie andere getroffen.
»Es hört sich nicht so an, als ob Simon und der Knochenmeister befreundet wären«, sagte Elfwyn. »Aber sie waren es bestimmt mal, glaubt ihr nicht auch? Er hat ja gesagt, Simon hätte ihm etwas gestohlen, und es dürfte schwierig sein, etwas aus Schloss Knochenburg zu stehlen, ohne drin zu sein.«
»Wir waren auch drin und sind trotzdem nicht seine Freunde«, sagte Jinx.
Eine Weile standen sie schweigend da und schauten in den Nebel.
»Dann sollten wir unsere Rettung wohl besser selbst in die Hand nehmen«, sagte Reven. »Als Erstes müssen wir die Brücke wiederfinden.«
»Können wir nicht rauskriegen, woher der Knochenmeister seine Macht nimmt?«, fragte Elfwyn.
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Jinx. »Er hat zwar irgendwo eine Machtquelle auf der Insel versteckt, aber wo sie ist, spielt keine Rolle. Er hat jede Menge Macht, mehr brauchen wir nicht zu wissen. Er kann uns an Türen festkleben, und wenn er wollte, könnte er uns wahrscheinlich auch in Kröten verwandeln.«
»Ich verstehe nicht, warum du seine Machtquelle nicht nutzen kannst«, sagte Elfwyn.
»Weil er das merken würde.«
»Wie denn?«
»Ich weiß nicht, aber da bin ich mir sicher. Simon wusste immer, was für eine Macht ich gerade nutzte. Zauberer spüren das.«
»Aber du müsstest die Machtquelle doch finden können, oder?«, drängte Elfwyn.
»Nein, weil ich kein Zauberer bin, klar?«
»Deshalb musst du aber nicht sauer werden«, sagte Elfwyn. »Ich dachte nur, wenn du diese Machtquelle finden könntest, dann könnten wir sie vielleicht gegen ihn einsetzen.«
»Sie gegen ihn einsetzen? Hör mal, er ist der
Knochenmeister
. Er ist ein wahnsinnig mächtiger, grausamer Zauberer. Wenn ich auch nur versuchen würde seine Machtquelle anzuzapfen, würde er es merken und mich wahrscheinlich töten oder so. Du hast keine Ahnung von Magie.«
Elfwyn wandte sich beleidigt ab.
»Äh, können wir jetzt vielleicht reingehen?«, fragte Reven.
Draußen war es nasskalt und ungemütlich. Sie gingen zurück zum Schloss.
»Na, ihr habt wohl keinen Weg nach unten gefunden, was?«, sagte der Knochenmeister. »Ausgezeichnet. Dann komm mit, Jinx. Es wird Zeit, dass wir mit Simon reden.«
Jinx wollte damit nichts zu tun haben. Er wollte nicht mit Simon reden, und er wollte sich auch nicht von Simon »retten« lassen. Er wollte dem Knochenmeister entkommen, ohne dass Simon ihm half und Jinx ihm wieder in die Hände fiel. Wütend schaute er auf den kleinen goldenen Vogel, der in der geöffneten Hand des Knochenmeisters lag.
»Simon, ich habe deinen Jungen hier, und er will dir etwas sagen.«
Jinx versuchte sich loszureißen, aber der Knochenmeister hielt seinen Arm eisern umklammert.
»Sag ihm, er soll auf der Stelle herkommen, wenn er dich lebend sehen will«, sagte der Knochenmeister.
Jinx schwieg.
Der Knochenmeister drückte ihm kurz über dem Ellbogen den Daumen ins Fleisch. Ein heftiger Schmerz durchzuckte seinen Arm. Er musste die Zähne fest zusammenbeißen, um nicht aufzuschreien.
»Sag es«, befahl der Knochenmeister.
Jinx sagte kein Wort. Der Knochenmeister drückte wieder zu, diesmal fester.
»Mir geht es gut«, sagte Jinx mit
Weitere Kostenlose Bücher