Jinx und der magische Urwald (German Edition)
lange hierbleiben, bis wir herausgefunden haben, ob der Knochenmeister …«
»Damit unsere Knochen bald auch in seiner Brücke enden?«, fragte Jinx. »Reven, man nennt ihn den Knochenmeister. Er besitzt eine Brücke aus Knochen. Und ist dir noch nicht aufgefallen, dass er ein kleines bisschen gruselig ist?«
»Doch, ja. Das ist mir aufgefallen. Aber …«
»Ach ja, und die Becher, aus denen ihr Wein getrunken habt, wurden aus Totenköpfen gemacht.«
Reven und Elfwyn wurden beide gleichzeitig blass. »Bist du dir sicher?«, fragte Reven.
»Ja.«
»Aber sie sahen gar nicht so aus«, sagte Elfwyn.
Jinx erklärte, mit welcher Technik man aus einem Schädel einen Becher herstellte.
»Und das hat dir vermutlich Simon, der gar nicht böse Zauberer, verraten«, sagte Elfwyn.
»Klar«, sagte Jinx. »Also, hauen wir nun ab?«
»Ich hole meine Sachen«, sagte Elfwyn.
Reven überlegte. »Nun gut. Ich hatte gehofft, er könnte …«
»… dir deinen Fluch abnehmen«, ergänzte Jinx. »Wahrscheinlicher ist es, dass er dir deine Knochen abnimmt.«
»Ja, da magst du recht haben«, sagte Reven.
Sie holten ihre Taschen. Reven steckte die Axt durch die Gurte.
»Unten ist alles dunkel«, sagte Elfwyn. »Ich glaub, er ist ins Bett gegangen.«
Jinx schlich zur Treppe und schaute hinunter in den Saal. Das Feuer war bis auf die Glut heruntergebrannt, grauer Rauch stieg nach oben. Er nickte Elfwyn und Reven zu, und auf Zehenspitzen schlichen alle drei die Treppe hinab.
Sie gingen durch den Saal, in dem überall dunkle Schatten waren. Kein Laut war zu hören bis auf das Tröpfeln von Wasser von weit her. Sie kamen zu der schweren Eichentür.
Reven legte die Hand auf den Riegel.
»Sie ist abgeschlossen«, flüsterte er.
Jinx versuchte den Riegel schweben zu lassen, aber er rührte sich nicht. »Lasst uns eine Hintertür suchen«, sagte er.
Er ging zurück durch den Saal.
»Jinx!«, flüsterte Elfwyn direkt hinter ihm.
Er drehte sich um. Reven stand immer noch an der Tür, die Hände am Riegel. Jinx winkte ihn zu sich. Reven schüttelte heftig den Kopf. Elfwyn ging zurück, Jinx hinterher.
»Was soll das?«, flüsterte Jinx. »Komm schon!«
»Ich kann nicht«, sagte Reven. »Meine Hände kleben an der Tür fest.«
»Zieh sie einfach weg«, sagte Elfwyn und fasste Reven am Handgelenk. Sie zog.
»Au! Lass los!«, sagte Reven. Sie flüsterten immer noch.
»Ich kann nicht loslassen!«, sagte Elfwyn.
Das war absurd. Jinx fasste Elfwyn am Arm, um sie von Reven wegzuziehen. Wenigstens fasste er sie nur mit einer Hand an – so blieb die andere frei. Doch die Hand, die er auf Elfwyns Arm gelegt hatte, klebte fest.
»Hattest du nicht gesagt, Zauberer können keine Menschen verzaubern?«, fragte Elfwyn.
»Er hat die Tür verzaubert, nicht uns. Aber ich hab keine Ahnung, wie …«
Einen Zauber aufrechtzuerhalten, ohne den betreffenden Gegenstand dabei anzuschauen, war schwierig. Es kam natürlich darauf an, wie kompliziert der Zauber war und wie mächtig der Zauberer. Jinx wusste, dass der Knochenmeister eine sehr starke Machtquelle in der Nähe hatte. Trotzdem mussten sie davon ausgehen, dass …
»Er ist hier irgendwo und guckt uns zu«, sagte Jinx.
»Gut erkannt«, sagte der Knochenmeister und trat aus einem Schatten.
Was für ein gemeiner Trick! Er hatte genau gewusst, dass sie versuchen würden zu fliehen, und ihnen deshalb eine Falle gestellt. Mit der freien Hand fasste Jinx nach der Axt, die Reven an seine Tasche geschnallt hatte. Er hatte sie gerade freibekommen, da flog sie ihm aus der Hand und schlug in die Decke. Jinx fluchte.
»Tss, tss, tss. Wer wird denn so vor einer Dame reden?«, sagte der Knochenmeister.
»Lassen Sie uns gehen!«, sagte Jinx.
Mit einer Handbewegung zauberte der Knochenmeister einen Stuhl herbei und setzte sich. »Manieren sind sehr wichtig, musst du wissen. Simon wird dir das nicht beigebracht haben. Wenn du keine guten Manieren hast, wer soll dir dann Gehör schenken?«
»Leute an der Haustür festzukleben spricht aber auch nicht gerade für gute Manieren.« Elfwyns Stimme wurde von Revens Mantel gedämpft, der ihr vorm Gesicht hing.
»Ihr habt euch selbst an der Tür festgeklebt«, sagte der Knochenmeister und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, als wollte er es sich zu einem Plauderstündchen gemütlich machen. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, was das zu bedeuten hat, aber vielleicht erklärst du es mir.«
Reven versuchte verzweifelt sich an der Nase zu kratzen,
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