Jinx und der magische Urwald (German Edition)
indem er sie an der Tür rieb.
»Ach so, es muss ja eine Frage sein«, sagte der Knochenmeister. »Sag mir, Elfwyn, was hattet ihr drei vor?«
»Wir wollten weg«, sagte Elfwyn.
»Warum das denn?«
»Weil wir Angst vor Ihnen haben.«
»Nicht schon wieder«, sagte der Knochenmeister. »Immer haben die Leute Angst vor mir. Und trotzdem kommen sie her. Ist das nicht komisch?«
»Ja«, sagte Elfwyn.
»Und dann müssen sie feststellen, dass man hier nicht so leicht wieder wegkommt«, sagte der Knochenmeister.
»Der böse Zauberer Simon weiß, dass wir hier sind!«, sagte Reven.
»Das hoffe ich doch«, sagte der Knochenmeister. »Mit ihm wird es bestimmt lustiger.«
Er nahm den goldenen Vogel aus der Tasche und sprach mit ihm. »Wenn du kommst, um deinen süßen kleinen Dieb zu retten, Simon, bring bitte auch mit, was du mir gestohlen hast. Sonst könnte es durchaus sein, dass ich ihn nicht herausrücke.«
»Ich bin kein Dieb«, sagte Jinx. Und klein und süß war er schon gar nicht.
»Nein? Hattest du nicht den Auftrag, herzukommen und … Nein, das kann ich nicht glauben, Jinx.«
Der Knochenmeister sprach wieder zu dem Vogel. »Wo wir schon mal dabei sind, Simon, bring auch das mit, was du dem Jungen gestohlen hast.«
Er schaute zu Jinx. »Ich gehe davon aus, dass er dich zurückhaben will.«
»Ja«, sagte Jinx. Das musste er wohl sagen, wenn ihm sein Leben lieb war. »Was müssen wir tun, damit Sie uns von der Tür befreien?«
»Na, das klingt doch schon viel besser.« Der Knochenmeister lächelte Jinx an. »Ich glaube …« Er legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander, lehnte sich noch weiter zurück und schaute zur Decke, wo die Axt halb in einem Balken steckte. »Ich glaube, es würde mir gefallen, wenn du für mich arbeiten würdest, Jinx. Als mein Diener. Bis ich eine andere Verwendung für dich gefunden habe.«
»In Ordnung«, sagte Jinx.
»Meine Güte, wie verdächtig schnell du zustimmst, junger Mann.« Er überlegte einen Moment. »Wie könnte ich mich wohl deiner Loyalität versichern? Zumal du mich gerade noch mit einer Axt angegriffen hast.«
»Ich hab Sie nicht angegriffen. Ich wollte die Tür einschlagen«, sagte Jinx.
»Aha. Gut, dass du das nicht getan hast. Ich bezahle einen Ghul dafür, dass er nachts die Insel bewacht.«
Für Jinx, der an Elfwyns Arm festklebte, wurde es immer ungemütlicher.
»Ich glaube, du willst nur für mich arbeiten«, sagte der Knochenmeister, »damit ich deine Freunde von den Flüchen befreie. Stimmt’s?«
»Ja«, sagte Jinx.
»Und weil du nicht möchtest, dass deinen Freunden etwas zuleide getan wird. Habe ich recht?«
Jinx biss die Zähne zusammen. »Ja.«
»Ausgezeichnet«, sagte der Knochenmeister. »Dann kannst du gleich morgen anfangen. Als Erstes wirst du Simon überzeugen, dass er schleunigst herkommen sollte, wenn er mehr als deine Knochen hier vorfinden möchte.«
Er wedelte mit der Hand, und im Nu waren sie von der Tür befreit. Jinx schüttelte seinen Arm aus, der eingeschlafen war.
Reven kratzte sich die Nase, streckte Arme und Beine und ging dann auf den Knochenmeister los, zu allem bereit. Doch schon nach zwei Schritten erstarrte er zu einer Statue und stand schwankend auf einem Fuß. Jinx fing ihn auf und legte ihn auf den Boden. Dann war Reven wohl doch kein Verbündeter des Knochenmeisters.
»Er hat deine Kleider in Starre versetzt«, sagte Jinx. »Sobald er dich aus den Augen lässt, werden sie wieder weich.«
»Ach was, schon eher«, sagte der Knochenmeister. Er wedelte mit der Hand, und Reven war aus der Starre befreit. Verwirrt kniete der sich hin. »Probier das lieber nicht noch mal, junger Mann. Es täte mir leid, wenn ich jemandem etwas antun müsste, der wichtig genug ist, mit einem Fluch wie deinem geschlagen zu sein.«
Das Geheimnis des Knochenmeisters
A m nächsten Tag erkundeten Jinx und seine Freunde das Reich des Knochenmeisters. Sie hatten dazu nicht nur dessen Erlaubnis, er lud sie sogar dazu ein, lächelnd und die Höflichkeit in Person. Jinx machte das misstrauisch.
»Passt gut auf da draußen«, sagte der Knochenmeister. »Es wäre zu schade, wenn ihr von der Klippe fallen würdet.«
Draußen war grauer Nebel, und sie gingen ganz vorsichtig. Der Nebel war dicht – man konnte nur etwa fünf Meter weit sehen.
Sie kamen an die Stelle, wo die Knochenbrücke hätte sein müssen, aber da war nichts.
»Vielleicht ist sie unsichtbar«, sagte Reven. Er ging zu den beiden steinernen Pfeilern, an denen
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