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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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zu können. Kein Wunder, dass sie ihren Kopf mit Philosophen vollstopfte. »Sie trägt alles«, er formte die Hände, als halte er sie, ihre sanfte Stirn, die weichen, dunklen Haare, »in ihrem Kopf bei sich.«
    Sie standen da, sahen sich an und zogen ihre Schlüsse.
    »Wissen die Franzosen davon?« Doyle beantwortete seine eigene Frage. »Nicht Fouché. Er sähe sie gern in einem Käfig. Oder tot. Wohl eher tot. Wer weiß noch davon?«
    »Die Mutter musste es wissen.« Adrian ging wieder auf und ab, zwischen den hohen Fenstern und dem Kamin. »Und Vauban. Beide sind tot. Ist anzunehmen, dass auch Soulier Bescheid weiß. Er hat sie ausgewählt und an die Arbeit geschickt, als sie noch halbwüchsig war. Jede Wette, dass sie – Soulier und Vauban – sie mit Botschaften im Kopf als Kurier kreuz und quer durch Frankreich geschickt haben.« Während er ging, tippte er einen Finger nach dem anderen an den Daumen. »Leblanc nicht. Der weiß nichts davon.«
    Die Mutter, Vauban und Soulier. Diese drei hatten sie benutzt, um Geheimnisse weiterzugeben. Sie war das perfekte Versteck. Irgendjemand – vermutlich Vauban, der sich aus irgendeinem teuflischen Grund in Brügge befand – hatte entschieden, ihr das ultimative Geheimnis aufzubürden. »Sie hat die Albion-Pläne.«
    »Hörst du wohl auf damit?« Adrian wirbelte herum und baute sich vor ihm auf. »Ich gebe einen Scheißdreck auf das, was Leblanc gesagt hat. Und dass sie in Brügge war. Sie hat unsere Leute nicht kaltblütig ermordet.«
    »Ich gebe dir – «
    »Vauban hätte das Mädchen unter keinen Umständen zum Morden rausgeschickt. Undenkbar, absolut undenkbar. Sie würde niemandem für einen Haufen Gold die Kehle aufschlitzen. Wie konntest du nur zwei Wochen mit ihr verbringen, ohne das zu erkennen? Ich wusste es schon nach sechs Minuten.«
    »Das sehe ich auch so. So ist sie nicht.«
    »Sie … Das siehst du auch so?«
    Schön, Hawker zur Abwechslung mal zu überraschen. »Ich habe sie dabei beobachtet, wie sie vier Männer verschonte, als die zwischen Paris und London ihr Bestes gaben, um sie ins Jenseits zu befördern. Höchst überzeugend. Diese Frau ist keine Mörderin.«
    »Oh, dann ist ja gut.« Adrian zupfte seine Jacke zurecht. »Die Vernunft siegt.«
    »Trotzdem hat sie die Albion-Pläne bei sich.« Er hob die Hand. »Nein, hör erst mal zu. Ich habe sie ihr angesehen. Auf dem Weg von der Küste hat sie sich zigmal verraten. Sie kennt die Invasionsroute Schritt für Schritt.« Sie hatte sich keine Sorgen gemacht, dieses Wissen einem Seemann anzuvertrauen, der ihr das Leben gerettet und nichts mit Spionage und Geheimnissen zu schaffen hatte. »Ein paar Truppen zumindest werden die Dover Road nehmen. Ich konnte genau beobachten, wie sie sich ausmalte, an welchen Straßen, an welchen Berghängen die Menschen sterben würden, wenn Napoleon einmarschiert. Ich sah, wie in ihrem Geiste die Dörfer brannten. Sie hat die Pläne.«
    Adrian wollte zwar protestieren, schwieg jedoch.
    »Ganz schöne Last für jemanden wie sie«, stellte Doyle fest.
    »Es zerfrisst sie regelrecht. Sie könnte der kleine Junge aus Sparta sein, der unter seinem Gewand einen Fuchs versteckt hatte, von dem er dann angefressen wurde.«
    »Natürlich haben wir keine Wahl.« Doyle nahm sich den Stapel Spielkarten vom Tisch und fing an, sie zu mischen. »Wir holen uns die Pläne von ihr. Sie kann sich glücklich schätzen, dass wir das machen und nicht der MI . Für Reams kommt auch Folter infrage.« Er fächerte die Karten auf und schob sie wieder zusammen.
    »Wo ist das Problem?«, stieß Adrian mit einem Seitenblick hervor und setzte sich wieder in Bewegung. »Die Daumenschrauben sind doch noch an ihrem Platz, oder? Ich persönlich finde heiße Messer gut, und die zarte Haut zwischen den Zehen. Eine ganz empfindliche Stelle bei Frauen. Ich sage immer, dass es für einen schlauen Kerl nichts gibt, was er nicht mit seinem Messer anstellen kann.«
    »Du machst Robert sauer«, bemerkte Doyle freundlich.
    »Wie du meinst.«
    Annique hatte da zwei starke Beschützer an ihrer Seite. Gut.
    Aus dem Arbeitszimmer drang kein Laut nach oben. Inzwischen musste sie wach sein und wohl alle Ecken des Käfigs, in den er sie gesperrt hatte, unter die Lupe nehmen, auf leisen Sohlen das Zimmer erkunden, den Mantel um ihren wunderbar hellen Körper geknotet, während ihr scharfer Verstand auf Hochtouren arbeitete. Sie würde Angst haben. So etwas konnte er nicht mit ihr machen, ohne sie zu ängstigen. Selbst

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