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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Verruchtheit, wie bei all jenen Stücken, die sie in Paris gesehen hatte. Für eine Gefangene war es eher ungewöhnlich, so etwas zum Essen zu tragen. Und da sie schon mehrmals in Gefangenschaft geraten war, kannte sie sich damit aus.
    »Und die hat mir eine Freundin von dir überlassen? Das ist sehr nett.« Es gefiel ihr nicht, dass er eine Frau kannte, die er um einen solchen Gefallen bitten konnte. »Wenn man bedenkt, wie viele anständige Frauen es doch auf der Welt gibt, ist es erstaunlich, dass ich nicht hin und wieder weniger anstößige Unterwäsche angeboten bekomme.«
    »Nicht wahr?« Auf seinem Gesicht lag ein gieriger, wissender Ausdruck. Sie war sich vollkommen sicher, dass er sich darauf freute, sie in diesem Nichts aus Seide und Spitzen zu sehen. Er stellte sich bereits vor, wie er ihr die Sachen auszog und sie aufs Bett legte. Er war Chef der Abteilung England, ohne Frage, aber er war auch ein Mann.
    Sie merkte, dass sie ganz und gar nicht in der Stimmung war, um sich auf diesem großen Bett mit den blauen Decken auszustrecken, um mit ihm zu schlafen. Lieber wollte sie ihn mit irgendetwas schlagen, nicht tödlich, aber doch ordentlich.
    Sie nahm sich ein Hemd und drehte sich um, bevor sie den Knoten des Bademantels löste. In dem Moment, in dem der Bademantel zu Boden fiel, zog sie sich das Hemd über, und zwar so schnell, dass er sie nur für den Bruchteil einer Sekunde nackt sehen konnte. Das war ihre Antwort auf den Blick in seinen Augen. Er würde schon verstehen. Schließlich war er ein scharfsinniger Mensch.
    »Das Zimmer ist ganz annehmbar.« Sie zog sich das grüne Kleid über den Kopf und strich es an den Hüften glatt. Es passte gut. Seine Freundin hatte fast die gleiche Größe wie sie, aber eine stärkere Oberweite. Einen schönen, fraulichen Busen. »Ich stelle fest, dass es viele gefährliche Dinge enthält. An deiner Stelle würde ich es mir nicht anvertrauen, sondern mich in dein Verlies sperren, dessen Vorhandensein du so energisch abstreitest.«
    »Keine Verliese. Ich habe nur einen bequemen, langweiligen Raum, in den ich gefährliche Leute stecke. Den zeige ich dir aber nicht, um dich nicht zu Tode zu erschrecken. Ich habe Galba mein Wort gegeben, dass du dich vernünftig benimmst.«
    »Zumindest habe ich nicht vor, dich mit einem dieser vielen herumliegenden und sehr verlockenden Dinge zu attackieren. Im Augenblick nicht.« Sie versuchte, an die Knöpfe auf dem Rücken zu gelangen, doch er drehte sie vorsichtig herum und machte sie ihr zu. »Danke. Es ist schwierig, sich modisch anzukleiden, wenn man keine Hilfe dabei hat. Man sollte meinen, dass das Leben besser organisiert wäre.«
    Er sah sie an, als versuchte er, mit einem Griff in die Trickkiste an ihr Herz zu kommen. Da er ihr Vernehmungsbeamter war, wäre es zu gegebener Zeit seine Aufgabe, sie Stück für Stück auseinanderzunehmen. In einem solchen Fall war es unglaublich erschreckend, die Trickkiste zu sein.
    Er schloss den letzten Knopf. »Maggie hat einen Kamm gekauft. Er liegt auf der Kommode.«
    »Doyles Maggie? Soll das heißen, das hier sind ihre Sachen? Das überrascht mich.« Sie dachte über Doyle nach, der in Cambridge gewesen war und seiner Frau solche Kleider kaufte. Und solche Unterwäsche. »Ich glaube, sie ist ganz anders, als ich sie mir vorgestellt habe.«
    Grey wartete nicht, bis sie sich den Kamm nahm, sondern holte ihn selber und machte sich daran, ihr Haar damit zu glätten. Er kämmte es und strich es anschließend mit der Hand glatt. Es war eine alltägliche Sache, die so einfach war, wie ein Sonnenaufgang oder Planschen im Meer. Ein Mann erledigte solche Dinge für eine Frau, die zu ihm gehörte.
    Der Spiegel zeigte ihren vollen Mund und ihre sanften, törichten Augen. Sie bot das Bild einer Frau, die gerade ihre Unschuld verloren hatte. Den Teil mit der Badewanne sah man ihr aber nicht an, da sie nicht mehr in dem langen, weißen Bademantel steckte. Grey hatte sich, hier im Zentrum seines Machtbereichs, in einen Gentleman verwandelt. Er trug ein mitternachtsblaues Abendjackett und eine Weste mit schmalen burgunderroten und weißen Streifen. Ein schwerer Siegelring glänzte mattgolden bei jedem Strich durch ihr Haar. Er war kein gut aussehender Mann. Männer wie er verspeisten zweimal die Woche gut aussehende Dandys zum Frühstück. Wäre sie noch ein dummes kleines Mädchen gewesen, hätte sie sich blenden lassen.
    »Wenn ich diesem Gefängnis erst einmal entkommen bin«, kündigte sie an, »werde

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