Joanna Bourne
Tür hinter ihr geschlossen hatte. »Herzlichen Glückwunsch, dass ihr es geschafft habt, sie aus Frankreich herzubringen.«
»Vielleicht hat Fouché sie uns ja auch nur vor die Nase gesetzt, um Grey in den Wahnsinn zu treiben.« Adrian gluckste immer noch.
»Könnte sein«, stimmte Doyle zu. »Sie ist so gut, dass wir’s wohl nie erfahren werden.«
»Ich würde es wissen.« Verdammt, aber er war wirklich stolz auf sie.
»Wenn du sie so gut kennst, dann sag mir doch mal, wie wir sie in eine so blöde Situation treiben konnten.« Adrian zog die Vorhänge zu, bis sie sich überlappten, damit nicht das kleinste bisschen Licht nach draußen fiel. Als er sich zu ihnen drehte, sah er alle mit zornigem Ernst an. »Eigentlich ist sie diejenige, die ich heute Nacht aus einem Fenster im ersten Stock hieven sollte. Und sie hat unrecht.« Er warf Galba einen Blick zu. »Ich werde nicht zulassen, dass man ihr ›absolut schreckliche Dinge‹ antut.«
»Niemand wird dem Mädchen wehtun, es sei denn, Krümel lässt sie seine Zähne auf dem Weg nach oben spüren.« Doyle blickte Galba stirnrunzelnd an. »Hatten Sie etwa erwartet, dass Sie mit der Masche durchkommen? Bei einer politischen Idealistin, die fast noch ein Kind ist?«
»Ich hatte gehofft, ein ausführliches Gespräch führen zu können und genau diese Art von Bravourstück zu verhindern, die sie uns gerade zum Besten gegeben hat. Leider hatte sie diese Farce schon im Sinn, noch ehe ich das erste Wort mit ihr gewechselt habe.«
»Glaubt ihr, sie blufft?«, wollte Doyle wissen. »Ich nicht.«
Galba blickte in Greys Richtung. »Robert?«
»Kein Bluff.«
»Adrian?«
»Kein Bluff. Im Gegenteil, sie glaubt, dass wir bluffen.« Adrians Daumen zuckte. »… dass Grey blufft.«
Galba nickte. »Das ist auch meine Meinung. Ich habe es als Bravour bezeichnet, doch in Wahrheit ist es bewundernswert rational gedacht. Sie will das Essen verweigern, die einzige Waffe, die ihr noch geblieben ist. Ich nehme an, dass sie nicht einmal das Wasser anrühren wird.«
»Keinen Tropfen. Rein gar nichts.« Er schloss die Augen, ließ die Unterhaltung noch einmal Revue passieren und versuchte sich zu erinnern, wann er gespürt hatte, dass sie zu diesem Entschluss gekommen war. »Sie hat es in dem Moment geplant, als sie den Kaffee ablehnte. Und als sie Ihr Angebot hörte, hat sie sich entschieden. Sie gibt sich nicht so einfach geschlagen.«
»Also lässt sie uns weniger als zwei Tage, um sie entweder mit überzeugenden Argumenten umzustimmen oder ihr zu demonstrieren, dass wir Schurken sind«, resümierte Galba. »Mit dem Rücken zur Wand und ohne Waffen hat sie das Ruder an sich gerissen. Bewundernswert.«
Doyle hatte es sich in dem großen Sessel am Feuer gemütlich gemacht und die Füße auf den Kaminbock gelegt. Maggie saß auf der niedrigen Ottomane und lehnte vertraut an seinem Knie. Nun setzte sie sich auf. »Wollt ihr damit etwa sagen, dass sich das Mädchen zu Tode hungert, wenn ihr es nicht gehen lasst?«
»So weit lasse ich es nicht kommen.« Er nahm Anniques Weinglas und schwenkte es leicht. Der Wein beschrieb einen Kreis, einen Strudel aus roten Lichtern mit einer kleinen Vertiefung im Zentrum.
»Auf diese Möglichkeit hat sie sich ihr Leben lang vorbereitet«, sagte Galba leise. »Wir sind ihre Feinde, Marguerite, und haben sie in die Enge getrieben. Sie ist verzweifelt, leidenschaftlich und vor allem noch sehr jung.«
… und geht verdammt sorglos mit ihrem Leben um . Ärgerlich stellte er das Glas ab. »Zum Teufel mit Sokrates.«
Adrian wollte gerade etwas sagen, stapfte dann jedoch zu Giles und half ihm, die Tassen wegzuräumen.
Galba trommelte mit den Fingerspitzen auf die mit Holzschnitzereien verzierten Armlehnen seines Sessels. »Die Albion-Pläne bedeuten eine riesige Verantwortung für jemanden, der so jung ist. Am Ende werden wir sie zwar davon befreien, aber bis dahin müssen wir ihr Alternativen aufzeigen, wie sie sich uns gegenüber zur Wehr setzen kann.«
»Ich würde sie lieber mit nach Hause nehmen, bevor ihr sie noch mit euren dummen Geheimnissen in eurem dummen ›Spiel‹ umbringt.« Maggie machte ein finsteres Gesicht. »Wahrscheinlich verschafft es euch auch noch eine gewisse Befriedigung, wenn sie sich das Leben nimmt, um euch zu entrinnen.«
»Das werden wir nicht zulassen, Maggie. Es ist verdammt schwer, auf dieser Seite des Kanals an hübsche Französinnen zu kommen.« Doyle zog seine Frau wieder zu sich und umschlang sie mit seinen
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