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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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sie es nicht wussten. Es war doch eine allgemein bekannte Tatsache. »Mein Vater war Jean-Pierre Jauneau, auch Pierre Lalumière genannt. Er war ein Held der Revolution und wurde zusammen mit den anderen Führern einer Rebellion gehängt, als ich vier war.«
    »Pierre Lalumière war Peter Jones. Er war Waliser. Halt mal kurz still. Ich werde dir für eine Weile die Waffe abnehmen.«
    Sie schob ihren Ärmel zurück und hielt Grey den Arm hin, damit er die Messerscheide abschnallen konnte. »Das ergibt keinen Sinn. Mein Vater war Baske oder vielleicht Gascogner. Willst du etwa damit sagen, dass er Waliser war? Warum sollte er das gewesen sein? Kein Mensch ist Waliser. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen einzigen Menschen getroffen, der Waliser war. So etwas ausgesprochen Dummes kann man doch gar nicht sein.«
    »Ich bin Waliser«, erklärte Galba. »Kommt mit nach oben.«
    »Das erstaunt mich jetzt nicht sonderlich, da ich mir denken kann, dass es in England viele gibt, weil es ja in der Nähe liegt, aber in Frankreich habe ich nie von ihnen gehört. Warum sollte jemand, der Waliser ist, ausgerechnet in Frankreich leben? Wieso sollte er so tun, als sei er Franzose?«
    Sie befand sich auf halbem Wege nach oben, als sie erste Anzeichen des Begreifens zeigte. Sie blieb wie angewurzelt stehen. » Sapristi . Wenn das wahr ist, bin ich ja ein eheliches Kind.« Sie legte eine Hand an die Wand, nicht, um sich abzustützen, sondern um sich zu vergewissern, dass es noch irgendetwas auf der Welt gab, das von verlässlicher Beständigkeit war.
    Da Grey neben ihr stand, erklärte sie ihm: »Ich bin kein uneheliches Kind.«
    Ein Anflug von Erheiterung trat in seinen Blick. »Spielt das so eine große Rolle?«
    »Eigentlich nicht.« Sie horchte in sich hinein und konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. »Es ist nur so, dass ich noch nie so über mich gedacht habe.« Sie war erst zwei weitere Stufen hinaufgestiegen, da kam ihr etwas anderes in den Sinn. »Dann habe ich ja auch einen Namen, der rechtmäßig meiner ist.« Der nächste Gedanke folgte. »Jones? Soll das ein Name sein? Aber so heißt doch nun wirklich kein Mensch. Das ist absurd.«
    Offensichtlich erwartete Grey, dass sie ihren Weg durch den Flur fortsetzte und zur Vorderseite des Hauses ging. Sie gelangten in einen großen, hellen Raum mit fünf hohen Fenstern, von denen man durch weiße Gardinen auf die Straße blicken konnte. Hier war sie vorher noch nicht gewesen. Er war mit wuchtigen Ledersesseln, einem Kamin, einer Reihe von an der Wand hängenden Schwertern und vielen Bücherregalen ausgestattet. Auf einem ovalen Eichentisch lag nichts außer einem Stapel Akten. Sie konnte Kaffee, Tabak, das Leder der Sessel und das Feuer riechen. Düfte eines behaglichen Zuhauses. Meeks Street war ein Haus mit vielen dieser gemütlichen Ecken.
    »Jones ist ein ganz gewöhnlicher walisischer Name«, erläuterte Galba.
    Hinter ihnen war Giles mit einem Tablett mit Kaffee und Brot nach oben gekommen. Er reichte Galba eine Tasse. Grey wollte keinen. Ihr stellte er ungefragt einen Kaffee auf den Tisch neben ihr. Sie waren doch so hinterhältig, diese Engländer.
    Diese Engländer. Wieder wurde ihr etwas klar. »Ich bin eine halbe Waliserin.« Sie konnte nicht umhin, Abscheu zu empfinden.
    »Ihr seid eine waschechte Waliserin«, stellte Galba richtig. »Eure Mutter wurde in Aberdare geboren.«
    In ihrem Kopf blitzte eine Landkarte auf. Aberdare lag in Wales. »Maman hieß doch nicht wirklich Griffith, oder?«
    »Doch.«
    »Aber was ist das nur für ein hässlicher Name. Man kann ihn gar nicht aussprechen. Kein Wunder, dass sie sich selbst Villiers nannte, was doch viel schöner klingt. Aber immerhin ist Griffith nicht so lächerlich wie Jones.«
    Sie hatte seit einem Tag nichts mehr gegessen und auch keinen Kaffee gehabt, daher war ihr schwindlig; und sie fühlte sich leicht benommen. Viele unangenehme Wahrheiten starrten ihr ins Gesicht. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Niemand auf Erden hätte sie hierauf vorbereiten können. »Das soll also heißen, dass meine Mutter Griffith hieß und eine Waliserin war. Ich bin keine Französin. Nicht die Spur.« Sie erhielt keinen Widerspruch.
    Nach einer Weile fuhr sie fort. »Wir haben englisch geredet, als ich noch sehr klein war. Maman hat mich Annie Kate gerufen, ehe sie mich Annique nannte. Ich hatte es vergessen.«
    Wie ernst ihre Mienen waren. Das alles waren Tatsachen, keine sorgfältig ausgedachten Lügen. Sie

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