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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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seinen Namen verraten. »Euer Monsieur Tillman ist ein zweitklassiger Verräter, der nur für Geld arbeitet. Uns verkauft er britische Geheimnisse, den Romanows französische und den Habsburgern die Geheimnisse aller anderen. Er begeht an mehreren Herren Verrat.« Ihre Finger machten Falten in ihr Kleid, was eine schlechte Angewohnheit von ihr war, also ließ sie es sein. »Ich kann euch keinen Beweis liefern, nur den Namen in meinem Kopf.«
    »Um den Beweis werde ich mich kümmern. Jetzt, wo ich einen Namen habe, kann ich die Beweise beschaffen.« Grey legte einen Arm um sie, nicht wie ein Liebhaber, sondern wie ein Soldat, der einem Kameraden vor einer Schlacht Mut zusprach. Dabei blickte er unablässig durchs Fenster und spähte in jede Ecke, als wären sie tatsächlich auf dem Weg zum nächsten Schlachtfeld.
    Auch Galba musterte die Straßen. »Noch folgt uns niemand. Robert, wie ist deine Einschätzung – wird Cummings es wagen, mich offen herauszufordern? Er hatte zwölf uniformierte Dummköpfe bei sich. Cummings ist zwar ein vorsichtiger Diplomat, aber auch sehr von dieser einmaligen Chance angetan. Wird er sie sich gewaltsam holen? Wir sind zwar auf alle Eventualitäten eingestellt, darauf aber nicht.«
    Eine weitere Straße zog vorbei. Grey schwieg lange und dachte darüber nach. »Er hatte es vor. Deshalb kam er auch mit dieser Schar von Marinesoldaten. Aber als Annique ihre kleine Bombe hochgehen ließ, hat er es sich anders überlegt. Er kann nicht riskieren, den falschen Spieler zu decken. Außerdem hat er Angst, dass ich ihn erschieße.«
    »Zu Recht.«
    Grey brauchte nicht zu antworten. Sein Schweigen strahlte die Entschiedenheit eines geschliffenen Messers aus.
    Nicht viel später erreichten sie inmitten zahlreicher Häuser eine kleine, alte Kirche namens St. Odran’s, wie sie auf dem Eingangstor lesen konnte. Die im Laufe der Zeit schwarz gewordenen Turmspitzen ragten hoch in den Himmel, und in der Fassade funkelten kleine Fenster.
    »Gehen wir tatsächlich in die Kirche?« Sie hatten es zwar gesagt, aber sie hatte es nicht für bare Münze genommen.
    »Der Umgang mit der etablierten Religion hinterlässt keine sichtbaren Narben.« Galba nahm seinen Hut, der während der Fahrt neben ihm auf dem Sitz gelegen hatte.
    Sie trat an zwei zu beiden Seiten der Kirchentür stehenden, bis an die Zähne bewaffneten Männern vorbei und erblickte fast im selben Moment Adrian in der hinteren Bank. Er sah aus wie ein Bauer bei einer feinen Teegesellschaft, so wenig passte er hierher.
    »Die Verwirrung, in die du mich ständig stürzt, wird mich noch irgendwann umbringen, mein Lieber«, flüsterte sie Grey zu.
    »Mach einen ehrfürchtigen Eindruck«, riet er ihr und setzte sie neben Galba. Er selbst ging nach hinten. Danach spürte sie, wie er sie die meiste Zeit über von irgendwoher beobachtete.
    Galba saß den ganzen langen und unverständlichen Gottesdienst über seelenruhig da. Beim Betreten der Kirche hatte er sich in einen wohlhabenden Londoner Kaufmann mit einem Hauch von Gerissenheit verwandelt, der aber ohne Weiteres in diese Ansammlung von Kleinbürgern passte. Eine Aura bewusster Selbstgefälligkeit umgab ihn, so als wäre er ein stolzer Großvater, der seine hübsche junge Enkelin mit in die Kirche genommen hatte.
    Also spielte sie die hübsche junge Enkelin, wie sie schon so manche Rolle gespielt hatte, und behielt das englische Gebetbuch in der Hand, als er es ihr reichte. Nachdem sie ihr Gedächtnis durchforscht hatte, kam sie zu dem Ergebnis, dass dies der allererste Gottesdienst in ihrem Leben war. Sie stand auf, setzte sich oder kniete nieder, wenn es alle anderen taten und versuchte, dies in Verbindung mit dem, was vorne in der Kirche passierte, zu bringen, was ihr aber nicht gelang.
    Während der Mann in Schwarz eine ausschweifende Predigt hielt, saß sie da und blätterte langsam das Book of Common Prayer , das Gebetbuch der anglikanischen Kirche, durch und legte es in ihrem Gedächtnis ab, da man jetzt noch nicht wissen konnte, ob es ihr nicht eines Tages von Nutzen sein könnte. Ihre Verwirrung hielt die ganze Zeit über an, bis man sich schließlich zum Schlussgesang erhob und alle anderen nach und nach gingen. Grey kam zu ihnen. Nach ein paar Minuten waren sie die Einzigen in der winzigen Kirche.
    Nachdem der Pfarrer an der Kirchentür alle Hände geschüttelt hatte, kam er herbeigeeilt. Er begrüßte »Mr. Galba« und »Mr. Grey« und nahm dann ihre Hand.
    »Das ist Miss Jones«, stellte

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