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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Vauban. In all den Jahren, die ich bei ihm war, habe ich ihr alles erzählt, was wir gemacht haben. Und jetzt sehe ich es in dieser Akte geschrieben stehen. Ich hielt mich für so clever und war so zufrieden mit mir und habe ihr alles übergeben. René, Pascal, Françoise … und Soulier. Soulier, der mir solche Botschaften anvertraut hat … Ich habe sie alle verraten. Vauban würde vor mir ausspucken, weil ich so dumm gewesen war.«
    Dann versagte ihre Stimme. Es war schwer, mit all den Tränen in den Augen etwas zu sehen. Wenn sie jetzt anfinge zu weinen, würde sie das Gefühl haben, von Eiszapfen durchbohrt zu werden.
    Grey nahm ihr die Akten ab, zog sie hoch und eng an seine Brust. Da fing sie an zu weinen. Es tat genauso weh, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    In der Vergangenheit hatte es viele Momente gegeben, in denen sie leicht den Tod hätte finden können. Besser, sie wäre schon damals gestorben und nie nach England in dieses Zimmer gekommen, um zu erleben, wie alles, was ihr wichtig war, plötzlich in Scherben vor ihr lag.
    Sie besaß noch viele Tränen, doch schließlich riss sie sich von Grey los und trocknete sich so unbeholfen und rasch wie ein Kind das Gesicht mit dem Unterarm ab. Es wurde Zeit nachzudenken und sich nicht zu quälen. Auch wenn sie wohl nie darüber hinwegkommen würde.
    »Ich bin neugierig.« Es klang wie das Krächzen einer Krähe. »Ich bin neugierig, zu erfahren, was ihr jetzt mit mir vorhabt … jetzt, wo ich zu einem Nichts geworden bin. Innerhalb einer Stunde habt ihr mich zugrunde gerichtet. Mein Leben lang bin ich eine Verräterin gewesen. Mein gesamtes Leben, alles, was ich getan habe … Es war völlig umsonst.«
    Grey schob ihr einen Teller quer über den Tisch zu. »Annique, iss etwas.«
    Sie rührte sich nicht.
    »Wenn jetzt ohnehin alles egal ist«, folgerte er, »ist es auch egal, ob du etwas isst.«
    Es waren Brötchen und Kaffee. Natürlich hatte er recht. Nichts war mehr von Bedeutung. Sie stützte sich mit den Ellbogen auf, trank den Kaffee und aß fast ein ganzes Brötchen, womit ihre Kapitulation vollzogen war. Als sie fertig war, legte sie den Kopf in die Hände.
    Der Boden knarrte, als Galba sich bewegte. »Annique … « Er musste es wiederholen, ehe sie aufblickte. »Annique, in gewisser Weise bin ich der Urheber dieses Unrechts, und ich habe nicht interveniert. Es tut mir zutiefst leid.«
    Das alles brachte er in einer ihr viel zu komplizierten Sprache vor. »Ich bin das Produkt einer mit einem Walross verheirateten Meerjungfrau. Ich hatte keine Ahnung. Warum hat meine Mutter mich nur angelogen?«
    »Zuerst wart Ihr noch zu jung, um die schwere Last dieses Geheimnisses zu tragen. Später … « Galba spreizte die Hände. »Dafür gibt es keine Entschuldigung. Später hat sie sich dazu entschlossen, es von Euch fernzuhalten. Als ich sie das letzte Mal sah, wart Ihr zwölf. Wir haben heftig darüber gestritten. Sie sagte mir, Ihr wäret ein Kind mit einem ungeteilten, ehrlichen Herzen, und sie wollte Euch nicht zerreißen. Ich glaube nicht, dass sie davon ausging, dass einer von Euch diesen Krieg überleben würde … Grey, sie hört nicht einmal, was ich sage.«
    »Lassen Sie sie hier bei mir. Sie braucht etwas Zeit.«
    »Redet nicht über mich, als sei ich gar nicht da.« Und dennoch, sie war nun genauso gegenstandslos wie Rauch. Wenn sie keine Französin war, wer oder was denn dann? Vielleicht gar nichts.
    »Ich entschuldige mich«, seufzte Galba. »Annique, Ihr seid nicht der Nachkomme eines Heilbutts und einer mystischen Meereskreatur. Eure Eltern waren zwei der edelsten Menschen, die ich je kannte. Eure Mutter hatte großen Respekt vor Euch. Sie wusste, dass wir vielleicht eines Tages in diesem Haus zusammensitzen und diesen Moment erleben würden.«
    Er schien auf irgendetwas zu warten.
    »Sie weiß es nicht.« Grey nahm ihr Gesicht in seine Hände, sodass sie ihn anschauen musste und erklärte langsam: »Wir müssen es ihr erzählen. Galbas Name ist Anson Griffith. Würdest du dich beim britischen Geheimdienst auskennen, hättest du das gewusst.« Er wartete. »Er war Lucille Griffiths Vater. Der Vater deiner Mutter.«
    Ihr Verstand war so eben und leer wie ein den Gezeiten ausgesetzter Strand. Keines dieser Worte ergab einen Sinn. Vielleicht hatte sie auf einen Schlag die Sprache verlernt.
    Galba brummte. »Wenn sie wieder denken kann, bringst du sie nach unten. Sie sollte nicht alleine bleiben.«
    Grey strich ihr übers Haar, ließ es durch die

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