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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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wäre, hätte es vielleicht nicht so viel Blutvergießen gegeben in der Zeit, die wir alle lieber vergessen wollen.« Seine Miene verzog sich angewidert. »Jetzt sagen Sie mir aber nicht, dass er ein Brite war, Grey.«
    »Leider doch.«
    »Das hätte ich niemals gedacht. Solch ein wacher Geist. Als Nächstes wollen Sie mir wohl weismachen, dass Voltaire und Racine die Produkte Ihrer Universität von Oxford sind. Nein. Sagen Sie es nicht. Ich will es gar nicht wissen. Die Welt ist ein Ort bar aller Illusionen.« Soulier nahm seinen Stock, umfasste ihn und verriet mit gedämpfter Stimme: »Ich gebe zu, aber nur innerhalb dieser Wände, dass Vauban dieser Schlussstreich gelungen ist. Napoleon findet immer mehr Gefallen an riskanten Spielen riesigen Ausmaßes, was man unterbinden sollte. Unser Erster Konsul hat kein Glück auf dem Wasser. Ach, nehmen Sie sie und gehen Sie, Grey. Sie ist Ihre Spionin und unantastbar. Ohne Frage wird sie Sie in den Wahnsinn treiben.«
    »Ich habe Ihnen Leblanc hübsch verpackt geliefert. Wir sind quitt.«
    »Ganz im Gegenteil. Ich bin, wie ihr Engländer sagt, Ihr Erfüllungsgehilfe. Diese Wendung der Ereignisse ist mir höchst zuwider. Ich verliere meine überaus talentierte und gerissene junge Spionin und muss den Chef der Abteilung Mittelfrankreich ersetzen, auch wenn er so angenehm wie ein vereiterter Furunkel war und die Blödheit besessen hat, sich auf so eine Sache einzulassen. Der einzige Trost ist, dass ich la Petite jetzt nicht Fouché zuführen muss, worauf ich mich ganz und gar nicht gefreut habe.«
    »Und Fouchés Tötungsbefehl?«
    Soulier machte eine wegwerfende Geste. »Betrachten Sie ihn als hinfällig. Er war dazu gedacht, das Leck in der Geheimhaltung zu stopfen. Doch dafür ist es schon viel zu spät.«
    »Gut. Dann werde ich auch keinen erteilen«, verkündete Grey freimütig.
    »Sie und ich … wir bringen unsere Spione nicht gegenseitig um.« Soulier setzte den Gehstock auf und erhob sich, indem er sich schwer darauf stützte. »Zu viel Blut auf dem Schachbrett des ›Spiels‹, und so sind wir nicht besser als diese Militärbarbaren, die Europas Felder mit den Leichen junger Burschen übersäen. Annique, gib mir einen Kuss und geh. Unsere Beziehung ist so kompliziert geworden, dass nicht einmal ein Franzose sie geradebiegen kann. Pass auf, dass wir uns nicht mehr begegnen, da wir jetzt Feinde sind.«
    »Ich werde mich gut vor Euch in Acht nehmen, Soulier.« Sie küsste ihn auf die Wange, wie sie es schon tausendmal getan hatte. »Ich werde Euch vermissen.«
    »Geh mit Gottes Segen. Er ist dieser Tage in Paris zwar nicht in Mode, doch zweifellos taucht er beizeiten wieder auf.« Er seufzte. »Ich glaube, ich werde noch einmal Gute Nacht sagen und mir ein Glas Wein genehmigen, ehe ich zu Bett gehe.«

39
    Die dem britischen Geheimdienst gehörende Kutsche wartete draußen vor Souliers reizendem Stadthaus auf sie.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich mich fühlen soll.« Sie saß neben Grey. In diesem Moment war es ihr nicht sonderlich wichtig, wohin sie fuhren. »So ganz ohne Leblanc, der mir jetzt nicht mehr nach dem Leben trachtet.«
    Auf dem gegenüberliegenden Sitz lag ein zusammengelegtes, schwarzes Kleidungsstück aus Wolle. Als Grey es auseinanderfaltete, stellte sich heraus, dass es sich um einen Umhang handelte, wie ihn die Landfrauen trugen. Er legte ihn ihr um. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie bebte.
    »Ich zittere wie Espenlaub. Wie rückgratlos von mir«, stellte sie fest. »Ich glaube, ich habe immer noch Angst.«
    »Das kann ich dir nicht verübeln. Was für ein kalter, berechnender Mistkerl dieser Mann doch ist.«
    »Es kümmert mich überhaupt nicht, dass Fouché ihn wohl umbringt. Eine hervorragende Idee.«
    »Ich meinte eigentlich Soulier«, stellte Grey trocken richtig.
    »Soulier? Aber er wird sich Fouché in Paris stellen und ihm Märchen erzählen, um mir mein Leben zurückzukaufen. Er setzt seine Karriere aufs Spiel und vielleicht sogar sein Leben. Du musst ihm nicht vorwerfen, dass er nicht zimperlich mit mir umgeht. Mit seinen Agenten geht man einfach nicht zimperlich um.«
    »Aber man macht sich auch nicht zu ihrem Zuhälter. Das ist das Erste, was man uns in der Spionageschule beigebracht hat. Nein, keine Widerrede. Das hier ist für dich.« Er überreichte ihr einen kleinen, schweren Beutel mit Münzen. Sie schüttelte ihn, bis er sich ein wenig öffnete, und tauchte die Finger hinein.
    »Das ist eine Menge Geld«, sagte sie gelassen. Nur vom

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