Job Future - Future Jobs

und knappe Anweisungen über spontane und eindringliche Schilderungen stets die Oberhand behalten. Wer hat schon noch Zeit, sich so ausgiebig mit Poularde à la d’Albufera zu befassen?
    Wer hat überhaupt noch Zeit, so ein Gericht selbst zu kochen? Und was hat dies mit der Zukunft der Arbeit zu tun? Dieser Klassiker der französischen Küche ist gewissermaßen ein Bild für meisterhaftes Können. Die Aufgabe ähnelt der eines Hochschulassistenten, der stundenlang geduldig andere, die mehr können, beim Unterrichten beobachtet. Oder den vielen Stunden, in denen man geduldig seine Erfahrungen sammeln muss, wie ein Bericht verfasst, eine Präsentation vorbereitet oder ein Team geleitet wird.
    Bis 2025 werden sich die Aufmerksamkeitsspannen bei der Arbeit stark verkürzen. Menschen wie Jill und andere in ihrem Umfeld werden bei ihrer immer stärker zersplitterten Arbeit so häufig unterbrochen werden, dass sie praktisch keine Möglichkeit mehr haben, Fähigkeiten bis zu dem Grad an Meisterhaftigkeit weiterzuentwickeln, der für Erfolg so wichtig sein wird.
    In dieser fragmentierten Welt geht neben Konzentration, Beobachtung und Spontaneität auch das Spielerische unter. In der Zersplitterung bleibt weniger Zeit, mit anderen zu scherzen, an einer lieb gewordenen Idee zu feilen, von der wir nicht unbedingt wissen, ob sie auch Ergebnisse abwirft, weniger Zeit für Spielerisches, für Spaß und Freude bei der Arbeit. Mit der zunehmenden Automatisierung der Arbeitswelt erstarren die Grenzen zwischen dem, was Arbeit und was Spielerei ist. Wenn die zeitlichen Abläufe gestrafft werden und die Arbeit stärker zersplittert, endet die Freiheit zum Spielen. Würde man Jill danach fragen, ob sie bei ihrer Arbeit auch spielen kann, würde sie laut loslachen. Wo jeder Augenblick zählt, wo Hunderte E-Mails beantwortet werden müssen und wo weitere schon unterwegs sind, steht spielen auf der Prioritätenliste an hinterster Stelle.
    Und doch war eine Zeit lang bekannt, wie wichtig Spielerisches für den Aufbau von Kreativität und für die Förderung neuer Ideen und Modelle ist. Ein Problem für die Zukunft der Arbeit besteht darin, dass die Verdichtung der Zeit dem Spiel keinen Raum mehr lässt. Wie meine Kollegen Babis Mainemelis und Sarah Ronson gezeigt haben, stellt sich spielerisches Verhalten dann ein, wenn wir meinen, dass uns Zeit und ein Freiraum zur Verfügung stehen, wenn wir das Gefühl haben, dass wir in unserem Tun flexibel sind und keinen Zwängen unterstehen. 11 Aus diesem Stoff werden Spiele gemacht. Spielen ist wichtig, weil wir unsere Arbeit mehr lieben, wenn wir sie als Spiel begreifen. Wer in der Werbung oder im Bereich Design arbeitet, weiß, dass das freie Spiel der Fantasie und des Vorstellungsvermögens den Kern der Innovation bildet. Für Berater und Forscher wie mich ist das Spielerische in der Erkundung und im Hinterfragen das Zentrum der Wertschöpfung. Und Mathematiker oder Theoretiker sehen spielerische Problemlösungen als das eigentlich Spannende ihres Berufs an. Kann man sich für die Gegenwart und die Zukunft eine schönere Arbeit vorstellen als eine, von der man sagen kann, sie sei ein Hobby, für das man Geld bekommt? Man baut einfach »Luftschlösser« – erkundet neue Ideen und kombiniert alte nach Lust und Laune neu miteinander, mit anderen Worten: Man spielt. Dazu braucht man freilich Zeit und das Gefühl, sich nicht dauernd auf Unterbrechungen gefasst machen zu müssen.
    Und beides geht durch die Zersplitterung der Arbeit in Zukunft verloren. Wer ständig voll präsent ist, kann die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit nicht mehr als fließend betrachten und sich Anregungen für die Arbeit oder neue Erkenntnisse zur Problemlösung beispielsweise auch in der Oper, im Theater oder bei einem Sportereignis holen. Die beste Art kreativer Arbeit liegt für die Zukunft darin, die Unterscheidung zwischen Arbeit und Spiel aufzuheben. Die dankbarsten Jobs werden die sein, in denen die Arbeit zugleich Leidenschaft und Hobby ist und umgekehrt.
    Wir leben schon heute in einer zersplitterten Welt. Aber mit einer Technisierung, die die meisten Menschen auf dem Globus miteinander verbindet, und einer Globalisierung, die immer häufiger Bereitschaft sieben Tage die Woche rund um die Uhr erfordert, wird sich das Problem der Zersplitterung zwangsläufig weiter verschärfen.
Die Kräfte, die zur Zersplitterung führten
    Die zunehmende Zersplitterung der Arbeit bleibt nicht folgenlos. Sie führt zur Unfähigkeit,