Job Future - Future Jobs
wie sie ihn nennt. Alfie begleitet sie seit mehreren Jahren. Er kennt ihre liebsten Arbeitsgewohnheiten, führt Buch über ihre Bekannten, überprüft ihre interne Kommunikation auf interessante Unbekannte hin und registriert ihre täglichen Arbeitszeiten, die beim Arbeitgeber nach Stunden abgerechnet werden. Mit den Jahren hat Alfie gelernt, wie sie arbeitet und wie ihre Arbeit am besten organisiert werden kann, und zwar immer exakter, sodass sich Jill beim Großteil ihres Tagesablaufs ganz auf ihn verlässt. Er überprüft ihren Kohlendioxidverbrauch, erinnert sie daran, wenn ihr CO 2 -Budget zur Neige geht, und sorgt dafür, dass die Reisen, die sie beruflich unternehmen muss, nicht zu einer Überschreitung führen. Angesichts der zu jedem Augenblick eingehenden Fülle an Informationen hilft ihr Alfie, ihre täglichen Aufgaben zu bewältigen, Prioritäten zu setzen und ihre wöchentlichen Ziele zu erreichen. Alfie ist einzigartig: Diese Maschine erstellt auf der Grundlage künstlicher Intelligenz eine Logik, die ganz an Jills Umfeld und Arbeitsrhythmen angepasst ist und die sich weiterentwickelt, wenn sich bei ihr neue Vorlieben herauskristallisieren. 15
Ist Alfie so etwas wie ein Mensch? Jill wird darauf antworten, dass sie nicht mehr ohne ihn auskommt, so sehr hilft er ihr dabei, ihr hochgradig zersplittertes Arbeitsleben zusammenzuhalten. Und Alfie ist nicht allein. Über den Globus verstreut sammeln Milliarden kognitive Assistenten Informationen, überwachen das Verhalten von Menschen wie Jill und werden je nach deren Vorlieben aktiv. Diese massenhaft auftretenden Computer sind in immer stärkerem Maß in der Lage, selbständig zu lernen und neues Wissen zu generieren, ohne dass sie auf menschliche Unterstützung angewiesen sind. Jahrzehntelang haben sie die unermesslichen Inhalte des Internets gescannt und »kennen« buchstäblich jedes Stückchen öffentlich zugänglicher Information, jede wissenschaftliche Entdeckung, jedes Buch, jeden Film und jede öffentliche Äußerung von Menschen.
Faktor Globalisierung: Erreichbarkeit sieben Tage die Woche rund um die Uhr
Jill lebt in einer Welt, die niemals schläft. Kollegen in vielen Zeitzonen warten darauf, sich mit ihr kurzschließen zu können – in einer Welt der 24-Stunden-Bereitschaft. Die am deutlichsten erkennbare Kraft, die für die Zersplitterung ihrer Welt verantwortlich ist, war die Rechnerleistung zusammen mit einem hohen Grad an Vernetzung. Hinter ihnen steht allerdings eine immer stärker globalisierte und konkurrierende Welt, die Jill und ihre Kollegen gewaltig unter Druck setzt, auf Anforderungen schnell und akkurat zu reagieren.
Der Zusammenschluss der verschiedenen Zeitzonen auf der Welt begann so richtig ab den 1990er-Jahren, als die Märkte weltweit zu einem echten globalen Ganzen zusammenwuchsen. Ab dieser Zeit erlebten Schwellenländer wie China und Indien, Brasilien und Südkorea ein gewaltiges Wachstum. Tatsächlich trugen die Schwellenländer 2009 zur Hälfte des globalen Wirtschaftsaufkommens bei und sorgten 2010 für den Großteil des globalen Wachstums. 2010 wuchsen die sechs größten aufstrebenden Volkswirtschaften – die »Big Six« Brasilien, China, Indien, Mexiko, Russland und Südkorea – um 5,1 Prozent. In den nächsten zwei Jahrzehnten wird von Staaten wie Ägypten, Nigeria, der Türkei, Indonesien und Malaysia eine zweite Welle wirtschaftlicher Aktivitäten ausgehen.
Um sich das ganze Ausmaß der Globalisierung vor Augen zu führen: 1995 waren in der Fortune Global 500, der Liste der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt, nur 20 Konzerne aus Schwellenländern vertreten. 2010 waren es bereits 91 Unternehmen. 16 Im Jahr 1990 war der Vorläufer von ArcelorMittal, einem Unternehmen, für das Jill oft arbeitet, noch ein unbekannter Stahlproduzent aus Indonesien. Bis 2010 stieg das Unternehmen zur größten Stahlfirma der Welt auf und wird sich 2025 zu einem der größten Mischkonzerne entwickelt haben, dessen Geschäftsbereiche von Stahl über Telekommunikation bis hin zur Chipherstellung reichen. 17 Die geballten Kräfte der Technologie – die Rechnerwolke (Cloud Computing), die Mobilkommunikation und das Collaborative Computing, also die Zusammenarbeit von in- und externen IT-Systemen – haben zusammen mit dem Wirtschaftswachstum der Schwellenländer das Potenzial, bei der Globalisierung und der Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft in der Arbeitswelt einen Wendepunkt herbeizuführen. Jedes Jahr treten Millionen neuer
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