Job Future - Future Jobs
gelesen. Etwas verschämt erinnere ich mich daran, dass ich hinten im Schrank meiner Mutter zufällig auf Alex Comforts The Joy of Sex stieß. Sie hat sich natürlich nicht als Einzige für dieses Buch interessiert, das sich acht Millionen Mal verkaufte. 6 Unsere Großmütter dagegen lasen noch keine Bücher über sich selbst. Meine besaßen außer vielleicht einem Ratgeber über Haushaltsführung jedenfalls bestimmt keinen Lesestoff über ihre Entwicklung oder ihr Leben. In ihrer Generation dachte man noch nicht so über sich selbst nach wie in meiner. Und in den Generationen X und Y wird man wohl noch mehr über sich selbst nachdenken. Die Reflexivität nimmt zu, und wenn wir uns vermehrt selbst reflektieren und bewusstere Entscheidungen treffen, nehmen auch die Vielfalt im Leben und die Bandbreite dessen zu, was als salonfähig gilt.
Zudem greifen »Arbeit« und »Leben« inzwischen verstärkt ineinander. John und Susan sind nicht sklavisch den institutionalisierten Normen des gesellschaftlich Akzeptablen gefolgt. Sie haben sich vielmehr ein Berufsleben aufgebaut, das ihre Einzigartigkeit widerspiegelt. In dem Maß, in dem die Toleranz für Vielfalt im persönlichen Leben steigt, wächst auch die Akzeptanz für ungewöhnliche Arrangements in der Arbeitswelt.
Faktor Gesellschaft: die Rolle starker Frauen
John arbeitet für einen bekannten multinationalen US-Konzern mit über einer Million Beschäftigten in den USA und anderswo. In den 1990er-Jahren galt in diesem Unternehmen noch eine klare Abmachung mit den Mitarbeitern: Vollzeitarbeit gegen volle Entlohnung. Als John seine erste Reise nach Bangladesch antrat, musste er seinen Jahresurlaub durch unbezahlten Urlaub erweitern. In den 2000er-Jahren begannen seine Führungskräfte, mit flexibleren Arbeitsverträgen zu experimentieren. Sie erkannten, dass sie Beschäftigte wie John mit mehr Flexibilität eher im Betrieb halten konnten.
Mit der Zeit löste sich das Konzept einer einheitlichen und eingleisigen Berufslaufbahn auf: Menschen wie John erhielten Gelegenheit, sich ein Leben aufzubauen, das sie nach ihren Interessen und Wünschen gestalten konnten. Dies spiegelte nicht nur den Trend zu mehr Reflexivität, sondern auch die häufiger werdende Besetzung von Führungspositionen mit Frauen wider, von denen einige aktiv eine Vorbildfunktion bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie übernahmen.
Wahrscheinlich wird es in den beiden nächsten Jahrzehnten im Leben berufstätiger Frauen überall auf der Welt gewaltige Veränderungen geben. Frauen müssen nur an ihre Großmutter oder Mutter denken, um diesen Wandel bei sich selbst zu erkennen. In meiner Generation des Jahrgangs um 1950 boten sich Frauen erstmals echte Chancen, mit Männern auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Wir betraten als eine Art Pioniergeneration mit anderen Bestrebungen und einem gewandelten Selbstverständnis Neuland und wurden mit Veränderungen in der Ehe, in der Familie und bei der Arbeit konfrontiert. In meinen Wirtschaftsseminaren unterrichte ich gegenwärtig auch junge Frauen, die mit großer Zuversicht ihre Chancen sehen und überzeugt sind, dass sie zur Arbeitswelt einen bedeutenden Beitrag leisten können. Natürlich haben sie auch Zweifel, ob sie ihre Arbeit mit einer Mutterschaft vereinbaren können. Aber die meisten sind von genügend weiblichen Vorbildern umgeben, die ihnen eine gute Orientierung geben.
Die Mitglieder des Forschungsverbundes Future of Work haben einige dieser Veränderungen erkannt. Eine Frau beschrieb sie so:
Die Männer übernehmen immer mehr Aufgaben, die traditionell von Frauen erledigt wurden. (Kürzlich lernte ich drei Vollzeitväter kennen, die hervorragend Kinder betreuen, während die Mama im Beruf aufgeht.) Umgekehrt erlebe ich auch Frauen, die sich vermehrt in traditionellen Männerdomänen engagieren. Ich bin ganz sicher: Bis 2020 oder 2030 werden Frauen Männer in Führungspositionen zahlenmäßig überflügeln!
Im Jahr 2010 waren Hochschulabgänger, die in Unternehmen eintraten, zu 50 Prozent weiblich. Tatsächlich erlangen Frauen in vielen entwickelten Ländern wie den USA höhere Berufsabschlüsse als männliche Kollegen. (So gab es 2011 in den USA 2,6 Millionen mehr weibliche als männliche Studenten.) Dabei gibt es natürlich je nach Sektor Unterschiede. So sind Frauen im Ingenieurwesen und Maschinenbau unter- und in einigen Berufen und Sektoren wie PR und Marketing überrepräsentiert.
In dieser Zeit traten Frauen zwar in gleicher Anzahl in
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