Job Future - Future Jobs
ihren Job verloren, weil es jetzt in China eine Fabrik gab, die die gleichen Produkte mit nur 20 Prozent der Lohnkosten der USA herstellte. Und ziemlich kosmopolitisch war auch ihr Lebensstil. Sie aßen heute Sushi und morgen Tacos, reisten in diesem Jahr nach Florenz und im nächsten nach Kambodscha und hatten über Facebook Freunde im Amazonas-Becken und im Hinterland Australiens. Als Mitglied der Generation Y ist John Teil der ersten wirklich vernetzten, globalisierten Generation und hatte ein tieferes Verständnis für kulturelle und andere Unterschiede entwickelt. Und dies versetzte ihn eher in die Lage, sich in andere hineinzudenken und – mit einem Wort – auf breiterer Basis mitmenschliche Solidarität zu entwickeln.
Diese Generation besteht aus Mitgliedern virtueller Communitys mit »Freunden« auf der ganzen Welt, die Vielfalt als Bereicherung sehen und Unterschiede als selbstverständlich akzeptieren. Schon 2010 zeichneten sich ihre Vorlieben bei der Arbeit ab. Diese Generation ist technisch versiert, setzt bei der Arbeit mühelos modernste Technik ein und kommuniziert lieber über E-Mail und SMS als über den direkten Kontakt. Mit Webinaren (Webseminare) und Online-Technik als Methode zur Verbreitung von Informationen und zum Lernen ist sie bestens vertraut.
Bei meinen Forschungen habe ich mich auch damit befasst, wie sich die Generation Y in der Arbeitswelt entwickeln wird. 3 Dabei entdeckte ich, dass sie sich vor allem aufs Lernen und auf Gelegenheiten konzentriert, ihre Kenntnisse zu vertiefen und Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Ihre Angehörigen werden folglich wahrscheinlich Arbeitsformen wählen, die eine starke Lernkomponente beinhalten und Gelegenheiten bieten, von Gleichgesinnten lernen zu können. Als wir Probanden aus dieser Generation befragten, was ihnen an einer Arbeit widerstrebe, wurden als deutlich negativster Aspekt Chefs aus der Generation der Babyboomer genannt, die sie zu stark kontrollierten und zu wenig betreuten.
Als diese Generation in den 2020er-Jahren in Führungspositionen in der Wirtschaft gelangte, war es vielen wie John besonders wichtig, eine Familie zu gründen und ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben aufzubauen. Sie haben Spaß am Elterndasein, wollen mehr Zeit für ihre Kinder haben und, was die jungen Väter angeht, bei der Erziehung eine aktivere Rolle spielen. Die Angehörigen dieser Generation sind in Teams aufgewachsen und verstehen sich deshalb als Mannschaftsspieler. Sie haben mehr Kooperation gelernt als ihre Eltern aus der Generation der Babyboomer, die eher mit einem Konkurrenzdenken aufgewachsen sind. Und so beschreibt es ein Angehöriger der Generation Y aus unserem Forschungsverbund Future of Work :
In meinem Umfeld nimmt man eine Stelle gewöhnlich eher deshalb an, weil man dort von jemandem etwas lernen kann, und nicht wegen der Stellenbeschreibung. Diejenigen Führungskräfte oder Arbeitgeber, die glanzvolle junge Talente anziehen, helfen ihren Mitarbeitern offenbar im persönlichen Gespräch, sich weiterzuentwickeln. Sie teilen ihr Wissen mit und stellen jedes Mitglied ihres Teams vor Herausforderungen, bis hinunter zur Sekretärin.
Und diese Sichtweise herrscht nicht nur in den westlichen Industriestaaten vor. So sagte zum Beispiel eine indische Führungskraft über Mitarbeiter aus der Generation Y, die in ihrem Büro in Mumbai für einen multinationalen Konzern arbeiten:
Die Generation Y verlangt ein hohes Maß an Freiheit am Arbeitsplatz (keine Fragen von der Führungskraft, solange die Arbeit erledigt wird!), die Chance, es auf einem bestimmten Gebiet zu meisterhafter Beherrschung zu bringen, um den eigenen Wert zu erhöhen, und die Chance, Teil eines übergeordneten Ganzen zu sein. Besonders schwierig ist allerdings der Zeitrahmen, den sie Arbeitgebern setzen, um ihre Erwartungen zu erfüllen. Ich denke, der große Unterschied zwischen den Generationen X und Y reduziert sich letztlich auf die Geduld. Die Generation X war bereit, Karriere langfristig anzugehen, sich durchbeißen und so weiter, während die Generation Y eher kurzfristig für ein Projekt oder einen Vertrag plant und bei der leisesten Unstimmigkeit das Handtuch wirft.
Faktor Gesellschaft: der Siegeszug der Reflexivität
Schauen wir uns das Szenario um John erneut unter dem Aspekt seiner aktiven Entscheidungen an. Er hat sich bewusst entschlossen, zwischen Schule und College ein Jahr Auszeit zu nehmen, und ein Unternehmen gewählt, das es ihm
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