Job Future - Future Jobs
die Betriebe ein, gelangten aber schlechter nach oben. 2010 stellten Frauen – wieder mit Unterschieden je nach Sektor – 30 Prozent der Führungskräfte. Aber in den gehobenen Führungspositionen und Vorständen waren sie mit nur noch circa zehn Prozent vertreten und kamen selten über 15 Prozent hinaus. 7
Dass der Frauenanteil mit zunehmender Höhe in der Betriebshierarchie abnimmt, wird in den meisten Studien auf eine Kombination mehrerer Ursachen zurückgeführt: so auf Persönliches (Frauen verhandeln zaghafter und vernetzen sich schlechter mit mächtigen Männern), auf Strukturelles (sie spezialisieren sich auf Fachbereiche wie Recht oder Personal, in denen der Weg nicht bis an die Spitze führt), auf die Unternehmenskultur (in den Unternehmensführungen werden »männliche« Qualitäten überschätzt) und auf die Familienstruktur (nach einer Erziehungszeit fällt Frauen der berufliche Wiedereinstieg mit einer raschen Karriere schwer, während die meisten Männer bislang nicht bereit sind, sich in gleicher Weise wie sie an der Kinderbetreuung zu beteiligen).
Trotz dieser Faktoren steht zu erwarten, dass sich der Frauenanteil in Führungspositionen in den kommenden Jahrzehnten erhöhen wird. Beschleunigt wird dieser Trend durch staatliche Gesetze. So verabschiedete 2006 die norwegische Regierung ein Gesetz, nach dem der Frauenanteil in den Vorständen der Unternehmen mindestens 40 Prozent betragen muss. In den folgenden drei Jahren machten die Geschäftsführer und Vorstände mit einer Reihe von Maßnahmen geeignete Frauen ausfindig, bauten sie auf und überzeugten sie, in die oberste Führung einzutreten. Bis Ende 2008 konnte der Frauenanteil in Vorständen und Verwaltungsräten so auf 44,2 Prozent gesteigert werden 8 – für viele eine Erfolgsgeschichte. Von da an äußerten auch andere Regierungen Interesse an einer ähnlichen Gesetzgebung.
Beschleunigend werden in den Generationen Y und Z auch die veränderten Erwartungen der Männer wirken, die mehr Zeit mit der Familie verbringen wollen. Wenn mehr Frauen in Spitzenpositionen gelangen, wird in der Unternehmenskultur weniger auf rein männliche und mehr auf unterschiedliche individuelle Bedürfnisse Rücksicht genommen.
Als Ergebnis dieser verschiedenen Impulse sitzt bis 2025 eine deutlich größere Anzahl Frauen in höheren Führungspositionen, in manchen Unternehmen 50 Prozent. Durch den gestiegenen Frauenanteil erhalten junge weibliche Angestellte eine Vielfalt an weiblichen Vorbildern für neue Rollen. Dadurch bieten sich auch mehr Möglichkeiten, sein Leben individueller zu gestalten. Auch haben mehr Frauen in Spitzenpositionen dafür gesorgt, dass Verantwortung in der Familie als eine legitime Priorität wahrgenommen wird.
Faktor Gesellschaft: der Mann für Beruf und Familie
Dass sich die Arbeitsbedingungen für Beschäftigte wie John und Susan veränderten, hängt nicht nur mit der gewandelten Stellung der Frauen zusammen. Verändert hat sich auch etwas bei den Männern. Schon in den 1980er-Jahren zeichnete sich beim Rollenverständnis der Geschlechter ein Wandel ab. 1992 stellte der Soziologe Anthony Giddens die Frage: »Was wollen Männer?« Seine Antwort lautete: »In einer Hinsicht gab es hier vom 19. Jahrhundert an eine klare Antwort, die beide Geschlechter bejahten: Männer wollen eine Stellung unter Männern, die sich in materiellen Belohnungen niederschlägt und mit Ritualen männlicher Solidarität verknüpft ist.« 9 Bis zu dieser Zeit, so Giddens weiter, sei das Wesen des Mannes unter einer Reihe gesellschaftlicher Einflüsse verborgen gewesen, die nun unterminiert werden oder schon erodiert sind. Dazu gehören die Dominanz des Mannes über die öffentliche Sphäre, die Problematisierung von Frauen als unberechenbar oder irrational in ihren Begierden und Handlungen sowie die nach Geschlechtern festgelegte Arbeitsteilung. 10
Als immer mehr Frauen in höhere Positionen aufstiegen, veränderten sie das Wesen der Arbeit in den drei Bereichen des gesellschaftlichen Einflusses, die Giddens reflektiert: Die Vorherrschaft der Männer im öffentlichen Bereich ging zurück, das Klischee der Frau als undurchschaubar oder irrational verblasste und wich einem breiteren und differenzierteren Bild. Und schließlich geriet auch die traditionelle Arbeitsteilung, die selbst berufstätigen Frauen den Löwenanteil der Hausarbeit aufbürdete, ins Wanken.
Als Ergebnis wich die vormals männlich geprägte Kultur in vielen Unternehmen – so auch bei
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