Job Future - Future Jobs
Charakter der internationalen Diskussion schrittweise verändern. Für mich sind diese Graswurzelaktivisten Menschen, die sich als erste an Experimente wagen, innovative Lösungen erproben und dabei auch auf altbewährte Praktiken zurückgreifen. Hinter ihnen stecken Werdegänge wie der Miguels, der mit anderen auf der ganzen Welt in einem Projekt für den Nahverkehr zusammenarbeitet, um den Kohlendioxidausstoß einer Stadt zu senken. Oder Laufbahnen wie Johns, der einer Gemeinde in Bangladesch Kontakte zu seiner Heimatstadt in Oklahoma verschafft hat und nebenher zum Verfechter einer neuen Politik der Wasserversorgung wurde. Oder Chenh-Gong, der in der chinesischen Provinz Henan sein Können und seine Kenntnisse dazu einsetzt, um mit Kurzfilmen die Umweltprobleme auf dem Land um seine Heimatstadt zu dokumentieren. Natürlich greift die Bezeichnung »Berufswahl« hier wohl etwas zu kurz. Aber auch wenn weder Miguel noch John oder Chenh-Gong von ihrem Engagement leben, ist es für alle doch ein wichtiger Teil ihres Arbeitslebens.
Wir können erwarten, dass solche Aktivitäten in allen Bereichen, die Menschen wichtig sind, groß im Kommen sein werden, von der Schulbildung für Kinder in Entwicklungsländern über die Ausrottung endemischer Krankheiten bis hin zu einer Unterstützung von Kleinstbetrieben. Man kann erwarten, dass um den Aufbau und die Förderung von sozialem Engagement zahlreiche Organisationen entstehen werden. Es können Nichtregierungsorganisationen sein wie Save the Children, das sich unserem Forschungsverbund Future of Work angeschlossen hat. Diese NGO, die sich den Kinderrechten verschrieben hat, unterstützte bereits 2010 mit einem ausgefeilten Programm Menschen bei der ehrenamtlichen Arbeit vor Ort oder bei der Vertretung der Interessen ihrer Schützlinge. Es können aber auch Organisationen wie Projects Abroad sein, das 2010 über 18 500 Freiwillige in Projekte auf so verschiedenen Gebieten wie Schule, Naturschutz, Medizin und Journalismus ins Ausland entsandt hat. 11
Laufbahn: soziales Unternehmertum
Für einige wird das Engagement darin bestehen, dass sie als profilierte lokale Akteure Energien mobilisieren und Konzepte entwickeln, wie eine Sache vorangebracht werden kann. Andere werden ihre Führungsqualitäten und ihr Management-Know-how dazu einsetzen, Organisationen aufzubauen, die sozialen Bedürfnissen dienen. Den Kern des sozialen Unternehmertums bildet der Wille, eine Organisation aufzubauen und zu führen, die gesellschaftlichen Wandel schafft. Während sich die Leistungsfähigkeit eines Wirtschaftsunternehmens am Gewinn und den Erträgen bemisst, beurteilen soziale Unternehmen ihre Ergebnisse auf einer breiten Basis.
Der Held des sozialen Unternehmertums ist für viele junge Menschen Professor Muhammad Yunus, der 1976 ein Aktionsforschungsprojekt mit dem Ziel startete, ein System für Bankdienstleistungen zu errichten, das Arme vom Land mit Krediten versorgt. Aus dem Projekt ging die Grameen Bank – Grameen bedeutet in Bengali »ländlich« oder »Dorf« – hervor. Auf dem Mikrofinanzgedanken beruhend, versorgt die Bank die Ärmsten – zumeist Frauen – mit Kleinstkrediten vornehmlich zum Aufbau von Geschäften, die sie aus der Armut holen. Bis November 2009 hatte die Grameen Bank an acht Millionen Menschen 8,6 Milliarden Dollar an Mikrokrediten vergeben. Der Mikrofinanzsektor arrivierte seither zu einer globalen Industrie mit einem Umsatz von 30 Milliarden Dollar.
Ein weiteres Beispiel ist Blake Mycoskie, der Gründer von TOMS Shoes. Erstmals begegnet bin ich ihm auf der Inntown Conference in Norwegen im Frühjahr 2010. Soeben aus Los Angeles eingetroffen, fesselte Blake seine Zuhörer mit der Geschichte, wie er in Argentinien barfüßige Kinder gesehen und daraufhin TOMS Shoes mit der Mission aufgebaut hatte, für jedes verkaufte Paar Schuhe ein bedürftiges Kind mit einem weiteren Paar zu versorgen. Bis April 2010 wurden bei den »Shoe Drop« genannten Aktionen 600 000 Paar Schuhe in über 20 Ländern verteilt, unterstützt von zahlreichen Freiwilligen, die beim Anpassen halfen.
Überall auf der Welt sprießen soziale Unternehmen aus dem Boden, so zum Beispiel die NIKA Water Company, die abgefülltes Wasser in den USA verkauft und den Gewinn zu 100 Prozent dazu einsetzt, Menschen in Entwicklungsländern mit Trinkwasser zu versorgen. Oder der Lebensmittelhersteller Newman’s Own, der seine Erträge vollständig zur Unterstützung verschiedener Bildungsprojekte
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