Job Future - Future Jobs
begreifen, die hauptsächlich dem Gelderwerb dient?
Wir wissen bereits, dass Arbeit eine breite Vielfalt an fruchtbaren Erfahrungen bietet. In den letzten Jahren habe ich Menschen darum gebeten, über folgende Fragen nachzudenken: »Warum arbeite ich?« – »Und warum habe ich mich für meine Art Arbeit entschieden?« Im Folgenden typische Antworten:
Ich arbeite, weil ich gerne Zeit mit anderen verbringe, die ich schätze und von denen ich lernen kann. Solche Beziehungen sind mir wichtig.
An meiner Arbeit liebe ich, dass ich richtig eingespannt bin: Ich genieße die Herausforderung, schwierige Aufgaben zu lösen, das Gefühl zu haben, wirklich etwas leisten zu müssen. Das verschafft mir einen Adrenalinstoß.
Ich schätze an meinem Job die Flexibilität: Ich kann Zeit mit meinen Kindern verbringen, wenn sie Ferien haben. Das bedeutet mir viel.
Ich arbeite, um zu lernen. Ich will alle meine Ideen weiterentwickeln. Für mich ist Arbeit eine großartige Lehranstalt.
Ich arbeite gerne da, wo ich andere führen kann. Ich finde Führung ungeheuer anregend und spannend.
Ich kann jedes Jahr eine einmonatige Auszeit nehmen und eine gemeinnützige Organisation unterstützen. Das empfinde ich als wirklich wertvoll.
Ich finde es spannend, in einer Situation das Gefühl zu haben, besser zu werden und Fortschritte zu machen. Mir macht Spaß, meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und das Gefühl zu haben, mich selbst zu fordern.
All dies sind fruchtbare Erfahrungen: Kollegialität und Betreuung zu erfahren, gefordert zu sein und sich weiterzuentwickeln, verantwortlich Macht und Führung auszuüben, für Kinder da zu sein oder sich gemeinnützig zu engagieren. In der Vergangenheit ging es nach traditioneller Sichtweise bei Arbeit vor allem um Gelderwerb. Die Zukunft könnte ein komplexeres Konzept von Arbeit bestimmen, bei dem es um Erfahrungen, um unsere Bedürfnisse und Sehnsüchte geht.
Der Weg für die dritte Neuorientierung ist frei. Standen zur Zeit der Industriearbeit vornehmlich Geld und Konsum im Zentrum des traditionellen Deals um Arbeit, so ließe sich dieser für die Zukunft ungefähr so neu formulieren:
Ich arbeite, um fruchtbare Erfahrungen zu sammeln. Positive Erfahrungen sind die Basis meines Glücks.
Dieses Konzept verneint keineswegs, dass die Bezahlung von Arbeit wichtig ist: Sie ist ja zur Befriedigung der Grundbedürfnisse notwendig. Aber in vielen entwickelten Ländern der Welt wird ein höheres Einkommen nicht unbedingt mehr Erfüllung oder Zufriedenheit am Arbeitsplatz bringen. Für sie werden eher fruchtbare Erfahrungen sorgen. Die mosaikartigen künftigen Arbeitsbiografien – und die sie begleitenden Glockenspielkurven – erfordern eine neue Einstellung des Einzelnen zu seiner Arbeit, bei der nicht mehr die Bezahlung im Zentrum steht. Das Geld muss in einem ausgewogenen Verhältnis zu den anderen Quellen der Erfahrungen bei der Arbeit stehen.
Dies bedeutet eine grundlegende Wende sowohl in unserer Auffassung, was Arbeit sein sollte, wie auch bei dem Deal, den Arbeitgeber und -nehmer miteinander schließen. Was steht dieser Wende für die kommenden Jahrzehnte im Wege? Und wie können sie diejenigen herbeiführen, die sich eine befriedigende, erfüllende und zukunftsorientierte Arbeitsbiografie wünschen? Wenn Sie diese grundlegende Wende bewerkstelligen wollen, müssen Sie sich deutlich klarer darüber werden, welche Möglichkeiten Sie haben, welche Konsequenzen Ihre Entscheidungen mit sich bringen und welche Kompromisse Sie schließen müssen.
Möglichkeiten, Konsequenzen und Kompromisse
Die Wende vollziehen heißt, zu aktiven Entscheidungen bereit sein. Es geht beispielsweise darum, auf Bezahlung zu verzichten und ein Jahr Auszeit zu nehmen. Oder eine Existenz als Mikrounternehmer anzustreben, mit allen Risiken, die das mit sich bringt. Oder eine flexible Arbeitszeit oder eine Stelle im Jobsharing zu wählen, um mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben. In Zukunft wird es sicher deutlich größere Wahlmöglichkeiten geben als in der Vergangenheit. Traditionell haben zumeist die Unternehmen für ihre Mitarbeiter die Entscheidungen darüber getroffen, was den Deal um die Arbeit bestimmte. Dieses wird immer mehr durch autonome und selbstbestimmte Mitarbeiter festgelegt werden. Dazu brauchen sie aber eine reflektiertere Einstellung, wenn sie Entscheidungen treffen und mit deren Konsequenzen konfrontiert werden.
Entscheidungen zu fällen ist nicht schwierig: Wir treffen sie ständig, in jeder
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