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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hüpfen und »Haltet den Dieb!«
brüllen? Trotz ihrer Vorliebe für waghalsige Sprünge in ausgebreitete
Sprungtücher und ihrer großen Erfolge mit den Piraten von Pleasaunce stand Emma
nicht gern im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Wenn sie ehrlich war,
konnte sie sich nicht einmal vorstellen, beim Anblick des Diebes irgendetwas zu
unternehmen.
    Doch in diese Verlegenheit kam sie erst
gar nicht, denn es gab nichts zu unternehmen. Etwa ein Dutzend Passagiere
verließ die Fähre, doch keiner von ihnen trug etwas, das auch nur entfernt an
ihre Tasche erinnerte. Es konnte natürlich sein, dass sich die Reisetasche in
einem der großen Seesäcke oder im Mammutschlafsack eines der Rucksacktouristen
befand. Doch Emma konnte sich kaum wie ein Zollinspektor am Ende der Gangway
aufpflanzen, verlangen, dass sämtliche Gepäckstücke geöffnet würden, und sie
eigenhändig durchsuchen. Es blieb ihr anscheinend nichts anderes übrig, als in
den sauren Apfel zu beißen und sich im Herbst auf die Suche nach neuem
Feenschmuck zu machen.
    Vielleicht war es ja besser so. Die
alten Stücke sahen wirklich schäbig aus. Außerdem war nicht sicher, ob ihre
Reparaturversuche von Erfolg gekrönt gewesen wären. Wer immer das Zeug jetzt
hatte, würde bald bitter enttäuscht sein und hatte es nicht besser verdient. Es
sei denn, er hatte ebenfalls eine Aufführung von Iolanthe vorzubereiten.
In diesem Fall konnte Emma diesen Akt der Piraterie sogar irgendwie verstehen.
Sie wusste nur zu gut, wie die Suche nach geeigneten Requisiten eine kleine
Theatertruppe an den Rand der Verzweiflung treiben konnte.
    Doch es war müßig, sich in derartig
abwegige Hypothesen zu versteigen. Der Dieb war sicher kein verzweifelter
Theaterausstatter, sondern ein gemeiner Opportunist, der die wilde Geschichte
des dummen Taxifahrers geglaubt hatte. Er hatte wohl der Versuchung einfach
nicht widerstehen können, eine törichte alte Frau hereinzulegen, der nichts
Besseres einfiel, als mit einer Tasche voll Diamanten herumzuziehen. Sie hätte
dem Taxifahrer das wertlose Zeug zeigen sollen, statt davon auszugehen, dass er
ihren Erklärungen auch ohne Beweis Glauben schenken würde. Wenn hier einer dumm
war, dann war sie es.
    Das Eingeständnis ihres Fehlers war
nicht gerade angetan, Emmas Stimmung aufzuhellen. Eigentlich hatte sie sich
vorgenommen, nach diesem Stopp auf der Fähre nach potenziellen Pocapuk-Besuchern
Ausschau zu halten. Normalerweise setzte Emma zwar stets ihre Pläne in die Tat
um, doch diesmal zog sie sich stattdessen in eine geschützte Ecke hinter einen
großen Holzkasten zurück, der auf der Vorderseite die Aufschrift
»Rettungsringe« trug, und bereitete sich mit düsterer Miene auf das Ende der
Reise vor. Bereits zwei Minuten später näherte sich ihr ein groß gewachsener
älterer Herr, der nicht besonders bedeutend aussah, es aber doch irgendwie war.
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung,
Madam, aber kann es sein, dass dieses Gepäckstück Ihnen gehört?«
    Die Reisetasche! Emma fühlte sich
schlagartig um Jahre verjüngt. »Oh, vielen Dank! Wo haben Sie die denn
gefunden? Ich habe überall danach gesucht.«
    »Das kann ich mir nur schwer
vorstellen, Madam. Ich habe sie an einem Ort gefunden, an dem Sie bestimmt
nicht gesucht haben.«
    Er sprach mit einem leichten
ausländischen Akzent und hatte eine wunderschöne, angenehm tiefe, melodische
Stimme. Momentan klang sie allerdings ein klein wenig belustigt. Emma konnte
gar nicht anders, als ihn anzulächeln, ob sie nun wollte oder nicht.
    »Sie meinen vermutlich die
Herrentoilette. Entschuldigen Sie bitte, aber ich würde gern nachschauen, ob
noch alles da ist.«
    Sie stellte erleichtert fest, dass ihr
blauer Seidenschal noch an seinem Platz war, auch wenn ihn offensichtlich
jemand ziemlich unsanft behandelt hatte. Die Broschen, Halsketten und Armbänder
waren zwar in Unordnung geraten, doch auf den ersten Blick sah es nicht so aus,
als sei etwas gestohlen worden.
    »Ich glaube, da hat sich irgendein
Möchtegern-Juwelendieb eine herbe Enttäuschung eingehandelt. Es handelt sich
bloß um Theaterschmuck, wie sie zweifellos bereits erkannt haben. Ich habe ihn
nur mitgenommen, weil einige Stücke unbedingt ausgebessert werden müssen. Er
ist für die Feen in einer Produktion von Iolanthe, die ich mit den
Gilbert & Sullivan-Fans in meinem Heimatort vorbereite. Die Aufführung
soll in der nächsten Spielzeit stattfinden.«
    »Wie reizend.« Er hatte wirklich eine
umwerfende Stimme. »Dann

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