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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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dass Mrs. Sabine Sie an der Nase herumgeführt hat.
Wer das versucht, wird es verdammt schnell bereuen. Werft mir also später nicht
vor, ich hätte euch nicht rechtzeitig gewarnt.«

Kapitel 4
     
     
    Die Dame mit dem Sonnenhut blickte die
anderen vielsagend an. Ein oder zwei grinsten, was sie nicht weiter zu stören
schien. »Warum trugen sie diese merkwürdige Kleidung, Mrs. Kelling? Etwa weil
sie aus dem Fenster springen mussten, aus dem der schwarze Rauch quoll?«
    Graf Radunov lächelte sie an. »Was
sagen Sie dazu, Mrs. Kelling?«
    »Mich würde interessieren, wo diese
Dame vorigen Donnerstagnachmittag gegen vier Uhr war.«
    »In Cape May, New Jersey. Ich habe dort
einen Vortrag in einem Club gehalten, was Sie gern jederzeit nachprüfen können.
Ich gebe Ihnen Namen und Adresse des Veranstalters, wenn Sie mögen. Glauben Sie
nur nicht, ich hätte in der Zeitung etwas über Sie gelesen. Ich habe
Schwierigkeiten mit der kleinen Schrift, und außerdem hätte ich ohnehin nicht
gewusst, welche Zeitung ich kaufen sollte. Ich weiß ja nicht einmal, aus
welcher Gegend Sie kommen. Jedenfalls war das Feuer nicht groß genug, um in die
Schlagzeilen zu kommen. Außerdem sehe ich kein richtiges Feuer, sondern nur
eine dicke Rauchwolke. Aber kurz vorher muss es dort ein richtiges Feuer
gegeben haben, denn die Feuerwehr war noch da. Ziemlich viele Feuerwehrmänner
sogar. Was war denn los? Etwa eine Art Picknick für Feuerwehrmänner?«
    »So ungefähr.« Emma war immer noch
skeptisch, doch sie war bereit mitzuspielen, bis sie herausgefunden hatte, wer
diese komische Person war. »Es war eine Wohltätigkeitsveranstaltung für die
Familie eines Feuerwehrmannes, der dort bei einem Brand ums Leben gekommen
ist.«
    »Er wurde von einem Pferd getreten«,
ergänzte die Frau.
    »Jetzt reicht es aber langsam.«
Vielleicht war es der Rotwein, der den Mann mit dem Bolschewikenbart so
streitsüchtig machte. »Heutzutage gibt es überhaupt keine Feuerwehrpferde
mehr.«
    »Bei dem Picknick gab es eins«,
korrigierte ihn die Frau seelenruhig. »Sogar ein zweiköpfiges.
Familienmitglieder von Ihnen, Mrs. Kelling?«
    Die Bemerkung wurde mit erstauntem
Lachen quittiert, doch Emma lachte nicht. »Ja«, sagte sie nur.
    »Die beiden sehen Ihrem Ehemann
ähnlich, nicht? Er ist auch der Mann auf dem Foto, das Sie in Ihrer Handtasche
bei sich tragen, nehme ich an. War er auch Feuerwehrmann?«
    »Nein, eigentlich nicht. Mein Mann war
nur ein Feuerwehrfan, einer dieser Enthusiasten, die aus purem Vergnügen hinter
dem Löschwagen herlaufen. Er gehörte zu den Begründern des Hilfsfonds für
bedürftige Feuerwehrleute in unserer Stadt. Daher ernannte man ihn zum Dank zum
Ehrenmitglied des Ersten Löschzuges.«
    »Was hat es nun wirklich mit dem
zweiköpfigen Pferd auf sich?« erkundigte sich eine angespannt wirkende jüngere
Frau, der Jeans ausnahmsweise gut standen.
    »Es war kein richtiges Pferd. Nur zwei
meiner Enkel, die sich als vordere und hintere Hälfte eines Pferdes verkleidet
hatten. Für ein kleines Theaterstück, das einige der jungen Leute vorbereitet
hatten. Mein dritter Enkel spielte einen Dalmatiner.«
    »Wie langweilig. Ich dachte, jetzt käme
etwas richtig Abstruses. Und was war mit dem Pferd, auf dem der Feuerwehrmann
ums Leben gekommen ist? Was hat er angestellt? Etwa versucht, mit dem Vieh die
Feuerwehrleiter hoch zu reiten?«
    Was für ein freches kleines Biest!
»Ganz im Gegenteil«, erwiderte Emma kühl. »Er wollte das Tier aus einem
brennenden Gebäude retten. Bei Feuer reagieren Pferde bekanntlich völlig
kopflos. Der Feuerwehrmann hielt das Tier am Zügel, aber das Pferd richtete
sich auf und schlug wie wild um sich. Ich weiß nicht genau, ob es ihn tatsächlich
getreten hat, aber es ist durchaus möglich.«
    »In den Magen«, erklärte die ältere
Frau. Dies war wirklich eines der merkwürdigsten Gespräche, die Emma je geführt
hatte. »Er hat keine Luft mehr bekommen, und dann ist das Pferd über ihn
weggetrampelt und rausgelaufen, gerade noch rechtzeitig, bevor das Dach
einstürzte. Der Mann wäre wahrscheinlich ohnehin gestorben. Es war nicht mehr
viel übrig von ihm, als das Pferd an ihm vorbei war. Aber das arme Tier konnte
nichts dazu. Es geht ihm übrigens wieder gut, abgesehen von einer großen Narbe
auf dem Rücken.«
    »Stimmt«, musste Emma zugeben. »Sie
sind Mrs. Fath, nehme ich an.« Sie war also keine Psychologin, sondern ein
Medium. Was würde Adelaide Sabine wohl dazu sagen?
    »Richtig. Alding Fath.«

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