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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Die mollige
Dame klang gleichzeitig stolz und ein wenig erstaunt. »Sie haben von mir
gehört?«
    »Sie stehen auf der Liste, die Mrs.
Sabine mir gegeben hat. Ich muss unbedingt herausfinden, wer Sie alle sind.«
Emma wandte sich an das dritte weibliche Wesen, die Schlanke, die das Pferd
langweilig gefunden hatte. »Sie müssen Lisbet Quainley sein.«
    »Genau.« Der jungen Frau war inzwischen
wohl bewusst geworden, dass sie sich ziemlich unhöflich verhalten hatte, denn
sie erhob sich und streckte Emma die Hand hin. »Ich freue mich, dass Sie für
Mrs. Sabine eingesprungen sind, Mrs. Kelling. Haben Sie sich tatsächlich aus
dem Fenster gestürzt?«
    »Ich habe lediglich demonstriert, wie
man wohlbehalten im Sprungtuch der Feuerwehr landet«, erklärte Emma.
    »Hatten Sie denn gar keine Angst?«
    »Oh nein. Es war doch völlig sicher.
Außerdem war das Fenster im ersten Stock.«
    »Allerdings in einer Kirche«, ergänzte
Mrs. Fath.
    »Nun ja, aber die Kirche ist ziemlich
klein. Sie steht oben auf dem Dorfanger, daher war sie der ideale Ort für
unsere Vorführung. Um das Ganze ein wenig spannender zu gestalten, haben wir
eine Rauchbombe gezündet. Ein einfaches Mittel, um die Zuschauer zu unterhalten
und mehr Leute in unser Erfrischungszelt zu locken. Und Sie«, versuchte sie ihr
Glück bei dem Mann mit dem Weinkrug, »sind sicher Mr. Sendik?«
    Anscheinend war sie weniger Ehrfurcht
gebietend als Adelaide Sabine. Jedenfalls sah der Mann keine Veranlassung
aufzustehen, was in der gegebenen Situation angebracht gewesen wäre. Aber
wenigstens stellte er den Krug ab.
    »Ich bin Everard Wont.« Es klang ganz
so wie die Ankündigung des Jüngsten Gerichts. » Doktor Everard Wont,
falls Sie in Ihrem Inselparadies Wert auf akademische Titel legen. Ich bin
Historiker, wie Sie zweifellos wissen.«
    »Selbstverständlich weiß ich das«,
antwortete Emma mit zuckersüßer Stimme. »Ihre amüsante Geschichte der alten
Bostoner Familien war einfach köstlich! Ich habe mich bei der Lektüre fast
halbtot gelacht. Sie besitzen ein wunderbares Gespür für das Absurde.«
    Emma wusste sehr wohl, dass Wont
keineswegs beabsichtigt hatte, etwas Absurdes zu schreiben. Er hatte nur den
Fehler gemacht, sich bei seinen Recherchen von einigen von Cousin Jeremys
Kumpanen helfen zu lassen. Wenn dieser törichte Mensch sich die Mühe gemacht
hätte, seine Quellen etwas genauer zu überprüfen, hätte er bald herausgefunden,
dass sämtliche Mitglieder der Bruderschaft vom Geselligen Kabeljau logen und
flunkerten, dass sich die Balken bogen. Mit Ausnahme eines einzigen Mitbruders,
der jedoch so zwanghaft ehrlich war, dass ihm kein Mensch glaubte.
    Bestimmt hatte Wont inzwischen mehrere
Prozesse gegen sich laufen. Emma konnte zwar nicht sehen, was sich hinter
seinem Bart tat, vermutete jedoch, dass es nichts Gutes war. Wont brummte etwas
und widmete sich wieder seinem Krug.
    Der Mann neben ihm, ein grünäugiger
Rotschopf, der stumm gelächelt hatte, als Emma das Wort »absurd« gebraucht
hatte, stand bereits stramm und schien nur darauf zu warten, dass Emma ihm die
Hand schüttelte. »Ich bin Black John Sendick. Das ist übrigens mein richtiger
Name. Mein Großvater war völlig verrückt nach Geschichten über einen Goldsucher
namens Black John, die damals im Boston Sunday Globe erschienen. Der
Verfasser hieß Hendrix, was ein bisschen wie Sendick klingt. Daher beschloss
mein Opa, mich Black John zu nennen. Er war ziemlich wohlhabend, und meine
Mutter ist zufällig eine geborene Black, daher haben meine Eltern ihm seinen
Willen gelassen. Ich habe schon oft mit dem Gedanken gespielt, mir die Haare
färben zu lassen, aber ich fürchte, selbst dass würde nicht viel nutzen.«
    »Nur, wenn Sie gleichzeitig auch Ihre
Sommersprossen und Augen färben«, konterte Emma lächelnd und gab ihm die Hand.
»Jedenfalls ist es der ideale Name für einen Krimiautor. Ich habe gehört, dass
Sie sich damit Ihren Lebensunterhalt verdienen.«
    »Ich versuche es zumindest. Eigentlich
sind es eher Horrorgeschichten als Krimis. Mein erstes Buch hat den Lesern wohl
nicht genug Angst gemacht, fürchte ich. Es war ein ziemlicher Flop, aber ich
gebe nicht auf. Diesmal habe ich eine wirklich scheußliche Idee für einen Plot.
Ich möchte lieber noch nicht darüber sprechen, sonst klappt es am Ende nicht.«
    »Dann freuen wir uns halt alle darauf,
Ihr Buch zu lesen, wenn es fertig ist.«
    Emma hatte zwar keineswegs vor, sich
das anzutun, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ,

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