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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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wollte den jungen Mann
jedoch auf keinen Fall entmutigen. Er war sicher noch nicht einmal dreißig. Er
sah gepflegt aus, war in der Lage, sich verständlich auszudrücken, und strotzte
nicht vor Selbstgefälligkeit. Durchaus Gründe, dankbar zu sein.
    »Dann müssten Sie gemäß der
Ausschlusskriterien eigentlich Joris Groot sein«, sagte sie zu der letzten
Person auf der Liste.
    Groot machte sich anscheinend nichts
daraus, das Schlusslicht zu spielen. Er war ein kräftiger Mann, groß, nicht
gerade dick, aber gut gepolstert. Er hatte helles, schütteres Haar, das er
wahrscheinlich normalerweise eng an den Kopf geklatscht trug, wenn es nicht wie
momentan vom Wind zerzaust war. Seine Nase würde sich in ein bis zwei Tagen
heftig pellen. Menschen mit derart heller Haut taten besser daran, in der Sonne
einen Hut zu tragen oder sich im Schatten aufzuhalten. Emma schätzte Groot auf
etwa fünfundvierzig Jahre. Er sah aus wie jemand, der eigentlich verheiratet
sein müsste. Sie fragte sich, was er wohl mit seiner Frau angestellt hatte.
    »Sie sind Grafiker, soweit ich weiß«,
sagte sie, »Mrs. Sabine hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass sie einen
Skizziertisch, einen Hocker und ein Tischchen für Ihre Malutensilien in Ihre
Hütte hat bringen lassen. So etwas brauchen Sie doch sicher, nicht wahr?«
    »Klingt viel versprechend. Ich hoffe
nur, dass das Licht ausreicht.« Für einen so großen kräftigen Mann klang seine
Stimme etwas zu hoch und quieksig. »Ich habe meine Ausrüstung mitgebracht.«
    Das war ja wohl selbstverständlich!
Diese Leute schienen davon auszugehen, dass die Gastfreundschaft der Sabines
schier unermesslich war. »Arbeiten Sie momentan an einem bestimmten Projekt?«
    »Ich habe gerade die Illustrationen für
den neuen Katalog von Footsy-Wootsy fertig gestellt«, informierte er sie mit
wahrscheinlich gerechtfertigtem Stolz. »Ein bekannter Schuhhersteller.
Produziert in der Hauptsache Kinderschuhe. Ich habe allein siebenundsechzig
Itsy-Bitsy-Modelle gezeichnet.«
    Emma wusste nicht, ob sie beeindruckt
oder enttäuscht sein sollte. Groot entsprach so gar nicht den Vorstellungen,
die sie von einem Illustrator hatte. Waren alle Vertreter dieser Spezies ein
wenig merkwürdig oder hatte sie es hier mit einer Ausnahme zu tun?
    »Aber Sie haben doch sicher nicht vor,
auf Pocapuk Schuhe zu zeichnen?« sondierte sie.
    »Oh nein«, antwortete er. »Füße
vielleicht, aber sicher nicht nur Schuhe. Ich habe die Nase gestrichen voll von
Kinderschuhen, wenn ich ehrlich sein soll. Daher habe ich beschlossen, ein
wenig zu variieren. Ich werde mit meinem neuen Projekt beginnen, sobald wir
etwas gefunden haben, womit wir anfangen können.«
    »Wir?«
    »Ja, wir alle«, bestätigte er. »Mit
Ausnahme dieses Herrn da.« Groot wies mit einer Kopfbewegung auf Graf Radunov.
»Keine Ahnung, wie er ins Bild passt.«
    »Das wüsste ich auch gern«, konterte
Radunov. »Um welches Bild handelt es sich denn, wenn ich mir die Frage erlauben
darf?«
    »Evs Buch. Über den Schatz. Alding soll
mit ihren übersinnlichen Kräften herausfinden, wo wir graben müssen. Ev
verfasst täglich einen Bericht über unsere Fortschritte, und ich illustriere
das Ganze. Liz soll sich ein flottes Cover für den Umschlag einfallen lassen,
und Black John hat eine tolle Idee für seinen Thriller, wie er eben gesagt hat.
Wie Sie sehen, sind wir ein perfektes kleines Team.«
    »Scheint mir auch so. Weiß Mrs. Sabine,
was Sie vorhaben?«
    »Da bin ich mir nicht ganz sicher. Ich
glaube, Ev wollte sie damit überraschen.«
    »Das ist ihm bei mir jedenfalls
hervorragend gelungen.«
    Emma hatte nicht erwartet, dass die
erste Bombe schon so früh platzen würde. Sollte sie Adelaide sofort über die
dreisten Pläne unterrichten oder lieber erst abwarten, ob überhaupt etwas bei
der Sache herauskam, was ihr höchst unwahrscheinlich erschien. Das Schlimmste,
was passieren konnte, war, dass Wont oder einer seiner Verbündeten
Informationen über die Schatzsuche an die Presse weitergab, um vorab ein wenig
Medienpräsenz zu genießen, und sie sich dann mit einer Horde
Sensationstouristen auf der Insel herumschlagen mussten.
    Doch selbst das war wohl zu bewältigen.
Vielleicht gelang es Vincent und seinen Helfern ja, die Invasion zu verhindern,
bevor sie überhaupt begonnen hatte. Adelaides Familie hatte mit Pocapuk nicht
viel am Hut, dazu war die Insel zu einsam und abgelegen, außerdem war es zu
teuer, sie zu unterhalten. Der große Familiensitz der Pences in

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