Jodeln und Juwelen
Piloten wie einen
alten Freund, den man lange nicht gesehen hat, ungeachtet der Tatsache, dass
sie ihn noch nie im Leben zu Gesicht bekommen hatte. Sie drückte ihm ihr
Päckchen in die Hand, brabbelte ein paar Nichtigkeiten über Papageitaucher und
rannte zurück, um ihre Rolle als Hausherrin zu übernehmen.
»Vincents Tochter hat dein Zimmer schon
gerichtet, Theonia. Sag bloß, der kleine Koffer da ist dein ganzes Gepäck?«
»Mehr hat Tweeters mir nicht erlaubt.
Das Flugzeug ist randvoll mit Heringen für die Papageitaucher. Da wir ungefähr
gleich groß sind, hege ich die skrupellose Absicht, mich über deinen
Kleiderschrank herzumachen, um mein Garderobendefizit auszugleichen. Du siehst
wunderbar aus, Emma. Das Inselleben scheint dir gut zu bekommen. Nein,
wirklich, Vincent, lassen Sie sich bitte durch uns nicht von der Arbeit
abhalten. Aber es wäre nett, wenn Sie Mr. Arbuthnot helfen könnten, das Dock zu
verlassen, ohne seine Schwimmkörper zu beschädigen. Tschüsschen, Tweeters! Wirf
den Papageitauchern einen Hering von mir zu.«
Unter Girren und Winken mit
wohlgeformter Hand eiste Theonia Emma und sich von den Männern los, und die
beiden begaben sich gemeinsam ins Haus. Sandy stand an der Tür und hüpfte vor
Ungeduld. Sie konnte es anscheinend kaum erwarten, das Gepäck der unerwarteten
Besucherin auspacken zu dürfen, um herauszufinden, was sie mitgebracht hatte.
»Wow! Zwei Mrs. Kellings! Jetzt brauche
ich mich mit Bernice nicht mehr darüber zu streiten, wer morgens den Tee
raufbringt. Darf ich Ihren Koffer tragen, Mrs. Kelling? Wo ist denn Ihr anderes
Gepäck? Bringt Daddy es hoch?«
»Mrs. Brooks ist überstürzt abgereist,
daher wird sie meine Garderobe mitbenutzen«, sagte Emma. »Und du nennst sie am
besten von jetzt an Mrs. Brooks, damit jeder weiß, wer gemeint ist. Habt ihr
das Frühstück schon weggeräumt?«
»Nöh. Miss Quainley und Mr. Wont sind
immer noch da und futtern wie die Scheunendrescher. Möchten Sie noch was, Mrs.
Brooks? Ich kann Ihnen ein schönes Tablett bringen. Bubbles macht bestimmt gern
frischen Kaffee für Sie, das macht er für Pop dauernd. Mein Vater hasst nämlich
aufgewärmten Kaffee.«
»Vielen Dank, Sandy, es wäre lieb, wenn
du mir den Kaffee aufs Zimmer bringen würdest. Schwarz, bitte, und ohne
Zucker.« Theonia versuchte ständig, Diät zu halten, wenn auch nur bis zu einem
gewissen Punkt. »Und ein Muffin oder etwas in der Art, falls ihr so etwas habt.
Aber nur mit einem winzigen Klacks Konfitüre.«
»Alles klar, wird gemacht. Bubbles
macht tolle Muffins, falls die Leute sie nicht schon alle verputzt haben. Meine
Güte, können die reinhauen! Soll ich zuerst Ihre Tasche rauftragen?«
»Das schaffen wir schon allein«, sagte
Emma. »Nichts wie los, Sandy.«
Theonia versuchte, ernst zu bleiben.
»Das ist also deine persönliche Kammerzofe. Wie niedlich.«
»Finde ich auch. Es gibt sogar zwei,
wie du sicher erraten hast. Sandy hat ihre Freundin mitgebracht. Bernice ist
noch ein wenig schüchtern, aber ich fürchte, das wird sich bald ändern. Vincent
hat übrigens auch einen Sohn, der ebenfalls hier bei uns arbeitet. Die Mutter
ist den Sommer über bei einer Ausgrabung. Sie ist Archäologin, hat er mir
erzählt.«
»Interessante Familie«, girrte Theonia.
»Gibt es noch weiteres Personal? Wer ist dieser Bubbles?«
»Unser Koch. Mit Nachnamen heißt er
Ryan. Du wirst schon sehen, warum man ihn Bubbles nennt. Er hat mir erzählt, er
sei Krankenpfleger und arbeite während des Winters in einem Hospiz. Den Sommer
verbringt er auf der Insel, weil er Depressionen davon bekommt, dass alle seine
Patienten sterben, was ich sehr gut verstehen kann. Ich kann über ihn nur
sagen, dass er immer fröhlich ist, wenn ich ihn sehe, ein reizendes Lispeln hat
und phantastisch kocht. Bubbles kümmert sich auch rührend um Mrs. Fath, die
einer der Gründe ist, warum ich so froh bin, dass du hier bist. Hat Max dir
alles erzählt?«
»Vor allem das, was dir zugestoßen ist.
Ich muss schon sagen, du hast einiges durchmachen müssen, meine Liebe. Ich
wollte nicht, dass er mir allzu viel über die Gäste erzählt, weil ich der
Meinung bin, dass der erste Eindruck oft sehr hilfreich ist. Wie gefällt dir
das Haus, Emma?«
»Genau das wollte ich dich gerade
fragen. Ich finde es absolut perfekt, aber wenn ich freie Hand hätte, würde ich
es auf der Stelle abbrennen.«
Diesmal konnte sich Theonia das Lachen
unmöglich verkneifen. »Eine typische Emma Kelling-Bemerkung! Ich
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